Der Ritt auf der Rasierklinge

Es ist das alte Lied im Straßengüterverkehr: Trotz einer durchaus befriedigenden Auftragslage gelingt es den Transportunternehmen einfach nicht, die Frachtraten anzuheben. Dabei sollte man meinen, dass eine gute Konjunktur, wie sie derzeit zu beobachten ist, eine Anhebung des Preisniveaus erleichtert. Denn eine gute Auslastung der Kapazitäten zieht in der Regel eine Verknappung nach sich, was dann dazu führt, dass für Frachtraum mehr Geld verlangt werden kann. Doch dem ist ganz offensichtlich nicht so. Darauf deutet zumindest die Entwicklung verschiedener Indices im Transportgewerbe hin. So stieg der VerkehrsRundschau-Index, an dem sich die Entwicklung der LKW-Frachtraten im nationalen Güterverkehr ablesen lässt, im vierten Quartal 2013 um 1,56 Prozent, büßte aber ein Quartal später diesen Zuwachs fast komplett wieder ein (-1,3 Prozent). Im Vergleich zum ersten Quartal 2013 liegen die Frachtraten nur um 0,18 Prozent höher. 2013 mussten sich die Fuhrunternehmen also mit einer Nullrunde zufriedengeben. Preise bewegen sich im Schneckentempo Ähnliche Zahlen hält das Statistische Bundesamt (Destatis) für die Branche parat. Bislang liegen Ergebnisse nur für das Jahr 2013 vor. Demnach haben sich die Frachtraten im Straßengüterverkehr im vierten Quartal 2013 im Schneckentempo nach oben bewegt (+0,38 Prozent mehr gegenüber dem Vorquartal). Im Jahresvergleich fallen die Destatis-Zahlen zwar besser aus als beim VR-Index. Aber auch dort will der kleine Hüpfer über die Ein-Prozent-Hürde nicht gelingen (+0,9 Prozent). Der Transport Market Radar (TMR) weist in die gleiche Richtung: Im vierten Quartal 2013 stieg der Index, der gemeinsam von Cap Gemini und Transporeon aus den Frachtraten der Plattform von Transporeon berechnet wird, um 1,2 Prozent. Immerhin, im Vergleich zum Vorjahresquartal beträgt die Zunahme satte 3,1 Prozent und fällt damit deutlich stärker aus als bei den anderen beiden Indices. Ein Grund dafür könnte sein, dass beim TMR ausschließlich Spotmarkt-Preise berücksichtigt werden. Dieser Markt reagiert sensibler, weshalb Frachtraumengpässe schneller zu einer Verteuerung führen und diese auch höher ausfallen können als Preisindices, in denen langfristig vereinbarte Kontrakte einfließen. Neben diesen drei Indices gibt es mit dem BME-Preisspiegel Frachten einen vierten Preisindex für den deutschen Straßengüterverkehr. Danach sind die Entgelte seit dem zweiten Quartal 2013 sogar rückläufig. Allerdings ist das Minus seit dem dritten Quartal mit 0,1 Prozent so gering, dass man eher von einer Stagnation sprechen kann. Im Jahresvergleich (erstes Quartal 2014 zu erstem Quartal 2013) ist der Index um 0,23 Prozent gesunken. Die Entwicklung dieser vier Indices bestätigen die Aussagen aus dem Markt: Der Mechanismus, nachdem eine steigende Nachfrage zu höheren Preisen führt, scheint im Transportgewerbe außer Kraft zu sein. Was sind die Ursachen? Verhaltener Start ins Jahr 2014 Zum einen konnte 2013 von einem Boom in Deutschland keine Rede sein: Die Wirtschaft ist mit 0,4 Prozent verhalten gewachsen, ein eher unterdurchschnittliches Plus. Für 2014 fallen die Prognosen allerdings positiver aus. Die Bundesregierung rechnet mit einem Zuwachs von 1,8 Prozent beim Bruttoinlandsprodukt. Es gibt jedoch Anzeichen dafür, dass der Start ins Jahr eher stockend verlief. Ob nun der VerkehrsRundschau-Index, der Logistikindikator der Bundesvereinigung Logistik und des Instituts für Weltwirtschaft oder der Containerumschlag-Index des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung und des Instituts für Seeverkehrswirtschaft und Logistik: Alle vermelden eine verhaltene Nachfrageentwicklung für die ersten drei Monate. Erschwerend kommt für das LKW-Gewerbe hinzu, dass eine Verknappung von Frachtkapazitäten schnell ausgeglichen werden kann: zum einen durch ausländische Fuhrbetriebe, die ihre Kapazitäten im deutschen Markt anbieten. Zum anderen ziehen deutsche Unternehmen ihre LKW aus dem härter umkämpften internationalen Geschäft ab, wenn sie merken, dass national die Nachfrage anzieht. Zudem können steigende Neuzulassungen zu einer höheren