Bern. Der 1980 eröffnete Gotthard-Straßentunnel muss saniert werden. Damit die Straßenverbindung auch während der Bauzeit offen bleiben kann, soll eine zweite Tunnelröhre gebaut werden. Die Verkehrskommission des Ständerats (KVF) hat diesem Vorschlag des Bundesrats knapp mit 7 zu 6 Stimmen zugestimmt. Der Ständerat ist neben dem Nationalrat die zweite Kammer in der Bundesversammlung, dem schweizer Parlament. Ab etwa 2030, wenn die neue Röhre gebaut und die alte renoviert ist, würden dann zwei Tunnels durch den Gotthard führen. Die Kapazität soll nach den Vorstellungen des Bundesrates aber nicht erhöht werden: Per Gesetz soll festgeschrieben werden, dass jeweils nur eine Fahrspur pro Richtung betrieben werden darf. Die zweite Spur in jeder Röhre soll lediglich als Pannenstreifen dienen.
Die Mehrheit der KVF sieht in ihrem Vorschlag die beste Lösung: Damit sei die Anbindung des Tessins gewährleistet. Die für die Schweiz und Europa wichtige Gotthard-Verbindung könne auch während der Sanierung offen bleiben. Gemäss KVF kann nach der Fertigstellung des zweiten Tunnels die Sicherheit erhöht werden, weil die Gefahr von Frontal- und Streifkollisionen mit zwei getrennten Röhren gebannt ist, wie es in einer Mitteilung der Parlamentsdienste vom Dienstag heißt. Zudem würde die Variante des Bundesrats auch spätere Sanierungen ermöglichen.
Der Bundesrat hatte auch eine Sanierung des Gotthard-Strassentunnels ohne zweite Röhre zur Diskussion gestellt. Dies würde eine Sperrung der Gotthard-Röhre nötig machen, allenfalls mit einer Öffnung im Sommer. Insgesamt bliebe der Tunnel während 980 Tagen geschlossen.
Gegen diese Variante setzt sich das Tessin zur Wehr: Die Regierung befürchtet, dass der Kanton mehrere Jahre lang vom Rest der Schweiz isoliert wäre. Zu den Befürwortern einer zweiten Röhre gehören auch Verkehrs-, Transport- und Wirtschaftsverbände. (diwi)