Mehr unterm Strich

Mehr Netto vom Brutto - unter diesem Slogan fasste Guido Westerwelle im Jahr 2009 seine Forderung nach einem einfacheren Steuersystem mit niedrigeren und gerechteren Steuersätzen zusammen. Um ihren Mitarbeitern mehr Netto vom Brutto zu bieten, müssen Unternehmer allerdings nicht auf die Politik warten. Es gibt bereits eine breite Palette an legalen Möglichkeiten. Gerade bei Lkw-Fahrern, die ja nicht gerade zu den Topverdienern der Republik zählen, ist es durchaus empfehlenswert, sich mit diesem Thema zu beschäftigen. Dass sich die Unterschiede in relevanten Dimensionen bewegen können, zeigt die Beispielsrechnung der ValueNet Consulting Süd GmbH (siehe Seite 33). Das Unternehmen ist spezialisiert unter anderem auf Lohn- und Gehaltsoptimierung und bietet Arbeitgebern dazu umfassende Lösungen. Basis der Berechnungen bildet ein Grundentgelt in Höhe von 2000 Euro für den fiktiven Lkw-Fahrer Max Muster mit Steuerklasse 1 ohne Kinder. Durch den Ansatz von Verpflegungsmehraufwendungen (VMA) und Sachbezügen sowie eine vom Arbeitgeber bezahlte Werbeflächenmiete und Zuschüssen zur Telekommunikation kommt es zu Einsparungen bei Lohn- und Kirchensteuer, Solidaritätszuschlag sowie den Sozialversicherungsbeiträgen: Über 230 Euro macht das Plus für Max Muster aus, pro Jahr summiert es sich auf 2763,12 Euro. Und der Arbeitgeber profitiert von geringeren Beiträgen zur Sozialversicherung. Die Sachbezüge sind die erste Stellschraube: "Ein Arbeitgeber darf jedem Arbeitnehmer jeden Monat einen Gutschein in Höhe von bis zu maximal 44 Euro schenken, der bei anderen Unternehmen eingelöst werden kann", erklärt Marco Barreto Bittner von ValueNet. "Hier sind Tankgutscheine oder ein Jobticket für den ÖPNV die Klassiker. Aber es dürfen durchaus auch Gutscheine für andere Dinge und Dienstleistungen ausgestellt und verteilt werden - vom Friseurbesuch bis hin zu Warengutscheinen für Bekleidung oder Getränke." Der große Vorteil: Sachbezüge sind sowohl steuer- als auch sozialversicherungsfrei. 180 Euro gehen aufs Spesenkonto Eine der bekanntesten Möglichkeiten der Lohnoptimierung ist die Auszahlung von Verpflegungsmehraufwendungen (VMA) durch den Arbeitgeber - besser bekannt als Spesen. Das Beispiel geht davon aus, dass Max Muster an 15 Arbeitstagen mindestens acht Stunden außerhalb des Unternehmens in Deutschland im Einsatz war. Dafür erhält er pro Tag die steuerund sozialversicherungsfreien VMA in Höhe von 12 Euro, macht 180 Euro. Diese Position kann zweimal angesetzt werden. "Dies ist gemäß Paragraf 40, Absatz 2, Satz 1 Einkommensteuergesetz rechtmäßig", betont Barreto Bittner. VMA sind sozialversicherungsfrei, sie müssen allerdings vom Arbeitgeber pauschal mit 25 Prozent versteuert werden. 21 Euro Werbeflächenmiete zahlt der Transportunternehmer in diesem Beispiel seinem Mitarbeiter dazu monatlich, denn Max Muster stellt ihm Werbeflächen auf seinem Privat-Pkw zur Verfügung. "Dazu ist es übrigens nicht erforderlich, dass der Arbeitnehmer riesige Aufkleber an seinem Fahrzeug anbringt. Es genügt bereits, wenn auf dem Nummernschildhalter für das Unternehmen geworben wird", erklärt Barreto Bittner. Der Charme dieser Lösung: Für die Werbeflächenmiete, die 21 Euro monatlich nicht übersteigt, muss der Arbeitnehmer weder Sozialabgaben noch Lohn- oder Einkommensteuer bezahlen - falls er nicht weitere Einnahmen dieser Kategorie generiert. Der Chef zahlt die Telefonrechnung Steuer- und sozialversicherungsfrei sind auch die Zuschüsse für die Telekommunikation. In der Beispielsrechnung steht "M" für Mobiltelefon, "F" für Festnetz. "Unter der Voraussetzung, dass