Logistik ist hier alternativlos

Duisport war auf der Immobilienmesse Expo-Real. Suchen Sie Flächen oder suchen Sie Kunden für Ihre Flächen? Auf der Suche sind wir nicht, wir haben sehr viele Flächen im Angebot. Uns werden mehr Flächen angeboten, als wir im Augenblick entwickeln können. Das hat im Wesentlichen mit unserem Joint Venture mit der RAG, Logport Ruhr, zu tun. Dadurch haben wir Zugriff auf die ehemaligen Bergwerksflächen der RAG, auf denen wir bereits die ersten Projekte umgesetzt haben. Zum Beispiel? Der Logport IV in Kamp Lintfort mit 30 Hektar Fläche, mit dem wir jetzt in die Vermarktung gehen. Logport V, möglicherweise in Oberhausen, könnte im nächsten Jahr in die Vermarktung gehen, wenn wir bis dahin die nötigen Voraussetzungen schaffen können. Dazu brauchen wir noch die Planungsrechte und die Baugenehmigungen. Dafür müssen noch einige infrastrukturelle Fragen geklärt werden. Und mittelfristig wird das Bergwerk Auguste Viktoria in Marl mit 50 Hektar noch ein großes Projekt. Das Bergwerk schließt Ende dieses Jahres. Sie strecken die Fühler zunehmend auch nach Gewerbegebieten außerhalb Duisburgs aus. Ist Duisport ausgebucht? Zukünftig dehnen wir uns zwar in Richtung nördliches Ruhrgebiet aus, aber wir sind im Duisport noch nicht ausgebucht. 25 Hektar freie Flächen haben wir noch. Aber es muss bei der Ansiedlung auch passen, da es sehr hochwertige Flächen sind, die zum Teil über einen Wasseranschluss verfügen. Hier spielen natürlich Umschlagsgesichtspunkte eine Rolle. Im nördlichen Ruhrgebiet stehen dagegen auch logistiknahe Industrieansiedlungen im Fokus. Werden künftig Flächen frei, weil infolge der alternativen Stromerzeugung Kohle als Energieträger auf dem absteigenden Ast ist? Kurz- und mittelfristig nicht. Wir sind in Duisburg der wichtigste Umschlagplatz für Import-Kohle zur Versorgung unserer Kraftwerke. Unsere Leistungen für Umschlag, Transport, Lagerei und das Mischen von Kohle - es gibt über 100 Sorten - werden weiter benötigt. Ich sehe die Grundversorgung nach wie vor in der Verstromung von Steinkohle. Langfristig kann das anders sein. Aber in der Energiepolitik haben wir in der jüngeren Vergangenheit so viele Überraschungen erlebt, wer will da eine Prognose über vier bis fünf Jahre hinaus abgeben? Zudem entfallen von den 700 Hektar, die bei uns im Hafen für Lagerung und Umschlag genutzt werden, gerade einmal 30 Hektar auf die Kohle. Viele infrastrukturelle Großprojekte kämpfen mit Akzeptanzproblemen in der Bevölkerung - spüren Sie keinen Gegenwind von Anwohnern? Natürlich spüren wir den. Es ist heute nötiger denn je, die Bürger so früh wie möglich mitzunehmen. Es gibt immer direkt Betroffene. Wer an einem Gleis oder einer Straße lebt, wird immer gegen eine infrastrukturelle Maßnahme sein. Insofern muss man Voraussetzungen schaffen, dass es für alle Beteiligten erträglich wird. Und man muss die Bürger frühzeitig informieren, um deutlich zu machen, dass solche Entwicklungen, insbesondere in unserer Region, weitgehend alternativlos sind. Wir werden hier leider kein neues Chemie- oder Stahlwerk mehr bauen. Und woher sollen die Jobs denn kommen? Die Bergwerke werden geschlossen und die Montanindustrie ist weiter auf dem Rückzug. Das Ruhrgebiet ist nun einmal industriell geprägt mit vielen gut qualifizierten Arbeitskräften. Für