Warschau. Die Regierung in Warschau hat der staatlichen Fluglinie LOT eine Kapitalhilfe in Höhe von umgerechnet 90 Millionen Euro zugesichert. Wie das zuständige Warschauer Finanzministerium dazu erklärte, habe sich LOT im Gegenzug verpflichtet, die Restrukturierung der Airline voranzutreiben. Diese verliert seit Jahren Geld, woran auch eine erst im vergangenen Dezember von der Regierung bewilligte Finanzspritze in Höhe von knapp 95 Millionen Euro nichts geändert hat. „Die jetzt von uns zugesagten Hilfsgelder sind der letzte Betrag, den wir in LOT stecken“, sagte Finanzminister Wlodzimierz Karpinsi bei der Bekanntgabe des Beschlusses.
Er kündigte an, dass die Fluggesellschaft nach ihrer finanziellen Sanierung umgehend verkauft werden solle. Dafür nannte er möglichst noch dieses Jahr als zeitliche Zielperspektive. Luftfahrtexperten halten diese Aussage allerdings für gewagt, da es länger dauern dürfte, bis die Restrukturierungsmaßnahmen sich auch positiv in den Bilanzen niederschlagen würden. Zudem sei mit Widerständen der Beschäftigten bei Arbeitsplatzverlusten zu rechnen.
LOT fliegt seit einigen Jahren am Rande des Bankrotts und hat bisher nur dank staatlicher Hilfen überlebt. Die Gesellschaft gilt als zu klein, um im Wettbewerb mit europäischen Rivalen zu überleben. Auch ihr Geschäftsmodell, sowohl Langstreckenflüge anzubieten als auch im europäischen Regionalverkehr mitzumischen, wird von Fachleuten aufgrund der dazu notwendigen unterschiedlichen Flugzeugtypen und der strukturellen Komplexität der operationellen Abläufe als zu kostspielig bewertet.
Die jetzt bewilligten Staatshilfen muss noch die EU-Wettbewerbskommission genehmigen. Diese hat unterdessen ein Ermittlungsverfahren gegen die skandinavische SAS eingeleitet. Es geht um staatliche Zuschüsse in Höhe von 1,35 Milliarden Euro, die die drei Eigentümerländer Schweden, Dänemark und Norwegen der Fluglinie in den vergangenen zehn Jahren gewährt haben. Brüssel will jetzt prüfen, ob diese Zahlungen jeweils in Einklang mit den Wettbewerbsregeln standen. (hs)