das jeweilige Gerät dem Arbeitgeber gehört, kann er seinen Mitarbeitern einen Zuschuss zu den Telefonrechnungen für Festnetzanschluss und Mobiltelefon bezahlen", fasst der ValueNet-Geschäftsführer zusammen. "Die Verträge mit den Telefongesellschaften laufen auf den Mitarbeiter." Dabei müsse jedoch beachtet werden, dass der Zuschuss nicht höher ausfallen dürfe als die dem Arbeitnehmer tatsächlich entstandenen Kosten. In der Beispielrechnung hat der Unternehmer sowohl die Werbeflächenmiete, die Zuschüsse zur Telekommunikation als auch beide Varianten der VMA, den Sachbezug sowie die von ihm zu erstattende Pauschalbesteuerung für die VMA vom Grundentgelt abgezogen - unter Berücksichtigung der Ersparnisse, die der Arbeitgeber durch die niedrigeren Sozialversicherungsbeiträge hat. Als "Entgeltverzicht" definieren Experten diesen Vorgang, bei dem das Bruttogehalt reduziert, aber durch zusätzliche steuer- und/oder sozialversicherungsfreie Leistungen wieder aufgestockt wird. In dem Beispiel wurde das Bruttogehalt um 448,64Euro auf nun nur noch 1541,50 Euro reduziert. Ein Blick auf die Position "Gesamtbetrag aller Nettoleistungen" dürfte ihn dafür allerdings entschädigen: Denn unterm Strich erhält er bei der lohnoptimierten Nachher-Variante 1541 Euro auf sein Bankkonto überwiesen. Zusammen mit dem Gutschein für den Sachbezug kommt er auf 1585,60 Euro. Ohne Lohnoptimierung wären es nur 1355,34 Euro. Dies liegt an den deutlich geringeren Beträgen, die nun für Lohn- und Kirchensteuer, Solidaritätszuschlag, Renten-, Arbeitslosen-, Kranken- und Pflegeversicherung fällig werden. Denn die gesetzlichen Abzüge bemessen sich am steuer- und sozialabgabenpflichtigen Bruttoeinkommen, das bei der optimierten Variante ja nun deutlich niedriger ist. Vorsicht: Arbeitslosengeld sinkt Dabei darf allerdings nicht unter den Tisch fallen, dass der Arbeitnehmer bei niedrigerem Bruttogehalt im Krankheitsfall weniger Krankentagegeld ausbezahlt bekommt. Auch das Arbeitslosengeld und die gesetzliche Rente sinken. "Um dies zu vermeiden, bieten wir unseren Kunden die Möglichkeit, das Arbeitslosen- und Krankentagegeld durch eine Kombination privater Zusatzversicherungen aufzustocken", sagt Barreto Bittner. "In der Regel belaufen sich die Beiträge dafür auf einen Bruchteil der Einsparungen bei den Sozialabgaben." Und in Sachen Rente empfiehlt der Experte eine betriebliche Altersversorgung. Ein weiterer Knackpunkt besteht darin, dass tarifgebundene Unternehmer bei der Entgeltoptimierung nicht ganz so flexibel agieren können. "Allerdings dürfen Arbeitgeber dann von den Vorgaben des Tarifvertrags abweichen, wenn der Arbeitnehmer dadurch in allen Bereichen besser gestellt ist", erklärt der ValueNet-Geschäftsführer. Der Eingriff in den Tariflohn sei daher grundsätzlich möglich, wenn der Arbeitgeber eine Lösung für den Ausgleich der reduzierten Sozialversicherungsbeiträge anbiete. Neben den in der Beispielsberechnung aufgeführten Positionen gibt es noch weitere Möglichkeiten des Entgeltverzichts (siehe Tabelle). Weitgehend bekannt sind die bereits erwähnte betriebliche Altersversorgung sowie Personalrabatte, Essensschecks für Mitarbeiter im Innendienst und natürlich das Firmenfahrzeug, das nach neuester Rechtsprechung übrigens auch ein Firmenfahrrad oder E-Bike sein darf. Auch Zuschüsse für die Reinigung von Arbeitskleidung zählen dazu - wobei hier extrem strenge Regularien beachtet werden müssen. Weniger bekannt sind dagegen die Aufmerksamkeiten, Erholungsbeihilfen, die Ausstattung der Mitarbeiter mit Mobiltelefonen, Tablets und Computern sowie Zuschüsse zum Gesundheitsmanagement. Mit