Nicht auf Zeit spielen

Zwei Monate länger Zeit für die Abgabe der Steuererklärung. Für viele Fuhrunternehmer sind das gute Neuigkeiten, denn im stressigen Tagesgeschäft verschieben sie den lästigen Papierkram gerne auf später. Bis zum 31. Juli 2019 haben sie nun Zeit, die Einkommen- oder Körperschaftsteuer- sowie die Gewerbe- und Umsatzsteuererklärung elektronisch über das Elster-Portal oder mittels Steuersoftware beim Finanzamt einzureichen. Wer einen Steuerberater beauftragt hat, bekommt automatisch eine Fristverlängerung bis Ende Februar 2020. "Da der 29. Februar auf einen Samstag fällt, muss die Steuererklärung des Jahres 2018 spätestens am 2. März 2020 beim Finanzamt eingehen", erklärt Andreas Mayer, Rechtsanwalt und Steuerberater der Kanzlei Menz & Partner in Memmingen. Trotz der längeren Frist sollten Transporteure jedoch nicht auf Zeit spielen, denn einen weiteren Aufschub gibt es nicht. "Das Finanzamt kann die Steuererklärung auch vorzeitig anfordern", gibt der Fachanwalt für Steuerrecht zu bedenken. Dies ist oft der Fall, wenn mit hohen Steuernachzahlungen zu rechnen ist, der Betrieb mehr Umsatz macht oder Selbstständige ihre Steuerklärung grundsätzlich spät abgeben. Transportunternehmer sollten daher ihre Unterlagen sauber führen, Belege abheften und frühzeitig das Gespräch mit ihrem Berater suchen, damit die Steuererklärung rechtzeitig fertig wird. Fiskus erhebt jetzt Verspätungszuschlag Auch wer die Steuerformulare nach Feierabend selbst am Computer ausfüllt, kann nicht auf allzu viel Kulanz der Finanzbeamten hoffen. Eine Fristverlängerung über den 31. Juli 2019 hinaus ist zwar in Ausnahmefällen möglich - beispielsweise bei längerer Krankheit oder fehlenden Steuerbelegen -, soll aber nicht zur Regel werden. "Es liegt dann im Ermessen des Finanzbeamten, ob er einen zeitlichen Aufschub gewährt", sagt Mayer. Wer zu spät abgibt, für den wird es deutlich teurer. Seit diesem Jahr erhebt der Fiskus automatisch einen Verspätungszuschlag in Höhe von 0,25 Prozent der festgesetzten Steuer - mindestens 25 Euro je angefangenen Monat der Fristüberschreitung bis maximal 25.000 Euro. Das Finanzamt setzt meist eine letzte Frist von wenigen Wochen. Liegt die Steuererklärung dann immer noch nicht oder nur unvollständig vor, schätzen die Beamten Gewinn und Steuerschuld. Unternehmer ziehen dabei meist den Kürzeren, denn der Fiskus nutzt seinen Ermessensspielraum gerne nach oben hin aus. Zwar können sie innerhalb von vier Wochen Einspruch einlegen und eine vollständige Steuererklärung vorlegen, doch bezahlen müssen sie die geschätzte Steuer trotzdem, plus Zinsen und Verspätungszuschlägen. Erst mit dem geänderten Bescheid wird die tatsächliche Höhe der Steuer angepasst. Alle Kosten richtig steuerlich absetzen Wer sich früh um seine Bücher kümmert und Steuerbelege sichtet, spart also Kosten und kann Steuervorteile ausschöpfen. Sitzt Selbstständigen erst der Abgabetermin im Nacken, vergessen sie in der Hektik Kosten abzusetzen, die betrieblich veranlasst sind. Wer Reise- sowie Übernachtungskosten nicht sauber dokumentiert und den Verpflegungsmehraufwand bei langen Touren - besonders ins Ausland - nicht ansetzt, verschenkt viel Geld an den Fiskus. Informationen dazu hat das Bundesfinanzministerium auf seiner Internetseite in einem Schreiben zur steuerlichen Behandlung von Reisekosten und Reisekostenvergütungen 2018 zusammengefasst. Auch betriebliche Fahrten mit dem Privat-Pkw lassen sich mit 30 Cent pro Kilometer steuermindernd verbuchen. Unternehmer müssen hierfür auch kein Fahrtenbuch führen. Gerade kleine Selbstständige nutzen häufig Privatgegenstände fürs Geschäft und versäumen es, diese mit dem Verkehrswert ins Betriebsvermögen aufzunehmen. "Dabei lassen sich die Kosten für den Schreibtisch, das bisher privat genutzte Handy oder den Computer steuerlich absetzen", sagt Steuerberater Mayer. "Unternehmer müssen diese nur ins Betriebsvermögen einlegen." Der Gegenstand wird dann über die restliche Nutzungsdauer abgeschrieben. Rechnungen und Belege aufbewahren Liegen zwischen Kauf und Einlage des Gegenstandes weniger als drei Jahre, ist der Teilwert in die Bücher aufzunehmen, also der Wert, den ein Käufer aktuell dafür bezahlen würde. Als maximalen Wert akzeptiert das Finanzamt die Anschaffungskosten abzüglich einer - fiktiven - Abschreibung für die Zeit der Privatnutzung. Den Wert des Gegenstandes und das Datum der Einlage vermerken Firmenchefs auf einem Eigenbeleg. Auch die Originalrechnung sollten sie aufbewahren. Zwar müssen Steuerpflichtige Belege und Kostennachweise nicht mehr einreichen. Doch auf Nachfrage des Finanzbeamten