Brüssel. Flüssigerdgas (LNG) soll künftig Diesel als Kraftstoff in der europäischen Binnenschifffahrt ersetzen: Diese Botschaft sendete die Europäische Binnenschifffahrtsunion (EBU) auf ihrer Jahreskonferenz in Brüssel aus. Der Wille zur Umrüstung sei in der Branche vorhanden. Doch um den Wechsel tatsächlich vollziehen zu können und bezahlbar zu machen, müssten so bald wie möglich politische Rahmenbedingungen für die breitflächige Nutzung von LNG geschaffen werden. Außerdem müsse eine entsprechende Infrastruktur entstehen, vor allem genügend Tankstationen. Dafür sieht die EBU sowohl die EU-Kommission als auch die Regierungen in den EU-Mitgliedsstaaten in der Pflicht.
Umweltbilanz der Binnenschifffe wird schlechter
Grund für das Umdenken der Binnenschifffahrer ist die Sorge um das „grüne“ Image der Branche. Während die Abgas-Werte von LKW durch neue Generationen von Motoren immer weiter gesunken wären, hätte sich bei der Binnenschifffahrt diesbezüglich nichts getan. Ein Vertreter der EU-Kommission rechnete vor, dass die Kosten, die durch Abgase von Binnenschiffen an der Umwelt entstehen, schon heute höher liegen, als die von LKW. „Wenn wir nichts tun, werden LKW 2020 bei Kosten von zwei Euro pro 1000 Tonnenkilometern liegen, die Binnenschifffahrt dagegen bei deutlich mehr als den derzeitigen elf Euro“, sagte Jean-Eric Pacquet, Direktor der Abteilung für den Aufbau des transeuropäischen Verkehrsnetzes TEN-V bei der EU-Kommission.
Die immer schlechter werdende Umweltbilanz im Vergleich zum Straßengüterverkehr sahen einige Branchenvertreter als einen der Gründe dafür an, dass die Binnenschifffahrt an Attraktivität tendenziell abnimmt. Den Umschwung soll nicht nur die Bemühungen um LNG bringen, sondern auch die EU-Politik. In ihrem TEN-V-Kernnetz setzt die EU-Kommission stark auf die Binnenschifffahrt als klassisch „grünen“ Transportsektor und als Möglichkeit, die Straßen vom Güterverkehr zu entlasten. „Was wir jetzt brauchen, sind konkrete Projekte von der Binnenschifffahrt, um die Fördermöglichkeiten auch mit Leben zu erfüllen“, sagte EU-Verkehrskommissar Siim Kallas auf der EBU-Konferenz. (kw)