"Ich bin Unternehmer aus Leidenschaft"

Detlef Duwe, geschäftsführender Gesellschafter der Albert Züfle Spedition in Baiersbronn, ist in seinem Element. Einer seiner Lkw-Fahrer ist erkrankt, die Ladung muss dringend zum Kunden. Kein Problem für den 53-Jährigen. Dann fährt er eben selbst. Gelernt ist gelernt. Denn mit knapp 40 Jahren hat Duwe tatsächlich noch den Führerschein CE gemacht, obwohl er da schon längst seine Ausbildung zum Speditionskaufmann und die Weiterbildung zum Verkehrsfachwirt IHK in der Tasche hatte und sogar schon sein eigenes Unternehmen leitete. Wenn Duwe aber etwas anpackt, dann macht er es richtig. Gut und gerne 500.000 Kilometer sei er bestimmt in seinem Leben Lkw gefahren, schätzt er. Der Haken ist nur: Der Unternehmer hat für die jetzt anstehende Tour eigentlich überhaupt keine Zeit. Denn im November 2018 hat er das baden-württembergische Unternehmen Albert Züfle Spedition übernommen, das Peter Züfle damals aus persönlichen Gründen aufgeben musste. Regionaler Platzhirsch in Baiersbronn Das Besondere an dem Kauf: Duwes ursprüngliches Transportunternehmen, die Filo GmbH in Rheinau, war deutlich kleiner als Albert Züfle. Gerade einmal sechs eigene Lkw hatte Duwe vormals im Einsatz. Neben ihm und seiner Ehefrau arbeiteten bis zu sechs Mitarbeiter bei Filo. Die Albert Züfle Spedition war dagegen in Baiersbronn mit 33 Mitarbeitern wahrhaft ein regionaler Platzhirsch. Unternehmer Duwe musste also nicht wirklich lange nachdenken und entschloss sich zum Kauf. "An bestimmte Auftraggeber kommt man eben nur heran, wenn man eine bestimmte Betriebsgröße hat", formuliert es der Spediteur trocken. Inklusive Albert Züfle beschäftigt Duwe heute insgesamt 40 Mitarbeiter, davon 30 Lkw-Fahrer, sechs kaufmännische Mitarbeiter sowie vier Aushilfen. Die 33 Mitarbeiter der Albert Züfle Spedition hat er mit dem Kauf komplett übernommen. "Das musste ich Peter Züfle vor unserer Vertragsunterzeichnung versprechen", erzählt er. Außerdem setzt seine Spedition insgesamt 26 eigene Lkw ein, die insbesondere Transporte im Teil- und Komplettladungsgeschäft befördern. "Unsere Spezialität sind aber insbesondere sperrige Güter, Güter mit Übergrößen, die nicht in Standardnetze passen", erklärt Duwe. Die Auftraggeber sind vorwiegend Unternehmen aus dem Maschinen- und Werkzeugbau, dem Messebau, der Stahlindustrie und der Automobilbranche, die aus dem Raum von Karlsruhe bis Ulm kommen, aber auch aus der Region Bremen und dem Raum Leipzig. "Ich habe sehr gute Geschäftsbeziehungen aus meinen früheren Tätigkeiten zu anderen Speditionen. Die habe ich alle zu mir mitgenommen", sagt er. Sprung in die Selbstständigkeit Duwe ist also Speditionsunternehmer "aus Leidenschaft". So sieht er das heute. Dabei hatte es ihn ursprünglich gar nicht absichtlich in diese Branche gezogen. "Die Ausbildung zum Speditionskaufmann habe ich mangels Alternative gemacht", gesteht er. Aber sehr schnell habe ihn die Begeisterung für das Geschäft gepackt: "In der Spedition erhält man den Blick auf die Welt und jeden Tag hat man neue Aufgaben auf dem Tisch", schwärmt er. Nur die schlechte Bezahlung schmeckte Duwe nicht. Deshalb wechselte er unter anderem zu Schenker, Wohlfahrt, Merkel-Wetzel Logistik (heute Hüttemann Logistik) und war sogar recht schnell Speditionsleiter. Doch auch das reichte dem umtriebigen Macher nicht. Er wollte auch am finanziellen Erfolg eines Unternehmens beteiligt sein. "Der