Interview: "In der Retourenlogistik liegt noch viel Potential"

Wo sehen Sie die größten Herausforderungen für die Handelslogistik? Die Peaks im Online-Handel nehmen immer mehr zu. Vor wenigen Jahren noch schnellten ausschließlich vor Weihnachten und anderen Festtagen die Zugriffszahlen in die Höhe. Heute kommen Marketing-getriebene Zwischenpeaks wie der Black Friday Ende November hinzu. Als Folge werden die Supply Chains regelmäßig extrem gefordert, was uns durchaus Sorgen bereitet: Auf der einen Seite können wir nicht jede Verkaufsentwicklung vorhersagen, auf der anderen Seite müssen wir unsere Ressourcen optimal nutzen. Wie können Logistikdienstleister die Handelsunternehmen dabei unterstützen? Die Dienstleister sollten ihre Netze weiter ausbauen und Ausgleichsmöglichkeiten für nicht genutzte Kapazitäten schaffen. Wenn eine dritte Schicht aktuell nicht benötigt wird, sollte sie beim nächsten Peak abrufbar sein. Das setzt hoch entwickelte Prognose-Tools voraus. Wir müssen noch genauer als bislang ermitteln, welche Produkte während solcher Peaks besonders nachgefragt werden, und Sonderlinien aufbauen. Außerdem müssen wir nicht ausgelastete Kapazitäten in der KEP-Branche aufspüren und für zusätzlichen Lagerumschlag und -auslieferungen nutzen. Welche weiteren Voraussetzungen müssen Logistikdienstleister, die für den Handel arbeiten wollen, mitbringen? Sie sollten auf jeden Fall für möglichst viele Unternehmen im Markt arbeiten. Dann können sie Nachfrageschwankungen abfangen. Wichtig ist außerdem eine hohe IT-Kompetenz. Die Dienstleister müssen Systeme haben, die über standardisierte Schnittstellen an unsere Lösungen angedockt werden können und durch leichte Skalierbarkeit überzeugen. Dann können unerwartete Nachfragesprünge problemlos abgebildet werden. Und wie können Speditions- und Logistikdienstleister die Retourenlogistik unterstützen? Indem sie bei der Klassifizierung und Kategorisierung von Rückläufern helfen. Jeder Händler will diese sofort wieder in den Kreislauf bringen und muss aus diesem Grund schnell wissen, ob und unter welchen Konditionen ein Wiederverkauf möglich ist. Hier gibt es noch viel Potenzial im Markt.