Kapazität im Markt führen. Und in der Tat hat die Zahl der Neuzulassungen in den ersten drei Monaten 2014 im Vergleich zum Vorjahresquartal stark zugenommen: um 8,1 Prozent bei den Lastkraftwagen und sogar um 31,1 Prozent bei den Sattelzugmaschinen. Aus dem Markt ist zu hören, dass viele Unternehmen noch die letzte Chance genutzt haben, ein Euro-5-Fahrzeug zu kaufen und der Anstieg darauf zurückzuführen ist. Womöglich handelt es sich also überwiegend um einen Austausch von Alt gegen Neu: Aber dennoch dürften die alten LKW nicht sofort gänzlich vom Markt verschwinden und somit zu einer Kapazitätserhöhung im Markt beitragen. Eine Entwicklung, die ein explosives Gemisch in sich birgt. Dieselpreis sorgt für Entlastung Trotz der unbefriedigenden Entwicklung bei den Preisen erging es den Transportunternehmen schon mal schlechter. Das zeigen die Ergebnisse zur Entwicklung der Umsatzrendite der Transportdienstleister im Rahmen der VR-Index-Erhebung, die 2013 etwas freundlicher ausgefallen sind (siehe VR 12, Seite 28). Woran liegt das? Ein Grund sind die relativ niedrigen Dieselkosten, die im Fernverkehr immerhin ein Viertel der Gesamtkosten ausmachen. Im Januar und Februar lag der Dieselpreis sogar unter 1,10 Euro pro Liter bei Abgabe an Großverbraucher. So niedrig waren die Dieselpreise in zwei Monaten hintereinander zuletzt im Januar/Februar 2011. Hinzu kommt, dass für viele Unternehmen angesichts hoher Fixkosten jede zusätzliche Sendung einen mehr als guten Deckungsbeitrag liefert und das Ergebnis daher verbessert. Fazit: Im letzten Jahr sind die Frachtraten im Straßengüterverkehr kaum gestiegen. Für die meisten Dienstleister bedeutete diese Entwicklung aufgrund einer leicht steigenden Nachfrage und eines niedrigen Dieselpreises keine Katastrophe. Verändern sich aber diese Rahmenbedingungen zum Schlechten, dürfte sich für viele Dienstleister angesichts geringer Reserven der Überlebenskampf wieder verschärfen. VR-Fachkonferenz Auf den Preis kommt es an An welcher Schraube lässt sich drehen, um vielleicht doch ein etwas besseres Ergebnis zu erzielen? Sind die Kosten der richtige Hebel oder lässt sich eine Preiserhöhung durchsetzen? Oder ist die bessere Zusammenarbeit mit dem Auftraggeber der Königsweg? Fragen, die auf der Fachkonferenz der VerkehrsRundschau "Auf den Preis kommt es an" am 14. Mai in Bonn beantwortet werden. Spediteure berichten, wie sie trotz stagnierender Transportpreise erfolgreich im Markt agieren. Und Verlader verraten, wie sich Dienstleister von ihren Konkurrenten positiv abheben können.Das ausführliche Programm und weitere Infos finden Sie im Internet unter: www.verkehrsrundschau.de/events. cd Abgleich der eigenen Preise mit den Marktpreisen Einmalige Benchmark-Analyse für Verlader und Dienstleister Transportpreise sind ein viel diskutiertes und gut gehütetes Thema zugleich. Es gibt jedoch die Möglichkeit, Licht ins Dunkel zu bringen: Denn wer als Verlader oder Dienstleister am VerkehrsRundschau-Index teilnimmt, kommt in den Genuss verschiedener Vorzüge. Einer davon ist ein Preis-Benchmark, den es in dieser Form nirgendwo sonst gibt und den alle Teilnehmer kostenfrei erhalten. Und so funktioniert er: Nachdem Verlader oder Dienstleister die Preismatrix ausgefüllt haben, erhalten Sie nach Ablauf der Umfrage eine entsprechende Matrix zurück. In dieser Auswertung ist für jeden Teilnehmer individuell ausgefüllt, um wie viel Prozent er mit seinen Preisen in der jeweiligen Entfernungs- und Ladungskategorie unter oder über dem Durchschnitt liegt. So kann er als Dienstleister erkennen, in welchen Kategorien er zu günstig angeboten hat. Und ein Verlader kann aus der Datei ablesen, in welchen Kategorien er um wie viel Prozent mehr als der Durchschnitt gezahlt hat.Wenn Sie neugierig geworden sind und mitmachen wollen, wenden Sie sich an das unabhängige Meinungsforschungsinstitut Kleffmann Group, Christina Gronowski (Tel.: 02591/9188-303) oder schicken eine E-Mail an: vertriebsservice@springer.com. Mehr Infos zum Index und für interessierte Teilnehmer auch unter: www.verkehrsrundschau.de/index. cd

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