monetäre Erfolg war meine Triebfeder", sagt er ganz offen. Und so wagte Duwe vor 23 Jahren den Sprung in die Selbstständigkeit und gründete in Ettlingen seine erste eigene Firma, eine klassische Sofa-Spedition. Da war er 30 Jahre alt. Unterstützt wurde er von seiner Ehefrau, die für die Buchhaltung zuständig war. Kunden musste er, wie gesagt, nicht lange suchen, die kannte er noch aus seiner Zeit als Mitarbeiter in verschiedenen Unternehmen. Die eigene Fahrpraxis zahlt sich aus Zu seinen ersten drei eigenen Lkw inklusive Fahrer kam Duwe schließlich über einen Kunden, der seine Werkverkehrs-Aktivitäten an ihn verkaufte. Und in dieser Zeit machte Duwe auch seinen CE-Führerschein. "Für den Fall der Fälle, falls einer seiner Fahrer ausfallen sollte", erklärt er. Dass er selbst gefahren sei, habe sich auf jeden Fall gelohnt. "99 Prozent unserer Kunden kenne ich aus dieser Zeit persönlich. Ich weiß also ganz genau, wie ihr Geschäft vor Ort funktioniert und kann deshalb meinen Fahrern konkrete Tipps geben, zum Beispiel bei der Ladungssicherung sowie dem richtigen Händling der Waren", erklärt der Unternehmer. "Das hilft nicht nur unseren Fahrern. Das ist auch die Basis für unseren Erfolg", ist sich Duwe sicher. Doch der Unternehmer wollte mehr. "Ich wusste, dass wir größer werden müssen. Kunden setzen nun mal Größe mit Kompetenz gleich", erklärt Duwe. "An bestimmte Aufträge kommt man wie gesagt nur, wenn man eine bestimmte Unternehmensgröße hat. Und wenn man als Dienstleister da nicht mitzieht, wird man vom Markt überrollt." Allerdings sei das unfair, meint er, weil Marktführer in der Regel nur über wenig eigene Fahrzeuge verfügen und für den Transport nahezu ausschließlich mit kleineren Transportdienstleistern zusammenarbeiten. "Woher kommt also das Märchen, dass kleinere Transportbetriebe keine Kompetenz haben?" Schwierige Geschäftspartner-Suche "Der Wille zur Größe war also da. Doch die Umsetzung meines Ziels gestaltete sich sehr, sehr schwierig. Ich fand einfach nicht den passenden Partner", erinnert sich Duwe. Etliche Unternehmenschefs, deren Betriebe oder auch deren Assets er habe kaufen wollen, hätten misstrauisch reagiert, erzählt er. Vor allem wenn es um konkrete Zahlen ging, hätten viele Gesprächspartner zugemacht. "Nicht umsonst tun sich in Deutschland wohl viele Mittelständler so schwer damit, einen Nachfolger für ihren Betrieb zu finden. Keiner traut dem anderen über den Weg", schildert Duwe seine Erfahrungen. Etliche Schleifen und Umwege später fand Duwe im Jahr 2018 dann doch einen verkaufswilligen Unternehmer: Peter Züfle, Inhaber der Albert Züfle Spedition in Baiersbronn. Dieser hatte sich an einen Makler gewandt, weil er sein Unternehmen aus gesundheitlichen Gründen verkaufen wollte. Doch bis Duwe die Spedition tatsächlich übernehmen konnte, musste er noch etliche Hürden überwinden. "Mit Peter Züfle war ich mir recht schnell einig", sagt Duwe. "Auch über den Kaufpreis verständigten wir uns recht problemlos. Und so waren sich beide Unternehmenschefs sehr schnell einig darüber, dass Duwe lediglich die Namensrechte der Albert Züfle Spedition und die Assets mit dem Kauf übernahm. Nicht aber die juristische Hülle, also die Rechtsform der GmbH. Zum Kredit mit viel Hartnäckigkeit Für Duwes Ansprechpartner bei den Banken war allerdings genau dies der entscheidende Knackpunkt, warum er von ihnen lange keine Finanzierung erhielt. "Denn aus Bankensicht war