sind diese vorzulegen. Bei neuen oder außergewöhnlich hohen Betriebskosten ist das häufig der Fall. Unternehmer sollten daher alle steuerlich relevanten Buchungsbelege, Rechnungen, Quittungen und sonstige Nachweise für Betriebsausgaben so lange aufbewahren, bis der Steuerbescheid rechtskräftig und kein Einspruch mehr möglich ist. Der Gesetzgeber schreibt für Geschäftsbriefe, Auftragsbücher und Lieferscheine eine Aufbewahrungspflicht von sechs Jahren vor. Jahresabschlüsse, Buchungsbelege, Rechnungen und Zollanmeldungen sind zehn Jahre vorzuhalten. Belege für langlebige Wirtschaftsgüter müssen Betriebe über die gesamte Abschreibungsdauer archivieren. Güter bis 800 Euro sofort abschreiben Bei der Steuererklärung 2018 kommt zudem erstmals eine Änderung zum Tragen, von der besonders kleine Gewerbetreibende profitieren. Geringwertige Wirtschaftsgüter lassen sich sofort in voller Höhe steuerlich absetzen, wenn ihre Anschaffungskosten nicht mehr als 800 Euro netto beziehungsweise 952 Euro brutto betragen. Laptop, Handy oder Bürostuhl mindern sofort das zu versteuernde Einkommen. Die Abschreibung über drei, fünf oder gar dreizehn Jahre entfällt. Auch die Altersvorsorgebeträge für Selbstständige sind gestiegen. 86 Prozent ihrer Einzahlungen in einen Rürup-Vertrag dürfen Unternehmer im Steuerjahr 2018 absetzen. Für Ledige gilt ein Höchstbetrag von 23.712 Euro, für Verheiratete das Doppelte. Maximal lassen sich also 20.392 beziehungsweise 40.784 Euro als Sonderausgaben geltend machen. Dafür sind Rürup-Renten bei Auszahlung ab dem Jahr 2040 voll steuerpflichtig. Beiträge zur gesetzlichen Rente und zu berufsständischen Versorgungswerken lassen sich in voller Höhe steuermindernd ansetzen. Wer 2018 hohe Kosten beispielsweise durch Krankheit, die Pflege von Angehörigen oder eine Beerdigung zu tragen hatte, sollte diese in seiner Steuererklärung angeben. Der Bundesfinanzhof hat 2017 eine neue Rechenregel für solche außergewöhnlichen Belastungen aufgestellt, von der mehr Steuerpflichtige profitieren. Die individuelle Zumutbarkeitsgrenze, die je nach Familienstand und Einkommen variiert, wird jetzt früher erreicht. Ein bis sieben Prozent ihres Einkommens müssen Selbstständige selbst aufwenden, an den darüber hinausgehenden Kosten dürfen sie den Fiskus beteiligen. Außergewöhnliche Belastungen wie eine neue Gleitsichtbrille, eine Augen-OP, die Zahnspange des Sohns oder die Kosten für die Bestattung naher Angehöriger sollten sie daher in der Steuererklärung angeben und die Belege aufbewahren. Musste eine vierköpfige Familie mit einem Jahreseinkommen von 62.500 Euro bisher 2500 Euro selbst bezahlen, sinkt diese Grenze nun auf rund 1835 Euro. Alle Kosten darüber hinaus wirken sich steuermindernd aus. Steuerrückerstattung möglich Wer solche Kosten schon in den letzten Jahren in der Steuererklärung angegeben hat, bekommt womöglich eine kleine Steuererstattung, sofern der Bescheid dazu vorläufig ergangen ist. "Die Finanzämter ändern die Steuerbescheide von Amts wegen", sagt Mayer. Findet sich der Vorläufigkeitsvermerk in früheren Steuerbescheiden, ist auch eine Nacherklärung möglich. Mehr zum Thema finden Sie im Dossier Steuerrecht www.verkehrsrundschau.de/dossiers Checkliste Richtig Steuern sparenHaben Sie alle Betriebskosten in der Steuererklärung angesetzt? Hier die wichtigsten Posten:- AfA für Anlagevermögen- Investitionsabzugsbetrag (40 Prozent der Anschaffungskosten bei geplanter Investition innerhalb von drei Jahren)- Personalkosten- Betriebssteuern (Umsatzsteuer, Kfz-Steuer für Firmenfahrzeuge etc.)- Leasingraten, Darlehenszinsen, Bankgebühren- Tank-, Reparatur-, Inspektionsrechnungen, Fahrzeugreinigung- Versicherungen (Frachtführerversicherung, Kfz-Haftpflicht und -kasko, Berufs- und Betriebshaftpflicht, Feuerversicherung, Berufsunfähigkeitspolice etc.)- Kosten für Betriebs-und Lagerräume, Büroausstattung- Mobile Geräte und Software- Büromaterial, Telefon- und Internetgebühren, Providerkosten- Beratungs- sowie Buchhaltungskosten- Mitgliedsbeiträge für Kammern und Berufsverbände- Kosten für Geschäftsreisen oder Fortbildungen (bis 4000 Euro)- Betriebliche Fahrt- und Übernachtungskosten, Verpflegungsmehraufwand- Beiträge zur Kranken- und Pflegeversicherung- Altersvorsorge (gesetzliche Rentenversicherung, berufsständische Versorgungswerke / Rürup-Rente: 86 Prozent der gezahlten Beiträge)- Außergewöhnliche Belastungen- Kosten für Werbung (Anzeigen, Homepage, Werbegeschenke etc.)- Sponsoring, Spenden- Bewirtungskosten (70 Prozent)- Geschenke für Mitarbeiter und Geschäftspartner bis 35 Eurosah

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