Geschenken Steuern sparen Bei den Aufmerksamkeiten handelt es sich um Geschenke des Arbeitgebers an seinen Mit arbeiter zum Beispiel zum Geburtstag oder einem runden Firmenjubiläum. Für diese Sachzuwendungen darf der Arbeitgeber seit Anfang dieses Jahres maximal 60 Euro ausgeben - dies allerdings auch mehrmals jährlich. Geldzuwendungen sind dagegen steuer- und abgabenpflichtig. Die Erholungsbeihilfe hat nichts mit Urlaubsgeld zu tun, sondern ist eine zusätzliche freiwillige Leistung. Bis zu 256 Euro jährlich darf ein Arbeitgeber jedem Mitarbeiter als Einmalzahlung innerhalb von drei Monaten vor oder nach dem Urlaub zahlen. Hat der Arbeitnehmer Familie, kann sich dieser Betrag sogar noch erhöhen. Die Erholungsbeihilfe ist sozialversicherungsfrei, muss aber vom Arbeitgeber mit 25 Prozent pauschal versteuert werden. Zudem haben Arbeitgeber die Möglichkeit, ihre Mitarbeiter mit Mobiltelefonen, Tablets und Computern auszustatten. Der Arbeitgeber kauft das Gerät und stellt es seinem Mitarbeiter für betriebliche und private Zwecke zur Verfügung. Im Gegensatz zu Firmenfahrzeugen sind diese Leihgaben sozialversicherungs- und steuerfrei - und gemäß den Erfahrungen von Marco Barreto Bittner bei den Mitarbeitern besonders beliebt. Darüber hinaus darf ein Unternehmer seine Mitarbeiter bei Kursen und Trainings, die ihren Gesundheitszustand verbessern, finanziell unterstützen. Dazu zählen zum Beispiel Kurse zur Stärkung der Wirbelsäule, Anti-Stress-Trainings, Entspannungs- und Nichtraucherkurse sowie Lehrgänge rund um die gesunde Ernährung. Pro Mitarbeiter können bis zu 500 Euro jährlich steuer- und sozial versicherungsfrei gewährt werden. Mitgliedschaften bei Sportvereinen und Fitnessstudios fallen leider nicht darunter. Für den Gegenwert all dieser Maßnahmen kann der Arbeitgeber das Bruttogehalt kürzen - muss er aber nicht. Selbstverständlich können sie auch zusätzlich zum Gehalt gezahlt werden. "Das kann zum Beispiel anstelle einer Lohn- oder Gehaltserhöhung, von der ja wegen Steuern und Sozialabgaben nur ein gewisser Teil auf dem Konto des Arbeitnehmers ankommt, sinnvoll sein", so Barreto Bittner. Bedauerlich findet er, dass bei zwei Bausteinen, die bei Mitarbeitern oft besonders gut ankommen, kein Entgeltverzicht möglich ist: Weder Zuschüsse zu den Fahrtkosten noch zu den Kindergartengebühren dürfen angesetzt werden, um das Bruttogehalt steuer- und sozialabgabensenkend zu reduzieren. Diese Zuschüsse können nur zusätzlich gewährt werden. Natürlich verursacht die Lohnoptimierung einen nicht zu unterschätzenden administrativen Aufwand für den Unternehmer. Der lässt sich jedoch durch die Einschaltung eines Dienstleisters begrenzen. So kümmert sich zum Beispiel ValueNet nicht nur um die korrekten Abrechnungen, sondern bietet mit kundenspezifischen Online-Informationsportalen, Apps und Shoppingkarten auch nutzerfreundliche Lösungen zur Umsetzung. Die Kosten für den Dienstleister belaufen sich auf einen Teil der Ersparnis bei den Beiträgen zur Sozialversicherung. "Unsere Kunden berichten uns immer wieder, wie gut es bei ihren Mitarbeitern ankommt, wenn sich der Arbeitgeber darum kümmert, dass sie mehr Netto vom Brutto erhalten und ihnen dazu verschiedene Angebote unterbreitet", so Barreto Bittner abschließend. "Auch wenn es sich nur schwer beziffern lässt: Der Einfluss der Bemühungen des Arbeitgebers um Lohn- und Gehaltsoptimierung hat eine immens positive Wirkung auf Mitarbeiterbindung und -motivation." Mehr zum Thema finden Sie im Dossier Personalwesen www.verkehrsrundschau.de/dossiers

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