Auf neuem Kurs

Auf den ersten Blick wirkt alles bestens: Insgesamt 4,99 Milliarden Euro Bruttoumsatz erwirtschaftete das Kemptener Logistikunternehmen Dachser im vergangenen Geschäftsjahr und damit 13,2 Prozent mehr als im Vorjahr. Und beim Sendungsvolumen legte der Dienstleister im Jahr 2013 sogar um 37,5 Prozent auf insgesamt 69,6 Millionen zu. So weit also konnte Dachser-CEO Bernhard Simon stolz auf das Erreichte sein. Zielkorridor nicht erreicht Doch auch er muss einräumen, dass dieser Umsatzsprung vor allem anorganisch erzielt wurde, sprich über Zukäufe: Dachser hatte im vergangenen Jahr die beiden spanischen Unternehmen Azkar und Transunion übernommen. Von diesen Akquisitionen profitierten laut Simon die Landverkehrssparte European Logistics sowie die See- und Luftfracht-Sparte Air & Sea Logistics. Sie legten beim Bruttoumsatz im Jahr 2013 jeweils um 13,5 Prozent und 7,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zu. Rein organisch sei der Umsatz aber in diesen beiden Sparten sogar stagniert, räumt der CEO im Gespräch mit der VerkehrsRundschau ein (siehe Kasten Seite 21). Nur die Sparte Food Logistics konnte beim Bruttoumsatz in 2013 aus eigener Kraft um 8,2 Prozent zulegen. Hier erntete das Unternehmen laut Simon "die Früchte seiner Internationalisierung" - dank der neuen Kooperation "European Food Network", die Dachser im letzten Jahr im Zusammenspiel mit elf europäischen Lebensmittelogistikern initiiert hat. Rein organisch legte der Umsatz auf Konzernebene also insgesamt um 2,3 Prozent im Jahr 2013 zu. Damit sei Dachser zwar "nach wie vor leicht über dem Markt" gewachsen, betont Simon. Er gesteht aber ein: "Damit bleiben wir das zweite Jahr in Folge hinter dem von uns definierten Korridor von acht bis zwölf Prozent zurück". Die Lehre, die er daraus zieht: "Wir müssen unsere Wachstumserwartungen anpassen. Die Zeiten mit steten organischen Zuwächsen im zweistelligen Bereich scheinen vorerst vorbei zu sein." Anstelle der Frage: "Wie kann unser Netz das Mengenwachstum bewältigen, ohne Abstriche in der Qualität zu machen?", beschäftige Dachser aktuell vielmehr ein wertorientierter Ansatz, der den Fokus auf die Wertschöpfung in der Logistikkette richtet. Mit anderen Worten: Die großen Wachstumsträume großer Logistiknetze in Europa scheinen vorerst ausgeträumt. Die Zukunft liegt künftig auch außerhalb Europas. Simon wörtlich: "Dachser ist im Jahr 2013 endgültig zum Weltunternehmen gereift. Wir sind mittlerweile in 42 Ländern weltweit aktiv." Mit der Folge, dass das Unternehmen seine Investitionen in die physische Logistikinfrastruktur in Europa künftig etwas zurückfahren wird - von 119 Millionen Euro in 2013 auf 110 Millionen Euro in 2014. Stattdessen will Dachser insbesondere in Nordamerika und Asien mittelfristig wachsen und dafür auch "die eine oder andere Übernahme" tätigen, kündigt Simon an. Rund eine Milliarde Euro an Investitionsmitteln hat das Unternehmen insgesamt in den nächsten fünf Jahren eingeplant. Eigene Kontraktlogistik-Sparte denkbar Gleichzeitig will Dachser dem CEO zufolge künftig noch stärker auf anspruchsvolle Distributions- und Kontraktlogistikgeschäfte setzen. Schon heute erwirtschaftet das Unternehmen rund zehn Prozent seines Umsatzes in der Kontraktlogistik. Mittelfristig sei sogar die Schaffung einer eigenen Kontraktlogistik-Sparte für Dienstleistungen, die losgelöst von den Transportnetzen arbeiten, bei Dachser denkbar, führt der CEO gegenüber der VerkehrsRundschau aus. Wachstums- und Erfolgstreiber bleibe aber die Sparte European Logistics, also das Stückgutgeschäft mit Industriekunden. Simon: "In diesem Segment sind wir laut den aktuellen Zahlen Top 100 der Logistik die Nummer eins in Europa." Und Dachser werde alles daran setzen, das auch mittelfristig zu bleiben. "Wir werden und wollen als Marktführer auch mittelfristig die entscheidenden Benchmarks in diesem Segment in Europa setzen", so der CEO. Und welche Wachstumsziele strebt das Unternehmen in diesem Jahr an? Da hält sich Simon bedeckt: Das erste Quartal sei mit sieben Prozent Umsatzplus zwar aufgrund des milden Winters erfreulich gut angelaufen, vor allem im März, was sich gerade in der Baumarktbranche positiv niederschlage, sagt er. Noch wisse man aber nicht, ob es sich hier nicht nur um ein vorgezogenes Wachstum handele. Auf das ganze Jahr bezogen heißt das: In den Sparten European Logistics und Air & Sea Logistics rechnet Simon mit "fünf Prozent Umsatzzuwachs plus minus zwei Prozentpunkte" und in der Sparte Food Logistics mit drei bis fünf Prozent mehr Umsatz als im Vorjahr. Daten + Fakten Dachser setzt auf globales Wachstum Das Logistikunternehmen Dachser ist mittlerweile an 471 Standorten in 42 Ländern tätig und beschäftigt knapp 25.000 Mitarbeiter weltweit. Im vergangenen Jahr erwirtschaftete das Unternehmen 4,99 Milliarden Euro (+13,2 Prozent) und transportierte fast 70 Millionen Warensendungen. An der Zentrale in Kempten im Allgäu hält das Unternehmen trotz des globalen Wachstums fest. eh

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