Paris. Trotz stagnierender Marktentwicklung im Heimatmarkt und rückläufiger Industrieproduktion in der EU konnte die SNCF-Gütertransporttochter Geodis zum dritten Mal in Folge ein Vierteljahr mit Umsatzanstieg ausweisen. Das gab Geodis-Chefin Marie-Christine Lombard in der letzten Woche bei einem Pressefrühstück in Paris bekannt, bei dem sie die Geschäftsentwicklung während des ersten Halbjahres beleuchtete.
Danach stieg der Gruppenumsatz im Vorjahresvergleich bei gleichen Parametern um 1 Prozent auf 3,464 Milliarden Euro. Sie verwies darauf, dass im selben Zeitraum das weltweit erzielte Bruttoinlandsprodukt um 2,7 Prozent und der Container-Schiffstransport um 7,3 Prozent zugelegt haben. 45,5 Prozent vom Geodis-Umsatz werden zurzeit noch in Frankreich selbst erzielt, wobei die Tendenz mit minus 1,9 Prozent nach unten zeigt, gefolgt von den übrigen EU-Märkten mit 31,4 Prozent (+ 0,5 Prozent Zuwachs). Auf Asien (+ 7,3 Prozent bis Jahresmitte) und hier insbesondere China (+ 15,3 Prozent Anstieg) entfallen 10,6 Prozent, auf Nord- und Südamerika 11,1 Prozent. Im ersten Halbjahr stieg der Amerika-Umsatz um 10 Prozent. In Brasilien erreichte er ein Plus um 23 Prozent. Afrika und der Mittlere Orient bilden mit 1,4 Prozent das Schlusslicht.
Freight Forwarding vor Stückgut
Auf die fünf Aktivitäten der Gruppe verteilt, ergibt sich beim Umsatz folgendes Bild: Freight Forwarding liegt mit 37 Prozent Anteil an der Spitze und wächst weiter dynamisch, mit 25 Prozent folgt der Stückgutsektor, den Lombard als „für die Gruppe fundamental wichtig und unverzichtbar“ bezeichnete. Ohne Know-How-Kapital in dem Bereich könne Geodis beispielsweise auf dem rieigen chinesischen Markt nicht mit den nötigen Subunternehmern zurande kommen. In Peking hat die Gruppe erst kürzlich für die dort ansässige Tochter eines Weltmarktführers im Kosmetikbereich auf 7.000 Quadratmetern ein weiteres Lager eröffnet, das zweite nach Shanghai. Dort geht es um Auftragsvorbereitung und die Organisation der Warenauslieferung an die Verkaufsstellen und ebenso an Privatadressen. Und für Europa konnte Geodis im Juli einen Fünfjahresvertrag für den Transportfluss der Produkte „eines Marktführers bei Putzmitteln und Hygieneartikeln“ abschließen. Gesteuert wird dies von einem „Kontrollturm in Budapest“ mit 40.000 LKW pro Jahr und Kontakt mit mehr als 100 Subunternehmen.
Den dritten Platz belegt der Straßentransport mit 11 Prozent vor Logistik (17 Prozent) und SCO-Service (Optimierung Supply Chain: 10 Prozent).
Marie-Christine Lombard, die Geodis seit eineinhalb Jahren leitet, sieht die Gruppe inzwischen nicht mehr als ein Transportunternehmen, das auch Logistik anbietet, sondern andersherum als Logistiker, der in der Lage ist, dank seiner Filialen auch Transportaufgaben zu gewährleisten. Mehr und mehr herausgestellt würden jetzt die „Werte der Marke Geodis“: „Unser Ziel ist, für die Kunden die jeweils beste Supply-Chain-Lösung zu konzipieren und umzusetzen“.
Angesprochen auf den kürzlich deklarierten Verzicht der französischen Regierung auf die Einführung der seit mehreren Jahren geplant gewesenen und quasi bis zur Betriebsreife gebrachten Ökosteuer respektive Transitmaut für LKW ließ die Geodis-Chefin durchblicken, dass die Aufgabe dieser Pläne eine vernünftige Entscheidung sei. Sie ist überzeugt, dass die Verlader nicht bereit gewesen seien, den auf den Transportrechnungen ausgewiesenen Pauschalbetrag zu bezahlen, der als Entschädigung für die zuvor von den Transporteuren entrichteten Ökosteuern gedacht war. Dies hätte nach und nach zahlreichen Klein- und Mittelunternehmen des Straßengütertransports den Garaus gemacht und die Arbeitslosenzahlen im Land mit seiner stagnierenden Wirtschaft weiter nach oben getrieben. (jb)