Stuttgart. Marode Straßen und kaputte Schienenwege: Baden-Württembergs Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) hat eine umfassende Diskussion über den Zustand der Infrastruktur in Deutschland angemahnt. Derzeit werde sehr heftig über das unausgegorene und wenig zielführende Maut-Modell von Bundesminister Alexander Dobrindt (CSU) debattiert, um mehr Geld nur für den Straßenbau einzunehmen, erklärte Hermann am Donnerstag in Stuttgart. „Viel wichtiger wäre es, dass sich alle Beteiligten daran machen, die marode Verkehrsinfrastruktur insgesamt zu sanieren und dafür eine verlässliche und überjährige Finanzierung sicherzustellen.“ Der zusätzliche Mittelbedarf dafür liege bei 7,2 Milliarden Euro pro Jahr.
Hermann rügte zugleich Bahn und Bund, weil der Zustand der Eisenbahnbrücken im Südwesten beklagenswert ist. 101 der 3008 Bauwerke sind laut einem Zeitungsbericht abrissreif. Zwei Drittel der Bauten hätten größere, teils umfangreiche Defekte, berichtete die «Stuttgarter Zeitung» (Donnerstag) unter Berufung auf eine Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Grünen-Fraktion im Bundestag.
Der bahnpolitische Sprecher der Grünen, Matthias Gastel, sieht in dem Befund dem Bericht zufolge das Ergebnis einer „sträflichen Vernachlässigung“ der Infrastruktur. Hermann sagte, er sei in großer Sorge wegen der schwer beschädigten Eisenbahnbrücken. „Daran zeigt sich, wie dringlich der Erhalt der gesamten Verkehrsinfrastruktur ist.“ (dpa)