Bonn/Berlin. Im Tarifkonflikt um kürzere Arbeitszeiten bei der Post haben die Mitarbeiter mit neuen Warnstreiks begonnen. Die Post demonstrierte aber Gelassenheit: Bisher hätten sich die Auswirkungen für die Kunden in Grenzen gehalten, sagte ein Sprecher.
Die Gewerkschaft Verdi kündigte am Montag „zeitlich befristete Arbeitsniederlegungen” ab Dienstag an, ohne weitere Details zu nennen. „Die Deutsche Post muss endlich ein verhandlungsfähiges Angebot vorlegen”, forderte die Verdi-Verhandlungsführerin Andrea Kocsis. Die vierte Tarifrunde war am Samstag ergebnislos abgebrochen worden. Die nächste Verhandlungsrunde findet am 20. und 21. Mai in Königswinter bei Bonn statt.
Die Post hatte unter anderem angeboten, den Kündigungsschutz um drei Jahre bis Ende 2018 zu verlängern, weitere Erholungszeiten und den 24. und 31. Dezember wieder als arbeitsfreie Tage einzuführen. Daraus ergibt sich nach Rechnung der Post insgesamt eine Stunde weniger Wochenarbeitszeit bei vollem Lohnausgleich. Die Gewerkschaft fordert eine Arbeitszeitverkürzung von 38,5 auf 36 Stunden ebenfalls bei vollem Lohnausgleich.
Nur maximal zehn Prozent der Sendungen verspätet
Der Tarifkonflikt läuft seit Mitte März. Warnstreiks gab es auch nach den vorherigen drei Tarifrunden. Nach Angaben eines Postsprechers hatten sich die Auswirkungen aber bisher in Grenzen gehalten. Maximal
10 Prozent der Sendungen seien einen Tag verspätet zugestellt worden. Von den 130.000 Tarifangestellten hätten nur bis zu 10 000 mitgemacht. Außerdem habe die Post noch rund 38.000 Beamte, die von dem Konflikt nicht betroffen sind.
Hintergrund ist die Gründung von 49 regionalen Gesellschaften in der Paketzustellung. Die Post beschäftigt in diesen Unternehmen mehr als 6000 Menschen. Bezahlt werden sie aber nicht nach dem Haustarif, sondern nach den niedrigeren regionalen Tarifen des Speditions- und Logistikgewerbes. Verdi sieht in dem Aufbau eines zweiten Paketzustellernetzes einen Verstoß gegen tarifvertragliche Vereinbarungen, was die Post strikt zurückweist.
Verdi fordert neben der Arbeitszeitverkürzung 5,5 Prozent mehr Geld. Das hatte die Post prompt als realitätsfern und unfinanzierbar zurückgewiesen. Sie will erst das Thema Arbeitszeiten klären, bevor es um das Geld geht. (dpa)