Interview: "Wenn das gut läuft, werden wir es weiter ausrollen"

Amazon hat aktuell am 19. Oktober in Olching ein neues Verteilzentrum eröffnet. Steigt Amazon damit ins Geschäft der Paketdienste ein? Ja. Das ist richtig. Wir werden ab sofort den Großteil der Postleitzahlen in München mit unserer eigenen Amazon-Logistik ausliefern. Wir bieten nun den gleichen Next-Day- und Same-Day-Delivery-Service, den DHL und Hermes heute schon für Amazon erbringen. Warum macht Amazon das? Wir brauchen aufgrund der weiter steigenden Nachfrage nach Amazon Prime mehr Kapazitäten für die Next-Day- und Same-Day-Belieferung. Zudem wollen wir für unsere Kunden stets besser werden, etwa in puncto Sendungsverfolgung und noch schnellerer Anlieferung. Deshalb ergänzen wir jetzt die Kapazitäten von Deutsche Post DHL und Hermes um unsere eigenen. Dafür haben wir aktuell die Amazon Transport Deutschland GmbH gegründet. Ist die Leistung der Paketdienste so schlecht, dass Sie lieber selbst Pakete zustellen? Ich bin keineswegs unzufrieden mit den Paketdiensten, im Gegenteil. Amazon denkt aber langfristig. Wenn ich mir ansehe, wohin sich der E-Commerce-Markt entwickelt und wie dieser die Logistikbranche unter Druck setzt, habe ich lieber noch zusätzlich eigene Kapazitäten. Dann haben wir in den nächsten Jahren keinen Engpass. Wie gesagt, das Ganze ist komplementär zu den bestehenden Paketdiensten. Mit wieviel Fahrzeugen wird Amazon jetzt in Olching starten? Amazon baut keinen Eigenfuhrpark auf. In Olching starten wir zunächst mit sechs regionalen und lokalen Logistikunternehmen und insgesamt rund 200 Fahrern, die wir sehr sorgfältig ausgewählt haben. Wir arbeiten hier mit Interkep, Liefery, Rico Logistics, Systemlogistik, Krae Transport und AZ Logistik zusammen. Diese Firmen werden aber nicht exklusiv für Amazon fahren. Wir werben auch nicht die Zusteller anderer Paketdienste ab. Mit dem neuen Verteilzentrum rücken Sie noch näher an den Großraum München. Ist dies das Startsignal für "Amazon Fresh" und "Prime Now" in Deutschland? Das steht vorerst nicht an. Ist Olching ein reiner Konsolidierungspunkt, oder ist das eine zusätzliche Lagerstufe, um die Lieferzeiten zu verkürzen? Olching ein reiner Konsolidierungspunkt. Das ist also kein Lager und kein Zwischenpuffer. Dafür werden nun täglich Wechselbrücken-Fahrzeuge die Waren vom Amazon-Logistikzentrum in Graben/Augsburg nach Olching liefern. Dort wird die Verteilung mit einer eigenen Amazon-Routenplanung gemacht. In Olching werden die Pakete entladen und dann, wie in einer DHL-Zustellbasis auch, auf die Zustellfahrzeuge sortiert und schließlich den Kunden in München ausgeliefert. Planen Sie weitere Verteilzentren in Deutschland? Und wenn ja, wie viele? Wir starten zunächst in München. Wenn das gut läuft und unsere Kunden mit der Anlieferzeit und dem Service zufrieden sind, werden wir dies auch in anderen Städten ausrollen.

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