Großbeeren. „Schrei vor Glück oder schick‘s zurück“ – der Werbeslogan des Schuh-Internethändlers Zalando bereitet mittlerweile nicht nur dem für das Retourenmanagement zuständigen Logistikleiter Kopfzerbrechen. Auch immer mehr Konsumenten fragen sich, ob Online-Bestellungen von Schuhen und anderen Modeartikeln noch angesagt sind. Denn das Image des Versandhandels leidet derzeit immer mehr – und das nicht zuletzt aufgrund der Begebenheiten in der Logistik.
Nach dem Undercover-Bericht von Günter Wallraff über die Zustände bei den Paketdiensten macht die Verbraucher nun ein neuer verdeckt recherchierter Film nachdenklich. Reporter des ZDF-Magazins Zoom stießen bei den Online-Händlern Zalando und Amazon auf verschlossene Türen und Schweigen. Deshalb schleusten sie einen Mitarbeiter ins Zalando-Logistikzentrum des Dienstleisters Docdata in Großbeeren ein. Der ZDF-Mann traf dort auf einen Stundenlohn von 7,01 Euro, verschmutzte Toiletten, stickige Hallen und ständige Überwachung der Arbeitsleistung. Nichts Ungesetzliches, aber moralisch zumindest fragliche Zustände. Dem TV-Zuschauer war auf jeden Fall nicht mehr nach einem Glücksschrei zumute.
Versandhandel und Logistikdienstleister müssen aufpassen, dass sie nicht nur im Internet auf ihr Image achten, auch die Logistikkette muss einen guten Ruf haben, wenn sie beim Konsumenten weiterhin Glücksgefühle erzeugen wollen. Dazu gehören akzeptable Arbeitsbedingungen und Offenheit. Dass das geht, zeigt im Beitrag übrigens der Online-Händler Dress-for-less, der das ZDF-Team überall filmen lies und Einsteigern elf Euro pro Stunde zahlt. (ak)
Andre Kranke, stellvertretender Chefredakteur, VerkehrsRundschau
Zum ZDF-Film „Gnadenlos billig"
Christian Stempfel