Berlin. Die deutsche Tochter des niederländischen Gebäudeausstatters Imtech ist zahlungsunfähig und bringt damit auch das Projekt des neuen Hauptstadtflughafens in Schwierigkeiten. Der Insolvenzantrag wurde am Donnerstag in Hamburg eingereicht. Imtech hat in Deutschland nach eigenen Angaben rund 4000 Beschäftigte. Am Hauptstadtflughafen BER drohen damit neue Terminprobleme. Die Geschäftsführung lässt von einer Arbeitsgruppe prüfen, ob die geplante Eröffnung im zweiten Halbjahr 2017 noch zu schaffen ist.
Vize-Aufsichtsratschef Rainer Bretschneider sagte, die Entwicklung müsse sehr ernst genommen werden. Der Projektausschuss des Aufsichtsrats werde in Kürze dazu tagen. Der Vorsitzende des Berliner Untersuchungsausschusses zum Flughafen, Martin Delius (Piratenpartei), sagte: „Ich halte den Eröffnungstermin für stark gefährdet.“
Die niederländische Imtech-Konzernmutter teilte mit, sie prüfe nun die Lage und die möglichen Konsequenzen. Imtech-Deutschland-Chef Felix Colsman verliere seinen Posten im Konzernvorstand, behalte aber die Führung in Deutschland. Insolvenzverwalter ist der Hamburger Rechtsanwalt Peter-Alexander Borchardt.
„Task Force“ klärt die Auswirkungen
„Imtech ist eine der wichtigsten Baufirmen für die BER-Baustelle“, teilte Flughafenchef Karsten Mühlenfeld mit. Es sei klar, dass die Insolvenz Auswirkungen auf wichtige Schritte des Terminplans haben werde. Er sieht vor, dass der Flughafen im März 2016 baulich fertig ist. Ob die Eröffnung 2017 noch möglich ist, sollen Baufachleute und Juristen in einer „Task Force“ klären.
Teile der Imtech-Belegschaft seien schon am Freitag nicht mehr auf der Baustelle erschienen, sagte Mühlenfeld. Imtech ist bei dem mehrfach verzögerten Großprojekt für wichtige Elektro-, Sanitär- und Lüftungsarbeiten zuständig, das Unternehmen arbeitet auch an entscheidender Stelle an der Brandschutzanlage.
Kündigung ist nicht die Lösung
Die Insolvenz sei für die Auftraggeber ein „Super-Gau“, sagte der Düsseldorfer Bauexperte Andreas Schmieg. „Es kommt jetzt darauf an, das Vertrauen sowohl der Auftraggeber wie auch der Lieferanten zu erhalten“, sagte der Geschäftsführer der Unternehmensberatung Buchalik Brömmekamp. Zwar sei es möglich, die Verträge mit einem insolventen Unternehmen zu kündigen und andere zu beauftragen. Gerade bei Großprojekten sei dies sowohl technisch und zeitlich wie auch wirtschaftlich in der Regel nicht die optimale Lösung.
Die Firma Imtech mit Sitz in Hamburg ist seit mehr als 150 Jahren am Markt, zunächst als Heizungsbauer. 1997 verkauften die Gesellschafter des Vorgängerunternehmens Rud. Otto Meyer (ROM) ihre Anteile in die Niederlande; seit 2002 heißt die Firma Imtech Deutschland. Der Umsatz für Deutschland und Osteuropa betrug im vergangenen Jahr 860 Millionen Euro, der Verlust (Ebitda) 126 Millionen Euro. Seit 2013 steht der Konzern im Mittelpunkt einer Korruptionsaffäre; zahlreiche Manager wurden entlassen, und Staatsanwälte ermitteln. (dpa/sno)