Vorsicht, verdeckte Gewinnausschüttung!

Klingeln die Betriebsprüfer an der Tür, kommen Unternehmer schnell ins Schwitzen. Denn die Beamten kommen mit einem klaren Auftrag: Geld für den Fiskus einzutreiben. Ein Posten interessiert das Finanzamt immer: wie viel der Chef verdient. Hellhörig werden die Prüfer, wenn die Vergütung des GmbH-Geschäftsführers sehr üppig ist oder die Gesellschaft hohe Tantiemen zahlt. "Das ist ein Extra, das sich Geschäftsführer, die zugleich Mehrheitseigner der GmbH sind, leicht genehmigen können", sagt der Trierer Steuerberater und Wirtschaftsprüfer Christian Rech. "Betriebsprüfer vermuten dann eine verdeckte Gewinnausschüttung und nehmen die einzelnen Gehaltsbestandteile des Chefs kritisch unter die Lupe", erklärt der Steuerexperte des Deutschen Steuerberaterverbands (DStV). Bei 25 Prozent wird es kritisch Der Verdacht liegt nahe, denn die Firma spart Körperschaft- und Gewerbesteuern, wenn der Chef gut verdient. Je höher die Vergütung, desto größer der Steuerspareffekt. Anders als bei Einzelunternehmen oder Personengesellschaften ist der Gesellschafter-Geschäftsführer einer GmbH steuerrechtlich Angestellter seines Betriebs. Lohnzahlungen, Gehaltsextras, Tantiemen und die Altersvorsorge zählen somit zu den Betriebsausgaben. Sie mindern den zu versteuernden Gewinn sowie den Gewerbeertrag. Auch der Gesellschafter profitiert. In der Regel ist eine Gehaltszahlung im Vergleich zur Gewinnausschüttung die steuerlich günstigere Alternative. Genehmigen sich GmbH-Chefs, die mit über 25 Prozent am Unternehmen beteiligt sind, mehr, als ein angestellter Fremdgeschäftsführer in einer vergleichbaren Position verdienen würde, zücken Finanzbeamte den Rotstift. Sie prüfen, ob die Höhe der Gesamtvergütung angemessen und im Vorfeld sauber vertraglich vereinbart wurde. Die Gesellschafterversammlung muss das Gehaltspaket auf Basis aktueller Geschäftszahlen und einer soliden Ertragsplanung ordnungsgemäß beschlossen haben. Andernfalls haben die Prüfer leichtes Spiel. "Finanzämter durchleuchten viele Betriebe und wissen genau, wie viel Geschäftsführer in der jeweiligen Branche in vergleichbaren Unternehmen verdienen", sagt Rech. "Gesellschafter-Geschäftsführer sollten sich mit ihren Vergütungen daher nicht am äußersten Rand des Zulässigen bewegen", rät der Steuerberater. Sonst wird das Steuersparmodell schnell zum Draufzahlgeschäft. Zu viel gezahlter Lohn wird versteuert Betriebsprüfer fackeln nicht lange, wenn Firmenchefs sich unangemessen hohe Gehaltsextras und Tantiemen genehmigen. Was ihrer Meinung nach zu viel ist, wird als verdeckte Gewinnausschüttung dem Unternehmensgewinn hinzugerechnet und versteuert. "Die GmbH muss rund 30 Prozent Gewerbe- und Körperschaftsteuer nachzahlen", erklärt Rech. Streichen die Beamten etwa Gehaltszahlungen in Höhe von 50.000 Euro, werden bereits 15.000 Euro Steuern fällig. Da sie meist mehrere Jahre prüfen, kommen schnell hohe Summen zusammen. Zudem verlangt der Fiskus sechs Prozent Zinsen pro Jahr auf den Nachzahlungsbetrag. Auch der Gesellschafter und GmbH-Chef wird zur Kasse gebeten: Er zahlt 25 Prozent Kapitalertragsteuer plus 5,5 Prozent Solidaritätszuschlag. Im Gegenzug bekommt er die bereits abgeführte Lohnsteuer erstattet. Bei hohem Einsatz höhere Tantieme Welche Bezüge das Finanzamt als "angemessen" akzeptiert, hängt