das, was wir gemacht haben, eine Neugründung. Und als Neugründer gilt man bei seinen Geschäftspartnern immer als Risiko", schildert der Unternehmer seine Erfahrungen. Sprich: Nur unter allergrößten Anstrengungen und mit viel Hartnäckigkeit habe er als "Neugründer" schließlich doch einen Kredit erhalten. Überzeugt habe die Bank letztlich sein detaillierter Businessplan, verrät Duwe. "Wenn man das gemacht hat, ist man einen Riesenschritt weiter bei seiner Finanzierung." Klingt alles recht kompliziert. Hat er als Unternehmer deshalb irgendwann ernsthaft darüber nachgedacht, den Kauf der Albert Züfle Spedition abzublasen? "Natürlich hatte ich da fallweise Durchhänger. Ich hatte auch Angst, ob ich mich finanziell mit dem Kauf nicht verhebe", räumt er freimütig ein. Er sei aber nun einmal Unternehmer, insbesondere Dienstleister, aus Leidenschaft. Ziel sind bis Juli 30 Lkw "Ich möchte als Dienstleister für unsere Kunden etwas gestalten, sie dabei unterstützen, ihre Liefer- und Serviceversprechen einhalten zu können", nennt er seinen Anspruch. Dies sporne ihn an. Und das habe ihn vor allem im vergangenen Jahr den Rücken gestärkt. "16 Stunden, fallweise sogar 20 Stunden am Tag habe ich gearbeitet. Aber jetzt bin ich am Ziel und habe ein eigenes schönes Unternehmen, auf dem ich aufbauen kann", erklärt Duwe stolz. Und was ist sein wichtigster Rat an Transportunternehmer, die seinen Schritt nachmachen und durch Zukauf wachsen wollen? "Bleiben Sie hartnäckig. Kämpfen lohnt sich. Wo ein Wille, da ist immer auch ein Weg." Ideen, wie er die Albert Züfle Spedition weiter nach vorne bringen will, hat Duwe auch schon. Im ersten Schritt hat er erst einmal rund 2,5 Millionen Euro in Fuhrpark investiert. Neben dem Austausch von insgesamt 16 Lkw, plant er auch den Kauf weiterer Fahrzeuge. Sein Ziel sind bis Juli 30 Lkw, verrät er. Außerdem will er im Sommer zwei Schwerlastfahrzeuge hinzunehmen, um Stückgewichte bis 50 Tonnen befördern zu können. Ein großes Herzensthema ist für ihn aber die Lagerlogistik, in die er in den nächsten Jahren einsteigen will. Das entsprechende Grundstück dafür habe er bereits im Auge, auch den Kunden, für den er das Projekt umsetzen will, hat er schon. "Das wird etwas sehr Nachhaltiges, das wird Hochsicherheitstechnik vom Feinsten", freut sich Duwe. Mehr will er zum jetzigen Zeitpunkt nicht verraten. Wachstumsmarkt Lagerlogistik Für ihn ist aber eines klar: Mit dem Transportgeschäft allein wird sein Unternehmen wohl eher keine Zukunft haben. Im Zusammenspiel mit kundenspezifischer Lagerlogistik sieht er viel Wachstumspotenzial. "Das wollen meine Mitarbeiter und ich in den nächsten Jahren gemeinsam erschließen. Wir haben da ganz viele tolle Ideen." Mehr zum Thema im Dossier Unternehmensführung www.verkehrsrundschau.de/dossiers Daten + Fakten Alfred Züfle SpeditionDie mittelständische Alfred Züfle Spedition hat ihren Sitz in Baiersbronn, Baden-Württemberg. Eigentümer war Peter Züfle, der das Unternehmen aus persönlichen Gründen im Jahr 2018 an Detlef Duwe verkaufte. Die Alfred Züfle Spedition beschäftigt insgesamt 40 Mitarbeiter, davon 30 Lkw-Fahrer. Das Unternehmen verfügt über 26 eigene Lkw, die insbesondere Transporte im Teilund Komplettladungsgeschäft befördern. Auftraggeber sind vor allem Unternehmen aus dem Maschinen- und Werkzeugbau, dem Messebau, der Stahlindustrie und Automobilbranche. eh

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