Weniger Wartezeiten dank KI?

In Kürze Unter Federführung von Peter Schreyer, Geschäftsführer der TriCon Container-Terminal Nürnberg GmbH, wurde das Verbund-Forschungsprojekt "Flexiking" mit sechs Partnern gestartet. Ziel ist die Entwicklung einer flexiblen und kollaborativen Zeitfensterbuchungs-Lösung, die die Lkw-Wartezeiten in Häfen senken soll. Werden Güter von Bahn, Schiff oder auch Lkw in den Häfen und KV-Terminals umgeschlagen, kommt es in den Umschlaganlagen im Laufe des Tages häufig zu hohen Belastungsschwankungen. Grund dafür ist, dass die Verkehrsträger zu unterschiedlichen Stoßzeiten ankommen. Mit der Folge, dass sich die Wartezeiten für Lkw im und vor dem Terminal verlängern, wenn sich Lkw-Ankünfte und hohe Auslastungen des bahn- und schiffsseitigen Umschlags zeitlich überlagern. Mit Zeitfenster-Buchungssystemen (ZFBS) kann das Lkw-Aufkommen im Güterumschlag entzerrt werden. Allerdings ist die Technik der bestehenden Lösungen, zum Beispiel in Hamburg, Bremerhaven und Wilhelmshaven, noch unflexibel. Sprich: Die Terminalbetreiber legen Zeitfenster fest, in denen die Transportunternehmen Ladeeinheiten anliefern und abholen können. Sie buchen fest definierte Zeitfenster, die unabhängig von der Art der Abfertigung die gleiche Zeitlänge haben. Außerdem sind die bestehenden Systeme stark auf den Terminalbetrieb ausgerichtet; eine Glättung der Belastung erreichen sie also in erster Linie aus Sicht des Terminals. Für die Transportunternehmen führt dies dagegen zu einer höheren Komplexität in der Transportplanung und zur Verschiebung von Ineffizienzen zu ihren Ungunsten. Dort setzt nun das Verbund-Forschungsprojekt "Flexiking" an, das im Juli 2022 gestartet wurde und bis Juni 2025 laufen soll (siehe Kasten oben). Das Projektvolumen umfasst 1,98 Millionen Euro und wird mit einem Anteil von 79 Prozent aus Mitteln des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr (BMDV) gefördert. Die Schwerpunkte von Flexiking Der zentrale Innovations-Schwerpunkt des Projektes Flexiking ist die flexible Zeitfensterbuchung. Sie basiert auf einer aktuellen Auslastungsprognose und einer daraus resultierenden Ressourcenplanung, auf deren Grundlage die Fenster zwischen den Partnern Spedition und Terminal verhandelt, geplant und freigegeben werden. Das Ziel ist ein bestmöglicher Interessenausgleich zwischen den beiden beteiligten Akteuren. Ein weiterer Entwicklungs-Schwerpunkt ist das dynamische Terminal-Operating-System (TOS), mit dem fortlaufend die Ressourcenplanung basierend auf der Auslastungsprognose reoptimiert wird. Außerdem wird eine Anbindung an das Transport-Management-System (TMS) entwickelt, das die Grundlage für die Planung der Spediteure bildet, indem es deren Rahmenbedingungen, wie etwa die Arbeitszeit der Lkw-Fahrer, berücksichtigt. Darüber hinaus entwickeln die Projektbeteiligten ein Modul für die Prognose der Ankunftszeit der Züge am Terminal. Denn die Zugankünfte verursachen ein hohes Arbeitsaufkommen in den Terminals, was wiederum die Bereitstellung der Zeitfenster beeinflussen kann. Ziel: dynamische kollaborative Lösung Das im Projekt zu entwickelnde ZFBS umfasst zwei Handlungsfelder. Zum einen ist dies ein intelligentes Multiagenten-system, über das die kollaborative Verhandlung der Zeitfenster unter effektivem Ausgleich der Interessen beider Seiten sichergestellt werden soll. Demgegenüber steht ein dynamisches ZFBS, das die Zeitfenster nicht nur vergibt, sondern