stark von der Branche, der Betriebsgröße, dem Jahresumsatz und der Ertragskraft des Unternehmens ab. Erwirtschaftet die Firma eine hohe Umsatzrendite, und hat der Chef maßgeblich zum wirtschaftlichen Erfolg beigetragen, akzeptieren Finanzbeamte meist eine großzügigere Tantieme oder ein Gehaltsplus im nächsten Jahr. Studien wie die jährliche Umfrage "GmbH-Geschäftsführer-Vergütungen" von BBE media geben eine gute Orientierung, welche Branche wie viel zahlt (siehe Tabelle unten). Diesen Fremdvergleich akzeptieren Betriebsprüfer, und selbst die Finanzgerichte orientieren sich an den Vergleichswerten. Ein GmbH-Geschäftsführer im Speditionsgewerbe erhielt im vergangenen Jahr im Durchschnitt ein Festgehalt von 120.547 Euro. 76,4 Prozent der Speditionschefs bekamen darüber hinaus eine Tantieme von durchschnittlich 29.881 Euro. Verdienst der Chefs variiert stark Zu den weiteren Gehaltsextras gibt es nur Gesamtzahlen aus dem Dienstleistungssektor, der 21 Branchen umfasst. Tendenziell liegen die Bezüge im Speditionsgewerbe etwas darunter. Wie weit die Gesamtbezüge im Einzelfall voneinander abweichen, zeigt unten stehende Tabelle: Während Geschäftsführer von Unternehmen mit einem Jahresumsatz von bis zu einer Million Euro im Schnitt 114.949 Euro verdienten, summieren sich die Gesamtbezüge von Chefs ertragsstarker GmbHs mit über 25 Millionen Euro Umsatz im Mittel auf 344.709 Euro. Um das richtige Maß zu finden und Betriebsprüfern keine Angriffsfläche zu bieten, sollten sich Gesellschafter-Geschäftsführer beraten lassen, bevor sie sich ein Gehaltsplus genehmigen oder die Tantieme erhöhen. Ziehen Unternehmer einen betriebsinternen Gehaltsvergleich heran, gilt nach aktueller Rechtsprechung des Bundesfinanzhofs die Faustregel, dass ein GmbH-Chef das 2,5-Fache des Gehalts verdienen darf, das der zweitbestbezahlte Mitarbeiter erhält - beispielsweise der Prokurist. Leiten mehrere Gesellschafter die Geschäfte der GmbH, besteht das Finanzamt auf entsprechende Abschläge beim Gehalt. Es ist nicht zulässig, dass ein Unternehmen jedem Gesellschafter-Geschäftsführer das für seine Größe und Branche angemessene höchstmögliche Salär zahlt. Bei zwei Geschäftsführern müsse ein Abschlag von 20 bis 25 Prozent, bei drei Chefs von mindestens 30 Prozent erfolgen, entschied das Finanzgericht des Saarlands (Urteil vom 26. Januar 2011, Az.: 1 K 1509/07). Auch Vorsorge und Firmenauto zählen Neben dem Festgehalt spielen auch andere Gehaltsbestandteile wie der Firmenwagen, Tantiemen und die Altersversorgung eine Rolle. Jeder einzelne Vergütungsbaustein muss angemessen sein und wie das Gesamtpaket einem Fremdvergleich standhalten. Knifflig wird es meist beim Thema Altersvorsorge. Häufig erhält der GmbH-Geschäftsführer eine Pensionszusage. Diese muss jedoch im Voraus schriftlich vereinbart, verdienbar, angemessen und finanzierbar sein. Darüber hinaus sind Wartezeiten einzuhalten. Ohne eingehende Beratung riskieren Unternehmer, hier Schiffbruch zu erleiden. Das Finanzamt erkennt beispielsweise Rückstellungen und Aufwendungen für eine Pensionszusage nicht als Betriebsausgaben an, wenn der Chef bereits das 60. Lebensjahr vollendet hat und bald in Rente gehen möchte. Bei beherrschenden Gesellschafter-Geschäftsführern müssen zwischen dem Zeitpunkt der Zusage und dem Eintritt in den Ruhestand mindestens zehn Jahre