Zwischen Wertschöpfung und Preisdruck

Die Preise bleiben unten! Immer!" Was vor einigen Jahren der Werbeslogan des amerikanischen Einzelhandelskonzerns Walmart war, beschreibt heute treffend die Lage in der Transportund Logistikbranche. Die Preise verändern sich seit vielen Jahren maut- und dieselpreisbereinigt nur kaum. Die Folgen: Eine schwache Marge und wenig Geld für Investitionen. Und so ist es kein Wunder, dass die Diskussion zwischen Verladern und Dienstleistern, wenn das Thema Ausschreibungen zur Sprache kommt, emotional und kontrovers geführt wird. So auch auf der VerkehrsRundschau-Fachkonferenz "Auf den Preis kommt es an" in Bonn. Hier trafen rund 30 Verlader und Dienstleister aufeinander und diskutierten engagiert über Transportpreise, Tender und Trends im Logistikmarkt. Verlader werten Professionalität aus "Es gibt vielfältige Gründe für eine Ausschreibung, es geht nicht nur um den Preis", stellte Manfred Jansen, Head of Transport Procurement bei Lanxess, für den Chemiekonzern klar. Er sieht Logistik-Tender vor allem als Wertschöpfungsfaktor. Seiner Meinung nach geht es darum, neue Anforderungen an Dienstleister zu stellen, steigende Mengenaufkommen zu vergeben - oder aber eine strategische Entscheidung umzusetzen, nach der die Zahl der Dienstleister minimiert wird. Neben dem Preis spielen auch Themen wie Bonität oder das professionelle Auftreten der Speditionsdienstleister eine Rolle (siehe Entscheidungsmatrix im Kasten). "Nach jedem Gespräch werten wir aus, wie professionell der Dienstleister bei uns aufgetreten ist", so Jansen. Einen anderen Blick auf die Dinge hatte Peter Viebig. "Ich sehe bei vielen Tendern keine Strategie bei der Durchführung", so der Direktor Transport der Spedition Alfred Talke. Es gehe nur um einen reinen Preisvergleich pro Relation. "Meine Erfahrung ist: Wegen Kleinstbeträgen wird gewechselt." Der gleichen Meinung war Tina Placzek. Sie ist Geschäftsführerin von Heinrich Maters, einem kleinen Logistikdienstleister aus Duisburg, und auch sie sieht den Preis als "zentrales Element der Vergabeentscheidung". Für Placzek gibt es aufgrund der immer komplexer werdenden Tenderbearbeitung nur eine Lösung: Mit einem professionellen Tendermanagement müsse der Aufwand für die Bearbeitung der Ausschreibungen begrenzt werden. Hier fehle den Dienstleistern oft eine Strategie und ein standardisiertes, fundiertes Preissystem. Probleme auf beiden Seiten Neben dem Preisdruck ein weiteres Thema, das die Spediteure in Sachen Tender umtreibt: der Umgang miteinander. Die Dienstleister monierten auf der Veranstaltung in Bonn, dass viel zu selten ein Gespräch auf Augenhöhe zwischen Dienstleister und Verlader stattfinde. Und auch nach einer verlorenen Ausschreibung sei oft nicht klar, warum es nicht zur Auftragsvergabe kam. "Geben Sie uns nach dem Ausschreibungsprozess ein Feedback, an welchen Kriterien die Zusammenarbeit gescheitert ist", appellierte ein Spediteur auf der Veranstaltung an die Verladerschaft. Das größte Problem der elektronischen Ausschreibungsplattformen sei vor allem aber, dass man am virtuellen Verhandlungstisch kaum noch dazu komme, über Leistungen zu sprechen - es zähle nur der Preis. Auf der anderen Seite fordern auch Verlader die Dienstleister auf, sich kritischer mit den Details der Tender auseinanderzusetzen. "Spediteure sollten viel mehr Rückfragen stellen, ich bin immer wieder erstaunt, wie ruhig es ist", sagte der Lanxess-Logistikverantwortliche Jansen. In einem waren sich die meisten Teilnehmer dann aber doch einig: Der Gütertransport sei zu billig, Hoffnung auf schnelle Besserung bestehe aber nicht. "Die Masse hat keine auskömmlichen Preise", sagte Reinhold Leusmann vom Verband Verkehrswirtschaft und Logistik NRW (VVWL). Verlader wollen Mittelstand Die einzige Lösung: gemeinsame Sache machen. "Wir müssen lernen, Equipment zu teilen", forderte Talke-Mann Viebig. Noch klarer formulierte es Jochen Quick, Präsident des Bundesverbandes Wirtschaft, Verkehr und Logistik (BWVL): "Konzentration oder Kooperation - anders wird es für kleine Dienstleister nicht gehen." Dabei gehe es jedoch nicht darum, den Mittelstand auszubremsen. Im Gegenteil: Die verladende Wirtschaft wünscht sich innovative und starke Mittelständler. "Wir haben kein Interesse, von großen Konzernen abhängig zu sein", bekräftigte Claudius Lips, Logistikmanager beim Chemieproduzenten Styrolution. Und wie entwickeln sich die Preise in nächster Zeit? Hier gab es keine Differenzen: Niemand erwartet in diesem Jahr eine signifikante Frachtraten-Steigerung. Die Preise bleiben also unten. Zumindest 2014.

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