Berlin. Nach dem Schweizer Votum für begrenzte Zuwanderung warnen deutsche Verbände und Unternehmen vor negativen Auswirkungen auf die Wirtschaftsbeziehungen zu der Alpenrepublik. „Das Schweizer Votum ist aus Sicht der deutschen Industrie bedauerlich”, teilte der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), Markus Kerber, am Montag mit. Die Freizügigkeit von Personen sei zentraler Bestandteil des Europäischen Binnenmarktes, in den die Schweiz auch stark integriert sei, erklärte Kerber.
Der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Eric Schweitzer, sagte, die Schweiz profitiere von den Vorteilen des Binnenmarktes. Mit einer einseitigen Einschränkung der Zuwanderung würden aber bilaterale Abkommen zwischen der Schweiz und der EU zum Binnenhandel infrage gestellt.
Am Sonntag hatte sich eine knappe Mehrheit der Schweizer dafür ausgesprochen, die Zahl der Einwanderer einzuschränken. In einer Volksabstimmung unterstützten 50,3 Prozent eine Initiative der national-konservativen Schweizer Volkspartei (SVP) „gegen Masseneinwanderung”. Die Schweizer Regierung muss nun binnen drei Jahren das Anliegen umsetzen.
Bislang sei das politische und wirtschaftliche Verhältnis zur Schweiz „reibungsfrei und ausgezeichnet”, sagte der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA), Gerhard Handke. „Das ist sicherlich gestört durch dieses Votum.” Der freie Warenverkehr an sich sei aber zunächst nicht betroffen.
Deutschland ist ein wichtiges Lieferland für die Schweiz
Deutschland exportierte nach Zahlen des Statistischen Bundesamtes in Wiesbaden von Januar bis November 2013 Waren im Wert von 44 Milliarden Euro in die Schweiz. Die Importe beliefen sich im selben Zeitraum auf 36 Milliarden Euro. „Der deutsche Markt ist das schweizerische Exportziel Nummer eins, Deutschland wichtigstes Lieferland für die Schweiz”, sagt BDI-Hauptgeschäftsführer Kerber.
Das arbeitgebernahe Institut der deutschen Wirtschaft (IW) prognostiziert einen Schaden für die wirtschaftliche Entwicklung der Schweiz. Der Wohlstand der Schweiz gehe zu großen Teilen auf die Leistungen von Zuwanderern zurück. 24 Prozent der in der Schweiz Beschäftigten seien Ausländer.
Auch Lufthansa-Chef Christoph Franz ist besorgt. Der deutsche Manager, der im März an die Spitze des Verwaltungsrats des Schweizer Pharmakonzerns Roche gewählt werden soll, fürchtet, dass in Zukunft nicht genug Fachkräfte zur Verfügung stehen. „Die schweizerische Wirtschaft braucht auch in Zukunft hochqualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus der Schweiz und aus anderen Ländern”, sagte Franz „Handelsblatt-Online”. (dpa)