liegen. "Auch eine Überversorgung gilt es unbedingt zu vermeiden", sagt DStV-Steuerexperte Rech. Übersteigen die Anwartschaften aus betrieblicher Altersversorgung und gesetzlicher Rente zusammen 75 Prozent der am Bilanzstichtag bezogenen Aktivbezüge, gibt es Ärger mit dem Finanzamt. Die Beamten prüfen die Altersvorsorge des Chefs genau: "Die Zuführungsbeträge für die Pensionsrückstellung gehören zum Geschäftsführergehalt und werden bei der Angemessenheitsprüfung mit eingerechnet", warnt der Steuerberater. Erfolgsprämie darf nicht zu hoch sein Zudem ist Vorsicht beim Vereinbaren von Gewinntantiemen geboten. Die Erfolgsprämie darf sich für den Chef auf maximal 25 Prozent der Gesamtbezüge belaufen. Die anderen Bestandteile wie Gehalt, Firmenwagen und Betriebsrente müssen mindestens 75 Prozent ausmachen. Fällt der Gewinn höher aus als in der Planung, müssen sich geschäftsführende GmbH-Gesellschafter erklären. Denn auch ihre Tantiemen steigen deutlich. "Die Gesellschaft muss alle drei Jahre prüfen, ob die vereinbarten Tantiemensätze unter Berücksichtigung der aktuellen Unternehmensentwicklung noch angemessen sind", sagt Rech. Problematisch wird es, wenn GmbH-Geschäftsführer so hohe Tantiemen bekommen, dass die Firma keinen Gewinn mehr ausweist. "Das ruft mit Sicherheit die Betriebsprüfer auf den Plan", warnt der DStV-Steuerexperte. Er empfiehlt eine einfache Faustregel: "Solange der Gesellschaft mindestens 50 Prozent des Gewinns verbleiben, ist die Geschäftsführervergütung noch angemessen." Wer sich im Vorfeld steuerlich beraten lässt, vermeidet lästige Prüfungen sowie teure Steuernachzahlungen. Auf der sicheren Seite ist, wer bei der Vereinbarung einer Gewinntantieme bereits die 50-Prozent-Obergrenze einbaut. Sind mehrere Gesellschafter-Geschäftsführer an Bord, dürfen sie zusammen nicht mehr als die Hälfte des GmbH-Gewinns bekommen. Vorher sind jedoch Fehlbeträge aus vergangenen Wirtschaftsjahren abzuziehen. Die strengen Vergütungsregeln gelten indes nur für Gesellschafter-Geschäftsführer einer GmbH, da diese sich ihre Bezüge selbst genehmigen können. Freiheit bei Fremdgeschäftsführern Der Klassiker ist der Firmengründer als Mehrheitsgesellschafter und Chef in einer Person. Er kann sich Gehalt, Tantiemen, Altersvorsorge und Auto per Gesellschafterbeschluss im Alleingang absegnen. Ähnlich sieht es aus, wenn zwei oder mehr Minderheitsgesellschafter die Geschäfte führen und zusammen über eine Mehrheit in der Gesellschafterversammlung verfügen. Die Rechtsprechung geht hier von einer beherrschenden Stellung wegen gleichgerichteter Interessen aus. Die Chefs profitieren gemeinsam, wenn sie sich ein Gehaltsplus genehmigen. Auch bei Beschäftigten, die keine Anteile am Betrieb halten, aber Chefs und Kapitaleignern verwandtschaftlich nahestehen, prüft das Finanzamt, ob die gezahlten Beträge angemessen sind. Wie viel Lohn und Gehaltsextras Unternehmen angestellten Fremdgeschäftsführern bezahlen, die nicht an der GmbH beteiligt sind, interessiert die Finanzbeamten dagegen in der Regel wenig. "Die Firmeneigner können frei entscheiden, welches Gehalt sie dem Geschäftsführer bezahlen", sagt Steuerberater Rech. "Dies gehört zur unternehmerischen Freiheit." Mehr zum Thema unter Löhne und Gehälter www.verkehrsrundschau.de/dossiers

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