entsprechend der erwarteten Auslastung des Terminals dynamisch deren Länge, Anzahl und Verteilung ermittelt, freigibt oder wieder sperrt. "Der kollaborative Ansatz des Systems soll die Interessen und Freiheitsgrade des Terminals genauso wie die der Fuhrunternehmen einbeziehen und eine dynamische Anpassung der Zeitfensterbuchung bei geänderten Rahmenbedingungen durch einvernehmliche Verlegung von Zeitfenstern ermöglichen", sagt Peter Schreyer, Geschäftsführer der TriCon Container-Terminal Nürnberg GmbH und Leiter des Verbundprojektes Flexiking. Sechs Partner im Projektteam Im Verbundprojekt Flexiking arbeitet ein Konsortium aus sechs Partnern unter der Federführung der TriCon Container-Terminal Nürnberg GmbH. Weitere Partner sind das Software-Unternehmen Cargo Support Service, die digitale Plattform Conroo, das Institut für Maritime Logistik (MLS), das Fraunhofer-Center für Maritime Logistik und Dienstleistungen (CML) sowie die Studiengesellschaft für den Kombinierten Verkehr (SGKV). Als assoziierte Partner unterstützen die Speditions- und Logistikunternehmen Kloiber, Schmid Transport und Spedition sowie IGS Intermodal das Vorhaben. Die Ergebnisse des Projektes sollen nicht als Insellösung erarbeitet werden, sondern den Interessen vieler Transport-, Speditions- und Logistikunternehmen entsprechen. Insbesondere das Unternehmen Kloiber als größter Container-Logistiker in Bayern sowie Schmid Transport und Spedition als Spezialist für multimodale Transporte in Süddeutschland werden als assoziierte Partner die Anforderungen der Branche in das Projekt einbringen und schon bei den Tests der Lösung mitwirken. Ebenso wirkt die IGS Intermodal als Betreiber einer Zugverbindung zu den deutschen Seehäfen mit, in dem sie Daten eines Bahnunternehmens zur Verfügung stellt. Pilotphase ab November 2023 Nach der bereits abgeschlossenen Ist-Analyse und Konzeptionsphase hat nun die Umsetzungsphase begonnen. Die Pilotierungsphase soll laut dem Projektplan im November 2023 beginnen. Und bei der TriCon wird dann letztlich der Demonstrator installiert. Darauf darf man schon jetzt gespannt sein. Die VerkehrsRundschau wird auch darüber berichten. Das Forschungsprojekt Flexiking In dem Verbund-Forschungsprojekt Flexiking arbeitet ein Konsortium aus sechs Partnern unter der Federführung der TriCon Container-Terminal Nürnberg GmbH. Gestartet wurde das Projekt im Juli 2022 und soll drei Jahre lang bis Juni 2025 laufen. Das Projekt umfasst laut Peter Schreyer, TriCon Container-Terminal Nürnberg, folgenden Arbeitsplan: Bestandsaufnahme/IST-Analyse (abgeschlossen) Analyse- und Konzeptionsphase (läuft noch) Umsetzungsphase (beginnt gerade mit leichter Überschneidung mit Phase zwei) Pilotierungsphase (Teil eins beginnt circa im November 2023 - Teil zwei beginnt circa im Dezember 2023) Evaluationsphase Verbreitung und Projektmanagement (projektbegleitend) Demonstrator wird bei der TriCon installiert In eigener Sache Dieser Artikel stammt ursprünglich aus der Partnerzeitschrift SUT, dem Magazin für Schifffahrt und Technik, Ausgabe 1/23 (ET 12.12.22). Es erscheint acht Mal im Jahr und gehört, wie die VerkehrsRundschau, zu Springer Fachmedien München. Aktuelle Meldungen unter anderem zu den Themen Transport und Logistik in See- und Binnenhäfen, Küsten- und Binnenschifffahrt, Schiffbau und Schiffstechnik sowie Eisenbahnen finden Sie auch unter www.schifffahrtundtechnik.de.

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