Berlin/Fulda/Frankfurt. Im Tarifkonflikt bei der Deutschen Bahn arbeiten Lokführergewerkschaft GDL und die größere Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft EVG weiterhin nicht zusammen. Unmittelbar nach Ende des bislang längsten GDL-Streiks beschloss die Tarifkommission der EVG am Montag in Fulda erwartungsgemäß, an den eigenen Forderungen festzuhalten.
Die unterschiedlichen Forderungen der beiden Gewerkschaften in den parallelen Verhandlungen sind das Haupthindernis für übereinstimmende Tarifverträge, wie sie das Unternehmen anstrebt. Während die EVG vor allem mehr Gehalt für die Beschäftigen erreichen will, verlangt die GDL kürzere Arbeitszeiten und günstigere Sozialvorschriften. Von überproportionalen Gehaltssteigerungen für die unteren Lohngruppen, wie von der EVG verlangt, wollen die Lokführer hingegen nichts wissen.
Die EVG halte an ihren Grundsätzen fest, erklärte die Verhandlungsführerin Regina Rusch-Ziemba. „Wir wollen einen Tarifvertrag, der für alle Beschäftigten gleichermaßen gilt und der vor allem für alle Berufsgruppen das gleiche Ende der Laufzeit vorsieht. Eine Spaltung des Belegschaft wird es mit der EVG nicht geben”. Die Bahn müsse bei den Verhandlungen an diesem Dienstag in Frankfurt noch deutlich nachlegen. „4,7 Prozent mehr bei einer Laufzeit von 29 Monaten sind für uns nicht akzeptabel, ebenso ist der angebotene Mindestbetrag von 75 Euro viel zu niedrig.” Die EVG fordert 6 Prozent mehr, mindestens aber 150 Euro im Monat mehr.
Aus Lokrangierführern sollen Transportlogistiker werden
Immer mehr rücken in dem Streit die rund 3000 Lokrangierführer in den Fokus, die nach Forderung der GDL das gleiche Geld wie die Streckenlokführer erhalten sollen. Die EVG, die nach eigenen Angaben mindestens 75 Prozent dieser Berufsgruppe als Mitglieder hat, will hingegen für die Beschäftigten ein neues, besser bezahltes Berufsbild des Transportlogistikers schaffen. Die Kollegen müssten längst nicht mehr nur die Wagen zusammenkoppeln, sondern hätten zahlreiche weitere Aufgaben übernommen, die bislang aber nicht vergütet würden, sagte der EVG-Sprecher. Bislang hat ausschließlich die EVG Tarifverträge für die Lokrangierführer abgeschlossen.
Der Bahnverkehr lief am Montag erstmals nach dem am Sonntagmorgen beendeten Lokführerstreik wieder weitgehend normal, wie das Unternehmen berichtete. In der vergangenen Woche sei nur gut jeder zweite geplante Zug gefahren. Verhältnismäßig viele Verbindungen fielen im Fernverkehr aus, wie ein Bahnsprecher am Montag in Berlin sagte. Auf den Langstrecken verkehrte täglich nur ein Drittel der sonst rund 800 Züge. Genau umgekehrt war das Verhältnis im Güterverkehr: Von täglich 3600 Güterzügen sei etwa ein Drittel nicht gefahren. Bei der großen Masse der regionalen Fahrten sei etwa die Hälfte streikbedingt ausgefallen. (dpa)