Wachstum angepeilt

Klaus Hellmann, geschäftsführender Gesellschafter Hellmann Worldwide Logistics, ist immer für eine Überraschung gut. Seine zwei jüngsten Coups: die Übernahme der Spedition Kunze und der Aufkauf der Augsburger Stückgutsparte von Honold im vergangenen Jahr. Und im Februar dieses Jahres folgte der nächste Paukenschlag: Hellmann gibt die Deutschland-Leitung für den Landverkehr und die Kontraktlogistik an seinen Chief Information Officer (CIO) Jürgen Burger ab. Der 45-Jährige ist ab sofort Länderpate für Deutschland im European Executive Board und wird zudem Mitglied im Main Board des Unternehmens. Unterstützt wird er von Kai Hasenpusch, Geschäftsleiter Deutschland Vertrieb Marketing, und René Stöcker, Geschäftsleiter Deutschlands Operations. Burger, der seit 2005 bei Hellmann das Mega-IT-Projekt "Helios" leitet, verantwortet nun also den umsatzstärksten Bereich des Unternehmens. Klaus Hellmann wird sich dagegen künftig auf die Entwicklung der europäischen Landverkehre in Europa und die Führung seines Unternehmens konzentrieren. Von "Rückzug" will der 65-Jährige aber nicht sprechen, auch nicht von "Generationswechsel", eher von "einer konsequenten Weiterentwicklung innerhalb Hellmanns". Der Begriff Generationswechsel impliziere die Übergabe an seine Tochter, 27, und seinen Sohn, 21. Dieser stünde jetzt noch nicht an, betont er gegenüber der VerkehrsRundschau. Hellmann wörtlich: "Ich habe aber jetzt das Alter. Da muss man Weichenstellungen für die Zukunft treffen." Dass sich diese Frage eines Tages stelle, sei ihm zum ersten Mal vor über zehn Jahren auf einer Betriebsversammlung bewusst geworden: "Da war ich Anfang 50 und sagte vor Mitarbeitern, ich sei noch jung. An der Reaktion der anderen habe ich aber gespürt, dass sie das anders sahen", erzählt er. Das sei für ihn das erste Signal gewesen, sich mit der Übergabe-Frage auseinanderzusetzen. "Für mich ist das aber kein Problem. Ich habe in meinem Leben immer etwas aufgebaut und immer etwas abgegeben." Burger sei dafür der richtige Mann: "Logistik hat viel mit Prozessen zu tun, das Thema IT ebenso." Diese "Leidenschaft für Prozesse", formuliert es Hellmann, "verbindet uns". Zumal in der Logistik "die analoge und die digitale Welt immer stärker zusammenrücken und eins werden müssen", sagt er. Und wie sieht sich Burger selbst? Der ehemalige Accenture-Berater wörtlich: "Ich bin ein starker Strategie- und Organisations-Denker mit großem IT-Touch." Seinen Führungsstil beschreibt er als "relativ kooperativ" und seine Stärke sieht er im "Zusammenbau erfolgreicher Teams". Als wichtigstes Ziel in seiner neuen Aufgabe sieht er, "die Aktivitäten des Unternehmens in Deutschland strategisch weiterzuentwickeln. Unsere Zukäufe hierzulande im letzten Jahr waren kein Zufall", sagt er, "sondern folgten einem strategischen Muster". Konsolidierung hat 2014 Priorität Entsprechend ambitionierte Ziele für 2014 nennen Burger und Hellmann im Gespräch mit der VerkehrsRundschau: Sieben Prozent mehr Sendungs- und Umsatzvolumen als im Vorjahr peilen sie für Deutschland an. Und in diesen Zahlen sind noch nicht einmal die im Vorjahr zugekauften Aktivitäten der Spedition Kunze und der Augsburger Stückgutsparte der Honold Logistik Gruppe enthalten. "Priorität in diesem Jahr hat gleichwohl die Konsolidierung unseres Geschäfts", betont Hellmann. Weitere Zukäufe seien nicht geplant. "Wenn sich allerdings Übernahme-Chancen ergeben, werden wir diese weiter nutzen, auch und gerade, um das Netz der System-Alliance abzusichern", lässt er sich ein Hintertürchen offen. Wie das Unternehmen dieses hohe Wachstum konkret erreichen will, sagt Hellmann nicht. Fest steht nur, das Unternehmen arbeitet in Deutschland mit Nachdruck an dreierlei: an einer weiteren Optimierung der Erträge, insbesondere dank des unternehmensweiten IT-Projekts Helios, das Burger im Jahr 2009 gestartet hat und bis 2015 abschließen will. Dazu kommt das Thema B2C, die Belieferung von Endkunden, das mittlerweile rund zehn Prozent des Hellmann-Sendungsvolumens ausmacht und schlussendlich das Thema Teilladungsnetz im Zusammenspiel mit den anderen System-Alliance-Partnern. Auch wenn - sowohl für das B2C- als auch für das Teilladungsnetz - konkrete Produkte und Produkt-Features noch ausstehen: An beiden Projekten will Hellmann dran bleiben, betont der geschäftsführende Gesellschafter. Und was sind die drei wichtigsten Projekte, die Burger in seiner neuen Funktion angehen will? Dazu befragt, lacht er nur und meint: "Noch mehr Arbeit?" Auf alle Fälle werde er seine drei laufenden IT-Projekte abschließen, betont er, also die Hellmann-weite Kosten- und Preiskalkulation, die zunehmende Digitalisierung bestimmter Betriebsprozesse sowie die sukzessive Anpassung der IT-Infrastruktur an die geografische Erweiterung des Unternehmens. "Und wenn unser IT-Projekt Helios abgeschlossen ist", kündigt der neue Deutschland-Pate an, "wird Hellmann der erste breit aufgestellte Logistikanbieter sein, der über eine informationstechnisch voll integrierte Wertschöpfungskette verfügt."

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