Vierfüßler nachgelegt

Forstwege, Matsch und loser Untergrund. Das ist das Terrain, in dem sich Renault-Transporter in Zukunft vermehrt bewegen sollen. Dafür legten die Franzosen bei Kangoo, Trafic und Master in Sachen Traktion nach. Als pures Elektroniksystem ist Extended Grip eine bis 50 km/h aktive Änderung der Antriebsschlupfregelung, deren Wirkung sich durch M&S-Reifen noch steigern lässt. Anders funktioniert das X-Track - hier begrenzt eine Mechanik den Schlupf, ähnlich einer Bremse, die im Getriebegehäuse integriert ist. Die Traktionshilfe beruht auf einer Niveauänderung: Bei Haftungsverlust sorgen acht Reibscheiben für bis zu 25 Prozent mehr Drehmoment auf dem jeweils gegenüberliegenden Rad. Kombiniert werden die Traktionskontrollen mit erhöhter Bodenfreiheit (je nach Paket - Extended Grip: 8 Millimeter beim Kangoo Rapid; X-Track: 30 mm beim Trafic, 40 mm beim Master), gepaart mit Unterfahrschutz/Schutzplatten. Die neuen Geländeeigenschaften aller drei Modelle konnte die VR bereits testen. Vor allem der Master 4x4 wird durch die zuschaltbare Vorderachse zum Traktionskünstler. Anfahren mitten in einer unbefestigten Steigung? Selbst bei leerem Frachtabteil kein Problem, ein Zuschalten auf die kurze Untersetzung (i=1,42) ist meist nicht nötig. Bei voller Beladung hat die elektromechanische Betätigung über Schaltwalze und zwei Schaltgabeln dagegen ihre Berechtigung, wenn es grob bergauf geht. Einkalkulieren müssen Allrad-Interessenten allerdings 150 Kilo Mehrgewicht zum Heckantrieb-4x2 (Verteilergetriebe: 35 kg, modifizierte Vorderachse: 115 kg). Wie gut der Schlagschutz unter dem Motor - die Amerikaner nennen dies im Motorsport "bash plate" - platziert ist und was er tatsächlich aus- beziehungsweise abhält, muss sich im Alltagsbetrieb erst herausstellen. Beruhigend wirkt im Gelände aber das Wissen um die Fahrwerksanhebung, die vorne 65 und hinten 58 Millimeter Bodenfreiheit bringt. Auch hier wurden am Unterboden Schlagschutzplatten über Motor- und Tankunterseite, Kraftstoff- und Bremsleitungen eingesetzt. Nur einen Wermutstropfen gibt es für Schaltfaule und Hektiker - und der betrifft die elektronische Zu- und Abschaltung des Verteilergetriebes: Ruckzuck geht gar nicht. Um die 50:50 Drehmomentverteilung (Vorder-/Hinterachse) ausnutzen zu können, muss auf höchstens 25 km/h heruntergebremst werden, der Lenkeinschlag soll außerdem weniger als 240 Grad aufweisen, egal ob der Allrad zu- oder abgeschaltet ist. Die Untersetzung lässt sich dagegen nur im Leerlauf zuschalten. Fehlbedienung straft die Elektronik mit schrillem Gepiepse und einer Warnung auf dem Display. Zusammenarbeit mit Oberaigner Das Plus an Traktion lässt sich Renault (ähnlich wie auch die Konkurrenten) gut bezahlen: 11.000 Euro Aufpreis zu den heckgetriebenen 4x2-Versionen geben die Franzosen an. Übrigens gibt es den Allrad auch für die fast baugleichen Zwillinge Opel Morano und als Nissan NV 400. Die Zusammenarbeit mit dem österreichischen Allradspezialisten Oberaigner, der das Verteilergetriebe hergestellt und entwickelt hat, kam übrigens über Opel zustande. Ab Herbst sollen die geländegängigen Renault-Vans in Deutschland zu haben sein. Genügend unbefestigte Wege sind ja auch hierzulande vorhanden. Alle Tests und Fahrberichte für Abonnenten www.verkehrsrundschau.de/testdatenbank