die können Logistik und industrielle, logistiknahe Aktivitäten eine Antwort sein. Welche Rolle spielt die Zugverbindung Duisburg-China in Konkurrenz zum Schiff? Das ist kein Wettbewerb zum Schiff, sondern eher zur Luftfracht. Da ist die Schiene sehr viel günstiger, dafür dauert sie etwas länger. In 16 bis 20 Tagen ist man mit dem Zug in den verschiedenen Städten Chinas. Das sind neben Chongqing auch Shanghai, Peking und Changchun. Am Ende des Jahres werden wir täglich einen Zug haben, der von Duisburg nach China fährt. Mittlerweile gehen nicht mehr nur Leercontainer zurück nach China. Wir haben uns sehr bemüht, den Zug von West nach Ost auszulasten. Vor allem die Automobilindustrie nutzt das Angebot. Im Augenblick bringen wir mehr Güter nach China als umgekehrt. Der Zug fährt durch Russland. Leidet die Verbindung unter den Spannungen? Nein, das ist nicht der Fall und ich hoffe, das bleibt so. Die Züge nehmen aber auch Ladung mit, die nicht direkt nach China geht, sondern in Moskau ausgeladen wird. Bislang sind mir dabei noch keine Störungen bekannt. Sie hatten Besuch vom chinesischen Staatspräsidenten Xi Jinping - haben sich daraus konkrete Geschäfte entwickelt? Die Chinesen haben das zum Anlass genommen, für den Zug noch stärker die Werbetrommel in ihrer Heimat zu rühren. Sie tun viel, um die Landbrücke auszubauen. Der Besuch hatte eine Signalwirkung und ist live im chinesischen Fernsehen ausgestrahlt worden. Wir treiben das Thema von Deutschland aus weiter. Krisenherde in Nah-Ost, Afrika und der Ukraine - wirkt sich das auf Ihr Geschäft aus? Im Augenblick spüren wir keine Auswirkungen. Aber die Logistikindikatoren gehen momentan in die falsche Richtung. Auch die Industrieproduktion ist seit dem Krisenjahr 2009 in keinem Monat so stark eingebrochen wie im vergangenen Monat. Das hat unter anderem mit Russland zu tun als einem wichtigen Markt für die deutsche Industrie. Duisburg wird 2014 also keinen neuen Umschlagrekord erzielen? Doch, ich denke schon. Eine Zahl kann ich noch nicht nennen, es sind ja erst neun Monate herum. Wir wissen nicht, wie weit wir die Auswirkungen der Konflikte noch 2014 zu spüren bekommen. Aber, in dem für uns wichtigsten Bereich, dem Containersegment, laufen wir auf ein zehnprozentiges Plus hinaus. Das ist einmal mehr deutlich stärker als das in den Seehäfen. Vita Erich Staake Der amtierende Vorstandsvorsitzende des Duisburger Hafen (Duisport), Erich Staake, wurde am 9. Oktober 1953 in Hildesheim geboren. Der Diplomkaufmann war nach seinem Studium als Manager bei verschiedenen internationalen Konzernen tätig, unter anderem bei Bertelsmann. Duisport-Chef ist Staake seit 1998. Zudem ist er Vorsitzender der Geschäftsführung mehrerer Tochtergesellschaften der Hafen-Gruppe. Darüber hinaus ist er seit einigen Jahren belgischer Honorarkonsul. sv Das Unternehmen Duisburger Hafen AG (Duisport) Der nach eigenen Angaben größte Containerbinnenhafen der Welt belegt eine Grundfläche von 1350 Hektar. Der Hafen verfügt unter anderem über 21 Hafenbecken, 200 Kilometer Gleise und 9 Containerterminals. Die Duisport-Gruppe hat im vergangenen Jahr 62 Millionen Tonnen Güter umgeschlagen. Ein Teil davon in den drei Millionen bewegten Containern (TEU). Die 1000 Mitarbeiter erwirtschafteten 2013 einen Umsatz von 175 Millionen Euro. sv