Aggressives Verhalten wie Fluchen, Hupen, Drängeln oder Ausbremsen ist auf unseren Straßen weit verbreitet. Die aktuelle polizeiliche Kriminalstatistik belegt dies: Die Fälle von Nötigung im Straßenverkehr nehmen zu. Im Jahr 2024 wurden 37.614 Fälle registriert, was einem Anstieg von 3,5 Prozent im Vergleich zu 2023 entspricht. „Wir appellieren an alle Verkehrsteilnehmenden, partnerschaftlich und rücksichtsvoll miteinander umzugehen“, mahnt Manfred Wirsch, Präsident des Deutschen Verkehrssicherheitsrates (DVR). Es wird von einer weitaus höheren Dunkelziffer ausgegangen.
Herausforderungen im Straßenverkehr
Autofahrende fühlen sich oft behindert, Radfahrende benachteiligt und Fußgängerinnen und Fußgänger ärgern sich über Radfahrende oder E-Scooter-Fahrende auf Gehwegen. Der Straßenverkehr gehört zu den größten Ärgernissen des Alltags. „Unser Alltag ist geprägt von Stress und Hektik, und der zunehmende sowie komplexer werdende Straßenverkehr verschärft diese Problematik. Dies führt häufig zu unüberlegten und aggressiven Reaktionen, die nicht nur gefährlich sind, sondern auch ein Klima der Angst und Unsicherheit schaffen“, erklärt Wirsch. Die meisten Fälle von Nötigung treten im Berufsverkehr auf.
Ursachen für aggressives Fahrverhalten
Die Ursachen für aggressives Fahrverhalten sind vielfältig: frustrierende Situationen wie Stau oder lange Wartezeiten an Ampeln, räumliche Enge, Stress, Überforderung oder Zeitdruck. „Hinzu kommt das psychologische Phänomen der Externalisierung: Die Gründe für Ärger werden oft bei anderen Verkehrsteilnehmenden gesucht“, so Wirsch.
Lösungen zur Reduzierung von Aggressionen im Straßenverkehr
Welche Maßnahmen können helfen, aggressives Verhalten zu reduzieren? Eine repräsentative Umfrage des DVR Ende 2024 ergab, dass fast zwei Drittel der Befragten (63 Prozent) härtere Konsequenzen wie Bußgelder, Punkte oder Fahrverbote befürworten. Rund ein Drittel der Befragten hält folgende Maßnahmen für hilfreich: ein Zusatzmodul „Aggression“ in der Fahrausbildung (33 Prozent) und mehr Aufklärung in den Medien und sozialen Netzwerken (32 Prozent).
Schutz von Beschäftigten im Straßenverkehr
Der DVR fordert mehr Rücksicht und einen Perspektivenwechsel, insbesondere für Menschen, deren Arbeitsplatz die Straße ist. Bauarbeitende, Müllwerkerinnen und Müllwerker sowie Einsatzkräfte arbeiten oft ungeschützt in unmittelbarer Nähe zum fließenden Verkehr. „Wir brauchen ein Umdenken: Wer auf der Straße arbeitet, hält den Verkehr am Laufen. Baustellen, Liefer- und Entsorgungsdienste sowie Rettungskräfte sind keine Störung, sondern Voraussetzung für funktionierende Verkehrswege, Wirtschaft und Notfallversorgung. Eine sichere, faire und gut organisierte Mobilität kommt allen zugute. Der Schutz von Beschäftigten auf der Straße erhöht die Sicherheit aller Verkehrsteilnehmenden“, betont Wirsch.