Zunahme von Betrugsversuchen bei theoretischen Führerscheinprüfungen
Immer mehr Fahrschülerinnen und Fahrschüler greifen bei der theoretischen Führerscheinprüfung zu Tricks, um zu bestehen. Eine Umfrage des TÜV-Verbands zeigt, dass Betrugsmaschen zunehmen.
Hamburg und Berlin an der Spitze
Hamburg führt die Liste der Städte mit den meisten Täuschungsversuchen an, dicht gefolgt von Berlin. Im Jahr 2024 wurden in Berlin bei 399 von insgesamt 99.239 theoretischen Prüfungen Täuschungsversuche festgestellt – ein Anstieg von 12 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Statistisch gesehen findet in Berlin somit täglich mindestens ein Betrugsversuch statt.
Dunkelziffer und Risiken
Die DEKRA, die zweite in Berlin für Führerscheine zuständige Technische Prüfstelle, weist darauf hin, dass von einer Dunkelziffer ausgegangen werden muss. Obwohl die Zahl der Täuschungsversuche im Verhältnis zur Gesamtzahl der Prüfungen gering erscheint, stellt sie laut DEKRA ein erhebliches Risiko für die Verkehrssicherheit dar.
Organisierte Täuschungsversuche nehmen zu
Die Strategien beim Betrug sind vielfältig: Der TÜV-Verband und die DEKRA berichten von Urkundenfälschung und Passmissbrauch. Dabei arbeiten die Betrüger mit Dritten zusammen, die sich als Fahrschüler ausgeben und die Prüfung für sie ablegen. Häufig kommen auch technische Geräte zum Einsatz: Über kleine Kopfhörer oder Kameras in der Kleidung lassen sich Prüflinge die richtigen Antworten zuspielen.
Ablauf der theoretischen Fahrprüfung
Die theoretische Fahrprüfung für das Auto umfasst 30 Multiple-Choice-Fragen mit unterschiedlicher Punkteverteilung. Die Prüfung wird in Gruppen durchgeführt und erfolgt ausschließlich digital auf einem PC oder Tablet in der Prüfstelle. Jeder Prüfling muss sich mit Personalausweis und Ausbildungsbescheinigung der Fahrschule anmelden.
Höchste Durchfallquote in Berlin
Auffällig ist, dass etwa 58 Prozent der Betrüger professionell vorgehen, wie aus den TÜV-Daten hervorgeht. Cesur Özdal, Geschäftsführer der 123 Fahrschule in Berlin, bezeichnet diese Zahl als „erschreckend“. Seine Fahrschule betreut in 13 Filialen rund 3.000 Fahrschülerinnen und Fahrschüler.
Kaum Strafen für Täuschungsversuche
Laut TÜV gibt es für Täuschungsversuche kaum Strafen. Mit Ausnahme der Stellvertretertäuschung gelten sie weder als Straftat noch als Ordnungswidrigkeit. Die Fahrerlaubnisbehörde kann lediglich eine Sperrfrist von bis zu neun Monaten verhängen.
Hohe Durchfallquoten in Berlin und Sachsen-Anhalt
In Berlin und Sachsen-Anhalt scheiterte 2024 jeder zweite Fahrschüler an der Theorie – die höchsten Quoten im Land. Auch in Brandenburg müssen 48 Prozent der Prüflinge die Prüfung wiederholen.
Kritik an den Konsequenzen für Täuscher
Richard Goebelt, Fachbereichsleiter Fahrzeug & Mobilität beim TÜV-Verband, sieht die Entwicklungen kritisch: „Ergaunern sich die Fahrschüler ihren Prüfungserfolg und verfügen nicht über die notwendigen Kenntnisse im Straßenverkehr, birgt das ein erhebliches Risiko für die Sicherheit anderer.“ Fahrlehrer Özdal fordert härtere Strafen und mehr Engagement bei der Aufarbeitung von Täuschungsversuchen. Dabei müsse klarer zwischen leichten Verstößen und organisierten Betrugsversuchen unterschieden werden.