Lang-Lkw - Heilsbringer oder doch viel Lärm um nichts?

Zum 1. Januar 2017 startete der Regelbetrieb des "Lang-Lkw". Über nichts wurde in den vergangenen fünf Jahren so kontrovers diskutiert wie über die (über-)langen Lastwagen. Gegner der "Gigaliner" versuchten ihre Position vor allem mit möglichen Verlagerungseffekten von der Schiene auf die Straße zu untermauern. Neben dem angeblich höheren Unfallrisiko sei somit auch die Klimabilanz des Lang-Lkw nicht positiv und würde langfristig für höhere Kohlenstoffdioxid-Emissionen sorgen. Alles unbegründet! Der im Dezember veröffentlichte, finale Bericht der Bundesanstalt für Straßen (BASt) widerlegt die Argumente der Lang-Lkw-Gegner.Unterschiedliche Lang-LkwDoch Lang-Lkw ist nicht gleich Lang-Lkw! Es handelt sich um einen Oberbegriff, unter dem sich verschiedene Fahrzeugkombinationen verbergen. Auch wenn die begrifflichen Unterscheidungen noch nicht in allen Köpfen angekommen sind, so gibt es doch einige zentrale Unterschiede. Das Portfolio reicht vom verlängerten Sattelzug mit 17,80 Meter Gesamtlänge bis hin zum "klassischen" Lang-Lkw mit 25,25 Metern. Nicht nur die Anforderungen an die Fahrer, sondern auch die Einsatzgebiete unterscheiden sich zentral. Es liegt nahe, dass diese unterschiedlichen Fahrzeuge gesondert betrachtet werden müssen.Das Marktpotenzial des Lang-Lkw mit 25,25 Meter liegt vor allem bei Transporten zwischen Produktion und Distributionszentren. Durch das höhere Volumen erscheint der Einsatz vor allem bei Stückgutverkehren interessant. Die leichten, voluminösen und zumeist zeitkritischen Güter entsprechen in aller Regel nicht dem typischen Leistungsprofil von Schienentransporten. Im Vergleich mit bisherigen Transporten können durch den Einsatz verlängerter Fahrzeuge 25 Prozent des Kraftstoffes eingespart werden: ein zentraler ökologischer und ökonomischer Vorteil des Lang-Lkw. Durch die beschränkte Streckenfreigabe können diese Fahrzeuge jedoch nicht so flexibel wie konventionelle Lkw genutzt werden. Die Entscheidung für einen Lang-Lkw ist demnach maßgeblich von der geografischen Lage in Deutschland abhängig, in der der Einsatz geplant ist.Anders als der Lang-Lkw erhält der verlängerte Sattelauflieger durch seine Flexibilität ein größeres Marktpotenzial. Zwar bietet dieser im Vergleich zum konventionellen Sattelauflieger (13,6 Meter Ladefläche) nur 1,3 Meter mehr Ladefläche, ist aber deutlich variabler einsetzbar. Der Effizienzgewinn zum konventionellen Lkw ist bei einem verlängerten Sattelauflieger nicht mit dem Lang-Lkw vergleichbar. Der Untersuchungsbericht des BASt schließt daraus, dass mit Freigabe des gesamtdeutschen Streckennetzes der verlängerte Sattelauflieger langfristig in Teilbereichen die herkömmlichen Fahrzeuge ablösen könnte.Ein Schritt in die Zukunft der MobilitätDoch so einfach ist es nicht. Zusätzlich muss auch die Güterstruktur des Unternehmens zum Fahrzeug passen. Zwischen werkverkehrbetreibenden Unternehmen variiert die Struktur der Güter stark. So ist der verlängerte Sattel für einen großen Küchenhersteller sehr lukrativ, wohingegen ein Holzwerkstoffe-Hersteller bedingt durch die Güterstruktur bereits den Laderaum eines konventionellen Sattels nicht vollständig nutzen kann, weil dies zu einer Überschreitung des zulässigen Gesamtgewichts führt. Es bleibt abzuwarten, in welchem Ausmaß der Lang-Lkw die Logistik, das Straßenbild und künftige Standortentscheidungen beeinflussen wird. Durch die erheblichen Effizienzsteigerungen kann jedoch von einem deutlich positiven Einfluss auf den Klimaschutz ausgegangen werden. Nach Ansicht des BWVL war der Regelbetrieb ein Schritt in die Zukunft der Mobilität.Auch wenn das Marktpotenzial des Lang-Lkw im Hinblick auf das gesamte Transportaufkommen eher gering ist, ist anzunehmen, dass nach und nach Unternehmen Lang-Lkw auf geeigneten Relationen einsetzen, um so ökonomische und ökologische Vorteile zu generieren. Nach Prognose der BASt für 2030 wird die Verkehrsleistung der Lang-Lkw bei maximal 100 Millionen Lkw-Kilometer liegen. Unter Annahme einer durchschnittlichen Laufleistung von 100.000 Kilometern könnte die prognostizierte Verkehrsleistung von 1000 Fahrzeugen erbracht werden.In der Zukunft sind die Unternehmen gefragt, den Lang-Lkw und verlängerten Sattelauflieger für geeignete Strecken zu identifizieren. Mit entsprechender Auslastung kann so nicht nur ein ökonomischer Vorteil erzielt, sondern auch ein Mehrwert für alle Beteiligten geschaffen werden.Unfallrisiko Lang-LkwDer Feldversuch zeigte keine besonderen Unfallrisiken des Lang-Lkw. Aufgrund geringer Fallzahlen ist ein Vergleich mit herkömmlichen Lkw zurzeit nicht standfest. Zur Berechnung muss die Eintrittswahrscheinlichkeit und das Schadensausmaß berücksichtigt werden. Durch die Substitutionseffekte ergibt sich schließlich ein Nullsummenspiel.

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