Bewährte Basis mit neuem Gesicht

Ganz praktische Gründe dürften den Hauptanlass für die Überarbeitung des Fiat Doblo gegeben haben. Schließlich stieg der Italiener im letzten Jahr zum Global Player auf, nachdem Fiat ihn als "Ram Promaster City" auch in den USA anbietet. Und für Amerika verpasste man dem Doblo ein anderes, ans Design der anderen Ram-Nutzfahrzeuge angelehntes Gesicht. Und weil zwei verschiedene Designs die Abläufe auf den Fertigungsbändern im türkischen Bursa eben unnötig erschweren, tragen ab sofort auch die europäischen Versionen das amerikanische Gesicht, aber natürlich weiterhin mit Fiat-Emblem am Grill. Von hinten und von der Seite blieb der Doblo damit aber (fast) der Alte, auch wenn das Fiat-Marketing vollmundig von einer neuen Generation spricht. Auch der Bereich hinter der serienmäßigen Stahl-Trennwand blieb unverändert. Wobei hier auch wenig Handlungsbedarf bestand, denn das fast rechteckige Doblo-Frachtabteil gehört zu den geräumigsten unter den City-Vans. Mit langem Radstand passen 4,2 Kubikmeter in den Fiat (kurzer Radstand 3,4 Kubik). Da müssen die meisten Wettbewerber passen und auch die Möglichkeit, dank kompakt bauender Radkästen Europaletten quer einladen zu können, bietet längst nicht jeder. Ebenfalls geschlagen geben müssen sich die Konkurrenten bei der Variantenvielfalt, die Fiat auch in der vierten Generation nicht einschränkte: Neben Kastenwagen und Kombi, wahlweise mit langem Radstand und Hochdach, sind weiterhin auch Fahrgestelle sowie die Pick-Up-Version Worker erhältlich. Neu gestalteter Armaturenträger Mehr Neues findet sich im Fahrerhaus: Der Armaturenträger wurde komplett neu gestaltet und bringt mittels chromring-umrandeter Instrumente sowie Klavierlack-Elementen auf Mittelkonsole und Lenkrad mehr Wertigkeit in den Doblo. Allerdings bietet er eher weniger als mehr Ablagen als die Schalttafel des Vorgängers und auch die Becherhalter in der Mittelkonsole strich Fiat ersatzlos. Neu ist auch die Option auf eine Beifahrerdoppelsitzbank (230 Euro). Deren Sitzlehnen lassen sich zudem einzeln klappen, was einerseits eine Schreibunterlage samt Klemmvorrichtung zutage fördert. Oder den Weg zu einer in der Trennwand integrierten Durchladeklappe frei gibt. Wodurch der Doblo dann auch überlange Frachtstücke aufnimmt. Auch der Schalthebel soll dank Modifizierungen an Getriebe und Kupplung jetzt leichtgängiger durch die Gassen flutschen. Während der ersten Testfahrten war davon allerdings wenig zu spüren, die Schaltung gibt sich nach wie vor eher hakelig und mit langen Schaltwegen. Mehr Drehmoment im Drehzahlkeller Sofort spürbar sind dagegen die motorischen Verbesserungen. Und sie sind übrigens ausschließlich beim Fahren bemerkbar. Denn auf dem Papier blieben die Motoren in ihren bisherigen Leistungseinstellungen und Drehmomenten unverändert. Bei den beiden Multijet-Dieseln mit 1,3 und 1,6 Liter Hubraum liegt bei niedrigen Drehzahlen allerdings jetzt bis zu 40 Prozent mehr Drehmoment an. Und das macht sich vor allem beim 100 PS starken 1,6-l-Common-Railer bemerkbar. Zog der aufgrund seiner leichten Anfahrschwäche bislang erst ab 1600 Touren richtig durch, liefert der Vierzylinder nun ab 1200/min kontinuierlich Schub und genügt mit seinen 290 Newtonmetern allen Transportansprüchen. Den Aufpreis von immerhin 1050 Euro zum 2,0 Liter großen und 135 PS sowie 320 Newtonmeter starken Topdiesel kann man sich daher getrost sparen. Der blieb nämlich unverändert im Programm und behielt damit auch sein gewaltiges Turboloch, das ihn unterhalb von 1800/min träge agieren lässt. Eher könnte man über ein weiteres Downsizing nachdenken. Denn sogar der 75 PS starke Einstiegsdiesel kommt mit dem Doblo - zumindest im Überlandverkehr - schon gut zurecht. Schließlich schafft er mit 200 Newtonmeter Drehmoment den gleichen Wert wie sein stärkerer Bruder mit 90 PS. Doch Vorsicht: Beide Aggregate müssen mit fünf Fahrstufen auskommen, was bei höherem Tempo die Drehzahl treibt. Bei gemäßigten 120 km/h liegen bereits knapp 3000 Touren an, da bieten die mit sechs Gängen ausgestatteten Diesel mehr Souveränität. Mehr für den Stadtverkehr taugt sicherlich auch das automatisierte Schaltgetriebe mit ebenfalls nur fünf Fahrstufen, das in Verbindung mit dem 1,6-Liter-Diesel zu haben wäre. Empfehlenswerter ist das neue Spritsparpaket namens Eco-Jet (550 Euro), das mit Ausnahme des 2,0-Liter für alle Diesel bestellbar ist. Dann sollen Motor-Start-Stopp, Energiesparreifen, ein verkleideter Unterboden sowie bedarfsgerecht arbeitende Aggregate den Verbrauch um bis zu 15 Prozent verringern. Oder man greift zum ebenfalls im Programm gebliebenen Turbo-Erdgas-Benziner mit 120 PS, der mit dieselähnlichen Attributen aufwartet und die Kraftstoffausgaben drücken könnte, sobald der Ölpreis wieder in schwindelerregende Höhen steigt. Das Drücken des Preises könnte beim Fiat-Händler dagegen in Zukunft etwas schwerer fallen. Schließlich muss der die zweiprozentige Verteuerung mit einkalkulieren, die Fiat für den neuen Doblo vorgesehen hat.

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