München. Die Verkehrsrundschau wollte wissen, in welchem Ausmaß Logistikdienstleister und Verlader Frachtenbörsen nutzen und wie sie diese Plattformen beurteilen. Im Rahmen der Erhebung zum VerkehrsRundschau-Index, der von der Unternehmensberatung Bearing-Point unterstützt wird, wurden 173 Unternehmen, Verlader und Logistikdienstleister, befragt.
Frachtenbörsen sind keine Allzweckwaffe
Die Ergebnisse zeigen, dass die Mehrheit der Sendungen im Transportmarkt nicht über solche Börsen gehandelt wird. Immerhin geben 30,3 Prozent der Logistikdienstleister an, dass sie keine Frachtenbörsen nutzen (Ausschreibungsplattformen sind explizit ausgenommen worden). Weitere 30,3 Prozent scheinen dort nur in Ausnahmefällen nach Sendungen Ausschau zu halten: Zumindest erwirtschaften sie damit nur ein bis unter fünf Prozent ihres Auftragsvolumens. 37 Prozent geben an, dass von ihrem Umsatz fünf Prozent und mehr auf Frachtenvermittler im Internet entfallen.
Nur die Hälfte der Verlader nutzt Frachtenbörsen
Bei den Verladern scheinen Frachtenbörsen eine geringere Bedeutung zu spielen. Fast 50 Prozent arbeiten nicht damit. Weitere 16,2 Prozent nutzen sie nur in Ausnahmefällen (zwischen ein und fünf Prozent des Gesamtumsatzes). 28,4 Prozent geben an, dass von ihrem gesamten Transportauftragsvolumen (gemessen am Umsatz) mehr als fünf Prozent über Frachtenbörsen vergeben wird. Sowohl bei den Verladern wie bei den Dienstleistern ist der Anteil derjenigen, die Frachtenbörsen zu mehr als 40 Prozent nutzen, mit 4,1 Prozent (Verlader) und 1,0 Prozent (Dienstleister) sehr gering.
Abgefragt wurde auch eine Beurteilung von Fracht-Marktplätzen. Sowohl bei den Dienstleistern als auch bei den Verladern sagen die meisten, dass Frachtenbörsen eine zusätzliche Option darstellen, um an Ladungen respektive Frachtraum heranzukommen. Bei den Dienstleistern urteilt so fast jeder Zweite (47,5 Prozent) über die Plattformen. In der verladenden Wirtschaft sind es sogar 55,4 Prozent.
Allerdings sind 40,4 Prozent der Dienstleister der Ansicht, dass Frachtenbörsen die Marktpreise im Frachtmarkt drücken. Auf Platz drei der am häufigsten genannten Eigenschaften aus Sicht der Transportdienstleister landen zwei Merkmale: So führen Frachtenbörsen laut 25,3 Prozent der Dienstleister dazu, dass vermehrt ausländische Anbieter bei Transportaufträgen zum Zuge kommen. Genauso viele Dienstleister vertreten die Ansicht, dass Frachtenbörsen einen guten Einblick über die aktuelle Laderaum- und Preissituation im Transportmarkt liefern. Offenbar nutzen nicht nur die Verlader, sondern auch eine Reihe von Dienstleistern elektronische Plattformen, um herauszufinden, wie auf dem Transportmarkt die aktuelle Angebots-, Nachfrage- und Preissituation ist.
Rückfracht: Nicht so häufig ein Thema
Überraschend niedrig fällt der Anteil derjenigen Dienstleister aus, die der Ansicht sind, dass sich mit Frachtenbörsen am ehesten Rückfrachten gewinnen lassen (24,3 Prozent). Ist doch immer wieder zu hören, dass viele Transportunternehmen gerade deshalb einen Blick in die Börsen werfen.
Ein immer wieder genannter Kritikpunkt an Frachtenbörsen ist die Sicherstellung der Bezahlung der Fracht. Immerhin jeder fünfte Dienstleister (21,2 Prozent) beklagt, dass die Bonität der Auftraggeber in Frachtenbörsen unbekannt ist und dass dies das Zahlungsausfall-Risiko verschärft. (cd)
Ein ausführlicher Beitrag mit allen Ergebnissen der Umfrage ist in Ausgabe 26 der VerkehrsRundschau am 27. Juni erschienen. Der Beitrag ist auch online als E-Paper der VerkehrsRundschau verfügbar.