Mainz/Wiesbaden. Im Rhein-Main-Gebiet wächst die Kritik am Fluglärm durch den Frankfurter Flughafen. Die Grünen in Hessen und Rheinland-Pfalz wollen das Nachtflugverbot ausweiten und Kurzstreckenflüge verhindern. Sie haben vor, das Bundestagsprogramm ihrer Partei beim Kampf gegen Fluglärm zuzuspitzen. Der Mainzer Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD) warf dem Flughafenbetreiber Fraport arrogantes Verhalten vor. „Das größte wirtschaftliche Risiko für Fraport ist Fraport selbst“, sagte Ebling der Nachrichtenagentur dpa. „Dieses Unternehmen agiert wie die drei Affen.“
Der Flughafenbetreiber hält die Kritik für unberechtigt. „Da sind schon Maßnahmen angegangen worden. Wir sind aktiv, um weitere Maßnahmen umzusetzen“, sagte Fraport-Sprecher Mike Schweitzer. „Die Kritik können wir so nicht nachvollziehen.“ Der Flughafenbetreiber sei offen für einen Dialog. Schweitzer wies darauf hin, dass es bereits höhere Gegenanflüge im Norden und Süden, höhere Anflugwinkel für die neue Landebahn und Schallschutz gebe, um den Lärm zu reduzieren. Der Gegenanflug ist ein Teil des Anflugs. Die Lärmbelastung in der Region war wegen neuer Flugrouten und einer neuen Landebahn gestiegen.
Der Mainzer OB prüft nach eigenen Angaben weitere juristische Schritte der Stadt wegen des Fluglärms. Sie hat bereits gegen die Planfeststellung für die damalige Erweiterung des Flughafens geklagt. Ebling sagte, die Fraport AG nehme zwar zur Kenntnis, dass der Protest zunehme. „Irgendwie habe ich aber den Eindruck, selbst die bedeutendste wissenschaftliche Erkenntnis über Fluglärm scheint an Fraport abzuprallen.“ Damit spielte er auf Warnungen der Universitätsklinik Mainz vor gesundheitlichen Folgen von Fluglärm an.
Ausdehnung des Nachtflugverbots
Die Landtags-Fraktionsvorsitzenden der Grünen von Hessen und Rheinland-Pfalz, Tarek Al-Wazir und Daniel Köbler, stellten am Montag in Wiesbaden Änderungsanträge für den Programmparteitag am kommenden Wochenende in Berlin vor. Über den bisherigen Programmentwurf hinaus fordern die Grünen, dass Kurzstreckenflüge vermieden werden sollen: „Generell muss die Steuerbefreiung und Subventionierung des Flugverkehrs eingestellt werden.“ Änderungen am Luftverkehrsgesetz sollen es ermöglichen, Nachtflugverbote von 22.00 bis 6.00 Uhr zu erlassen. Dem Lärmschutz der Bevölkerung soll bei Abwägung ein höherer Stellenwert als der Wirtschaftlichkeit beigemessen werden.
Die Lärmbelastung in der Region war wegen neuer Flugrouten und einer neuen Landebahn gestiegen. Hessen und Fraport wissen um das Lärmproblem, hoffen aber unter anderem mit einem erhöhten Anflugwinkel und mehr Geld für Schallschutz auf Linderung. Die rot-grüne Landesregierung von Rheinland-Pfalz unterstützt eine Klage rheinhessischer Gemeinden gegen die sogenannte Südumfliegung. (dpa)
Jean