Interview: "Wir teilen Umsätze in Risikoklassen ein"

Das Unternehmen Emons hat allein in diesem Jahr zwei Speditionen übernommen. Warum? Dabei spielen Standortüberlegungen eine große Rolle. Wir engagieren uns bei Partnerunternehmen aus wirtschaftlichen Gründen oder wenn dort ein Nachfolgeproblem besteht. In der Regel handelt es sich um Betriebe, zu denen wir schon lange Kontakt haben - das war sowohl bei Lahmer Logistik in Ostfriesland als auch bei der Biehle Spedition aus Augsburg der Fall. Daneben haben wir in der Vergangenheit gelegentlich Unternehmen aus strategischen Gründen zugekauft, um neue Geschäftsfelder zu erschließen, etwa aus dem Bahnsektor oder der Luftfracht. Worauf achten Sie bei den jeweiligen Betrieben? Wir führen in diesen Unternehmen eine umfangreiche Due-Diligence-Prüfung durch. Dabei wird auf die Bilanz und die betriebswirtschaftliche Auswertung geschaut, genau wie auf den Fuhrpark und die IT-Systeme. Diese Analysen sind sehr detailliert und gehen tief ins Operative hinein. Bleibt der jeweilige Inhaber im Betrieb? In Augsburg ja, in Ostfriesland war das aus gesundheitlichen Gründen nicht möglich. Das ist ein sensibles Thema, denn je nach Größe des Unternehmens spielt die Person des Inhabers eine große Rolle. Ein Fahrer zum Beispiel, der 20 Jahre lange für den gleichen Menschen gearbeitet hat, ist stark auf ihn fixiert. Wie ermitteln Sie Ihr Preisangebot? Dabei spielen viele Faktoren eine Rolle: Kapitalausstattung eines Betriebs, Eigenkapitalanteil, Verschuldungsgrad und so weiter. Außerdem teilen wir die Umsätze in Risikoklassen ein, um zu ermitteln, welche Umsätze auch in Zukunft erhalten bleiben. Kommt es vor, dass ein solcher Firmenkauf am Preis scheitert? Das ist schon vorgekommen, wir haben dann abgewunken. Das ist unter Kaufleuten normal.