München. Lastwagen, Staus, Blockabfertigung – Alpenidylle sieht anders aus. Die Brenner-Autobahn von Österreich über den Alpenpass nach Italien gilt als eine der meistbefahrenen Alpentransitstrecken Europas – und der Verkehr nimmt weiter zu. An die 2,25 Millionen Lastwagen ratterten 2017 nach Angaben des Landes Tirol an der Zählstelle in Schönberg vorbei, acht Prozent mehr als im Vorjahr. Die Anwohner entlang der Strecke stöhnen über Lärm und Abgase. Die Belastungsgrenze sei erreicht, heißt es dort.
Am Montag treffen sich unter Leitung von EU-Koordinator Pat Cox die Verkehrsminister von Deutschland, Österreich und Italien sowie Vertreter von Bayern, Tirol, Südtirol und Trentino in München. Beim Brenner-Gipfel wollen sie gemeinsam Lösungen suchen. Denn zwischen den Ländern sorgt das Thema Transitverkehr immer mehr für dicke Luft.
Deutsche Kritik an Lkw-Blockabfertigung
Tirols Vorgehen, die eigene Autobahn mit einer Blockabfertigung für Lastwagen an der bayerisch-österreichischen Grenze zu entlasten, sorgte in München und Berlin für harsche Kritik. Nur höchstens 300 Lastwagen pro Stunde dürfen dann einreisen. Denn nach dem feiertäglichen Fahrverbot starten von überfüllten Parkplätzen Tausende Lastwagen Richtung Süden. Doch was Tirol entlastete, traf Bayern. Dort bildeten sich bis zu 30 Kilometer lange Staus.
„Österreich verstößt klar gegen den EU-Grundsatz des freien Warenverkehrs“, kritisierte im Dezember Bundesminister Christian Schmidt (CSU). „Die Lkw-Blockabfertigung muss ein Ende haben.“ Am Montag sitzt Schmidt mit seinen Kollegen aus Österreich und Italien, Norbert Hofer (FPÖ) und Graziano Delrio (PD) am Tisch. Dabei ist auch der Tiroler Landeshauptmann Günther Platter, der zu Blockabfertigungen bereits klargestellt hat: „Wir werden diesen Weg im Jahr 2018 fortsetzen.“ Platter will auch eine Lkw-Obergrenze von einer Million Lastwagen, weniger als die Hälfte von 2017.
Forderung nach höherer Korridormaut
Tirol, Südtirol und Trentino haben schon Mitte Januar in Bozen den Schulterschluss geübt und sich zur sogenannten Korridormaut bekannt. Die Mautgebühren zwischen München und Verona sollen angeglichen – und dabei teils angehoben werden. Wegen der streckenweise günstigen Maut und des billigen Diesels in Österreich wählen manche Spediteure den Brenner, obwohl das ein Umweg ist. Das, so heißt es in Tirol, müsse aufhören.
„Es liegt auf der Hand, dass der Verkehr verlagert werden muss. Die Kapazitätsgrenze ist erreicht“, sagte auch Südtirols Landeshauptmann Arnold Kompatscher. Allerdings sei der Transitverkehr stark mit wirtschaftlichen Interessen verbunden. „Schnellstens“ müsse auch der Verkehr auf die Schiene verlagert werden. Der Brennerbasistunnel sei mit seinen Zulaufstrecken eine gemeinsame Lösung, in die noch mehr Energie fließen müsse. Auch Bayerns Verkehrsminister Joachim Herrmann (CSU) will mehr Güterverkehr auf die Schiene bringen.
Doch der Brennerbasistunnels wird erst 2026 fertig. Und während am Tunnel längst gebaut wird, haben im bayerischen Inntal für den nördlichen Zulauf gerade Probebohrungen begonnen.
Die Hoffnungen ruhen auf München. Franz Kompatscher aus Brenner sagt: „Ich bin guter Dinge, dass da etwas herauskommt.“ Ob es greifbare Ergebnisse gibt, ist aber offen. Beobachter erwarten, dass das Treffen nur ein Anfang ist, für weitere Gespräche auf Arbeitsebene. (dpa/ag)