Der Kangoo-Klon

Die Frage nach einem City-Transporter konnte Nissan bislang mit dem NV 200 beantworten. Den für westeuropäische Augen etwas skurril anmutenden, dafür praktischen Kleintransporter bietet der japanische Hersteller seit Sommer vergangenen Jahres aber nur noch in der vollelektrischen Variante ENV 200 an. Damit entstand im Programm eine "Verbrenner-Lücke", die Nissan auf eine nachvollziehbare Weise schließt. Was liegt näher, als sich beim Kooperationspartner Renault zu bedienen, wie man es traditionell bei seinen größeren Vans macht? Wie die verhehlt der neue NV 250 seine Abstammung nicht; eine dezent veränderte Frontpartie muss genügen, um den Renault Kangoo auf Nissan zu trimmen. Technisch geht man ebenfalls keine eigenen Wege, wofür aber auch keine Veranlassung besteht. Der 1,5 Liter große Renault-Vierzylinder ist schließlich für seine exzellente Elastizität bekannt. Nach einer Ortsdurchfahrt im sechsten Gang aus 1000/min wieder durchbeschleunigen? Für den Common-Rail-Diesel kein Problem - auch in der mittleren Leistungseinstellung mit 95 PS und 230 Newtonmeter Drehmoment. Weshalb sich die Leistung subjektiv nach mehr anfühlt, als man von den Papierwerten her erwarten würde. Zurückhaltend beim Verbrauch Was den Großteil der Eigner mehr interessieren dürfte: Egal welchen Fahrstil man zugrunde legt, die Trinksitten des Motors bleiben im Rahmen. Selbst eine ambitioniert gefahrene Dienstreise über 1300 Kilometer Autobahn quittierte der NV 250 mit niedrigen 7,2 l/100 km. Auf der gemischten VR-Testrunde flossen lediglich 6,1 l/100 km durch die Brennräume, trotz überdurchschnittlicher Windverhältnisse am Testtag und 400 Kilogramm Testballast im Laderaum. Letztere bedeuten für den leer exakt 1,56 Tonnen schweren Testwagen übrigens fast schon das Maximum. Wer mehr Zuladung benötigt, sollte daher in die um 120 Kilo aufgelastete Variante (mindestens 250 Euro) investieren. Außerdem möchten wir Langstrecklern von der variablen Gittertrennwand samt faltbarem Beifahrersitz (280 Euro) abraten. Diese Option erweitert zwar den Frachtraum und damit die Lademöglichkeiten, dafür steigt bei höherem Tempo der Lärmpegel im Innenraum auf ein fast unerträgliches Maß an. Optionsseitig nichts unternehmen lässt sich gegen die weichen Sitze mit kurzen Sitzflächen, die auf langen Strecken schnell zu Ermüdungserscheinungen beim Fahrpersonal führen - ein Manko, das der NV 250 ebenso vom Renault erbte wie das wenig verbindliche, teigig anmutende Sechsgang-Getriebe. Mehr Ausstattung, längere Garantie Mit Vorsicht zu genießen ist der um 1440 Euro höhere Basis-Listenpreis zum Renault. Nissan gibt dem NV 250 eine umfangreichere Ausstattung mit auf den Weg, zu der unter anderem die obligatorische Trennwand zum Laderaum, eine Schiebetür und Ganzjahresreifen gehören. Nicht zu vergessen die Nissan-typischen Garantiebedingungen, die fünf Jahre oder 160.000 Kilometer umfassen. Das "Original" gewährt werkseitig lediglich zwei Jahre. Das allein könnte für manchen Motivation genug sein, zum Franko-Japaner zu greifen. Mehr zum Thema finden Sie unter #NissanNfz www.verkehrsrundschau-plus.de/hashtag In Kürze Die Zusammenarbeit bei Transportern mit Renault hat bei Nissan auch im Cityvan-Bereich Tradition. Schon der 2003 bis 2009 gebaute Kubistar basierte auf der seinerzeit aktuellen Generation des Renault Kangoo. Ab 2009 übernahm der eigenentwickelte NV 200. Testurteil +sehr elastischer Antrieb, im Verhältnis günstiger Anschaffungspreis, niedriger Verbrauch, passable Serienausstattung-laute Geräuschkulisse mit Trenngitter, wenig verbindlich wirkende Verarbeitung, teigig anmutendes Getriebe

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