Interview: Statt komplexer Software lieber Apps

Welche neuen Entwicklungen zeichnen sich im Bereich Warehousing-Software für kleine und mittelständische Unternehmen ab? Die VDI Richtlinie 3601 definiert die Kern- und Zusatzfunktionen, die eine Software zum Warehouse Management System (WMS) machen. Demnach ist im Bereich der Zusatzfunktionen, von der Chargenverwaltung über Cross-Docking und Dock- /Yard-Management bis hin zum Staplerleitsystem, ein Trend hin zu einer standort- und unternehmensübergreifenden Vernetzung festzustellen. Welche Vorteile hat das zum Beispiel? Zu nennen sind hier die Themen Echtzeitdaten und Mobile Devices. So werden Leitstands-Funktionalitäten einerseits dezentralisiert und können - exakt nach dem individuellen Informationsbedarf konfiguriert - an unterschiedlichen Arbeitsplätzen abgerufen und verarbeitet werden. Über Browser stehen sie auf Smartphones und Tablets auch außerhalb des Lagers zur Verfügung. Ein anderes Beispiel ist die zunehmende Ausrichtung der Funktionen, etwa eines Staplerleitsystems, auf dezentrale Steuerung und logistische Assistenzsysteme. Welche Eigenschaften von WMS würden Sie als zukunftsfähig definieren? Grundsätzlich alle. Um dem steigenden Bedarf nach Flexibilität in der Intralogistik gerecht zu werden, stehen gegenwärtig allerdings Modularität und Skalierbarkeit im Fokus. Hohe Konfigurierbarkeit und Parametrisierbarkeit reduzieren zudem den Programmieraufwand für Funktionalitäten sowie die Implementierungszeit eines WMS. Für wen und welche Anwendungsbereiche im Warehousing sind Cloud-Lösungen geeignet? Der Anteil von Cloud-Installationen am Gesamtumsatz auf dem WMS-Markt befindet sich zurzeit noch im niedrigen einstelligen Bereich. In saisonal stark schwankenden Branchen wie im Logistikdienstleistergeschäft kann es aber sinnvoll sein, einzelne Bausteine, wie sie bei cloudbasierten Systemen üblich sind, gegen eine monatliche Gebühr zu mieten. Das klingt doch attraktiv... Sobald es allerdings um die Steuerung von Lagertechnik geht, bleibt es zurzeit zumeist noch bei Vor-Ort installierten Lösungen. Langfristig sehen wir eine zunehmend duale Strategie auf den WMS-Markt zukommen. Zum einen Cross-Docking-Lager in der Cloud und zum anderen Zentrallager mit mittlerem bis hohem Automatisierungsgrad, die weiterhin als Vor-Ort installierte Lösung bestehen bleiben. Und welche Bedeutung haben Apps für das Smartphone? Ihre Bedeutung im Warehousing nimmt stark zu. Knapp 30 Prozent der kleinen und mittelständischen Unternehmen in Deutschland nutzen bereits Apps für Ihre Informationsbereitstellung. Mit Blick auf Smartphone, Wearables und Datenbrille sehen wir sehr großes Potenzial für mobile Plattformen und eine Kombination aus mehreren kleinen Apps anstelle einer großen, allumfassenden Softwarelösung.

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