Paris. Für September nächsten Jahres ist der Start eines Bahnshuttle-Systems geplant, das das Multimodalterminal in Dourges bei Lille mit einem eigens dafür vorgesehenen Logistikzentrum nahe der Pariser Metrostation La Chapelle verbinden soll, einem der Eingangstore zur französischen Hauptstadt. Zusammengetan haben sich für das Projekt drei Unternehmen: als Logistikspezialist die Gruppe XPO Logistics, für den Bahnbetrieb der Dienstleister Eurorail und als Konstrukteur von Logistikzentren die Firma Sogaris.
Die Konzeption, die Betriebsführung und die Vermarktung sowie die Verteilung der Güter über die Straße im Großraum Paris hat XPO Logistics übernommen. Das seit Kurzem unter amerikanischer Flagge segelnde Unternehmen wies zuletzt einen Umsatz von 5,4 Milliarden Euro aus. Eurorail wird über die Tochter RegioRail für den Schienentransport von der Logistikzone Delta3 in Dourges bis nach Paris zuständig sein und soll beim Bahninfrastruktur-Verantwortlichen SNCF Réseau die nötigen Fahrzeiten aushandeln. Sogaris will in La Chapelle ein Gebäude auf 45.000 Quadratmetern Fläche errichten, dessen Dachfläche zudem für den Anbau agrarischer Erzeugnisse sowie sportliche Aktivitäten genutzt werden soll, vermietet an die Stadt.
Das neuartige Shuttle- und Versorgungsvorhaben basiert auf folgender Zukunftsprognose: Nach einem Weißbuch zur urbanen Logistik liegt der Pro-Kopf-Konsum pro Jahr von Frachtgütern momentan bei 25 Tonnen, erläutert der bei XPO Logistics für den Regionalraum Paris zuständige Olivier Mirio. Bedingt durch den wachsenden Internet-Handel werde er in den nächsten Jahren um jeweils 1,5 Prozent zulegen. Über die Straße werden derzeit täglich 140.000 Tonnen nach Paris und in die nähere Umgebung transportiert. Man habe sich deshalb für ein umweltschonenderes Von-Haus-zu-Haus-Konzept in sechs Etappen entschlossen: Beladen werden 60 Auflieger-Container pro Tag für 30 Bahnwaggons. Zum Multimodalterminal in Dourges gebracht werden sie per Lkw und dort auf die Schiene Richtung Paris verladen. Von dort sollen sie mit Erdgas-betriebenen Lkw an die diversen Empfänger verteilt werden. Für Mirio stellt dieses System die einzige Möglichkeit dar, Kunden mittels Fahrzeugen ohne Dieselbetrieb zu beliefern, wie dies von XPO Logistics schon jetzt gehandhabt wird. Unter dem Namen Chapelle International werde es zu denselben Kosten wie im Straßengütertransport funktionieren und in der Lage sein, Frachtgut schon einen Tag nach der Ladungsaufnahme auszuliefern.
Als besonderen Vorzug für den lokalen Pariser Handel hebt Alexandre Gallo für Eurorail International hervor, dass der erste Shuttlezug Dourges erst jeweils kurz vor Mitternacht verlässt und La Chapelle gegen 4:30 Uhr am Morgen erreicht. Damit erhalte der Handel eine größere Zeitspanne für seine Bestandsauffüllungen oder Neubestellungen. Über die bisher fest vereinbarten Schienennutzungszeiten könne Eurorail an 250 Tagen pro Jahr verfügen.
Um die 30 LKW pro Tag weniger könnten auf den Pariser Straßen zirkulieren, wenn das Shuttle-System in Betrieb genommen worden ist, verlautet seitens der Projektpartner. Damit soll die CO2-Belastung um 1500 Tonnen verringert. Von September bis November 2017 soll die technische Erprobungsphase dauern. Schon jetzt aber ist geplant, ab 2018 ein zweites Terminal mit einzubeziehen, und zwar im Norden von Paris bei Bruyères-sur-Oise. Dort wird zurzeit eine Logistikzone durch die Firma Panhard Développement eingerichtet. (jb)
