Merkel oder Schulz?

Ist die Wahl zwischen Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und ihrem Herausforderer Martin Schulz (SPD) schon entschieden? Wenn es nach FDP-Chef Christian Lindner geht, ja. Er rechnet Schulz keine Chancen mehr aus, nach der Wahl am 24. September in das Berliner Kanzleramt einzuziehen. Das könnte aber auch wahltaktische Gründe haben, damit CDU-Wähler eher der FDP ihre Stimme geben. CDU/CSU in Führung Aber in der Tat, laut den aktuellen Ergebnissen der Umfrage von Emnid liegt die CDU/CSU mit deutlichem Abstand vor der SPD (siehe Grafik Seite 39). Auch wenn viele Wähler sich noch nicht entschieden haben, sind 15 Prozentpunkte ein großer Abstand, der erst mal aufgeholt werden will. Und Lindner kann sich freuen, dass seine Partei laut den Umfragen den Einzug in das Parlament wieder schafft. Allerdings hatten das auch 2013 vor der Bundestagswahl alle Meinungsforschungsinstitute prognostiziert (wenn auch zum Teil nur sehr knapp mit fünf Prozent) und die FDP schaffte dann doch nicht den Sprung in das Parlament. Keine Sorgen hingegen muss sich Lindner bei den Wählern aus dem Logistikgewerbe machen. Laut einer Umfrage im ersten Quartal 2017 unter 134 Logistikdienstleistern und Verladern, die die VerkehrsRundschau bei dem Meinungsforschungsinstitut Kleffmann in Auftrag gegeben hat (siehe VR 18, Seite 20 - 25), würden 17,2 Prozent der Logistikexperten die FDP wählen. Die CDU/CSU könnte demnach sogar eine absolute Mehrheit erringen, während sich die SPD mit 14,1 Prozent zufrieden geben müsste (siehe Grafik Seite 38). Aber diese Ergebnisse überraschen nicht, wenn man bedenkt, dass vorwiegend Geschäftsführer, Bereichs- oder Abteilungsleiter, leitende Angestellte und sonstige Führungskräfte an der Umfrage teilgenommen haben, die der Wirtschaft eher näher stehende Parteien wählen wie die CDU oder die FDP. Was nach einem großen Erfolg für die Union aussieht, erhält jedoch einen Dämpfer, wenn man auf die Ergebnisse der Wahlprognose von 2013 zurückblickt. Damals hatte die CDU/CSU bei den Logistikdienstleistern und Verladern nämlich satte 72 Prozent geholt. Ein wichtiger Grund für das schlechtere Ergebnis vier Jahre später ist das Wiedererstarken der FDP, die 2017 zehn Prozentpunkte mehr holt als vor vier Jahren. Ein anderer Grund könnte eine gewisse Merkel-Müdigkeit sein, der zu einem besseren Ergebnis der SPD geführt hat (jetzt 14,1 Prozent statt 9,3 Prozent 2013). Große Koalition durchaus beliebt Deutlich mehr Zustimmung finden CDU/ CSU sowie FDP, wenn man nur die Antworten der Logistikdienstleister betrachtet: 61,9 Prozent unter ihnen würden die Union wählen, 20 Prozent die Liberalen. Die SPD käme nur auf 7,3 Prozent. In der verladenden Wirtschaft sieht das Ergebnis anders aus. Aber auch bei ihnen würde immerhin die Hälfte der Befragten CDU/CSU wählen. Lindner und seine Partei kommen auf 13,6 Prozent, werden aber deutlich von der SPD überflügelt, die mit 22,7 Prozent auf fast den gleichen Wert kommt wie aktuell im Bund. Allen Teilnehmern an der VerkehrsRundschau-Umfrage dürfte jedoch klar sein: Die CDU/CSU wird nicht die absolute Mehrheit erzielen, sondern im Falle der Mehrheit auf einen Koalitionspartner angewiesen sein. Daher sind die Verlader und Dienstleister gefragt worden, welche Regierungskoalition sie bevorzugen würden. Keine Überraschung ist, dass die meisten sich mit 34,3 Prozent für eine Koalition der CDU/CSU zusammen mit der FDP entscheiden. Schon eher erstaunlich, dass sich immerhin 20,2 Prozent für eine Fortführung der bisherigen großen Koalition aus CDU/CSU und SPD aussprechen. Aber 23,1 Prozent sind sich uneins oder wollen sich nicht festlegen. Ein Zeichen dafür, dass sich doch viele noch nicht entschlossen haben, wen sie wählen und damit zumindest die Frage noch offen ist, wer denn der künftigen Regierungskoalition angehören wird.

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