Interview: "Wenn nicht jetzt, wann dann?"

Deutsche Logistikdienstleister zieht es verstärkt in die USA. Lohnt sich der Einstieg in diesen Markt überhaupt? Der US-Markt für Logistikdienstleistungen wächst nachhaltig. Wenn nicht jetzt einsteigen, wann dann? Spannend ist die Frage, mit welcher Art von Logistikservice: So ist es denkbar, als klassischer 3PL mit eigenem Anlagevermögen aufzutreten. Dafür ist aber Kapitalstärke nötig, etwa um Firmen zu kaufen oder temporär kaum profitables Neugeschäft gegen harten Preiswettbewerb zu gewinnen. Zum anderen gibt es Technologiefirmen, sogenannte 4PL ohne eigene Assets. Sie integrieren Transportplanung-, -optimierung und -abwicklung sowie Abrechnung. Das ist selbst im entwickelten US-Transportmarkt noch eine Innovation. Macht ein Start ohne Partner oder Zukäufe überhaupt Sinn? Für einen klassischen 3PL ist ein ausreichend großes Netz unabdingbar. Die Zahl der notwendigen Standorte hängt stark von der Zielindustrie und der Kundenstruktur ab. Ob ein Markteintritt mit Partnern, Zukäufen oder organisch angegangen wird, ist eine Frage der Unternehmensstrategie, die nur jeder für sich beantworten kann. In welchen Punkten unterscheidet sich die US-Logistiklandschaft von der deutschen? Transportmanagementsysteme sind in den USA früher eingeführt worden und weiter verbreitet als in Europa. Allerdings sind sie stark auf die Abwicklung im Tagesgeschäft fokussiert, weil die Transportkosten im Flächenland USA bedeutender sind. Die Fähigkeit zur strategischen, taktischen oder dynamischen Netzwerkoptimierung findet sich nur sehr sporadisch. Welchen wegweisenden Zukunftstrend sehen Sie im US-Logistikmarkt? Generell ist ein früher Trend zu erkennen: weg von Logistikdienstleistungen "aus einer Hand" hin zu mehreren, stärker spezialisierten Dienstleistern. Durch neue Transportmanagementsysteme ist es viel einfacher, mehrere Dienstleister jeweils optimal einzusetzen. Zudem werden weitere Konsolidierungen die Leistungsfähigkeit der Branche signifikant steigern.