Filderstadt. Die konkreten Auswirkungen des angestrebten transatlantischen Freihandelsabkommens (TTIP) zwischen Europa und den USA auf das Geschäft der Logistikdienstleister und Carrier lassen sich derzeit noch nicht genau abschätzen. Verlader erhoffen sich durch die Harmonisierung von technischen Standards und Normen eine erhebliche Erleichterung beim Export von Produkten in die USA und Kostenersparnis. Das ist das Fazit einer Kundenveranstaltung des Logistikdienstleisters Kühne + Nagel in Filderstadt bei Stuttgart zu den Auswirkungen von TTIP.
An den langen Vorläufen bei der Seeverladung von Waren Richtung USA werde sich durch TTIP nichts ändern, glaubt Torsten Klose, Verkaufs- und Niederlassungsleiter der Hapag-Lloyd in Bremen. Der Grund: Die hohen Sicherheitsanforderungen bei USA-Exporten sind nicht Bestandteil der Verhandlungen zu TTIP.
Sicherheitsstandards werden nicht aufgeweicht
„Zoll und Security sind zwei unterschiedliche Dinge“, betonte Klose im Rahmen der Veranstaltung mit rund 80 Teilnehmern. So müssen Reedereien beispielsweise laut 24-Stunden-Mainfestregelung für den Seeverkehr spätestens 24 Stunden vor Beladung eines Schiffes im Abgangshafen bestimmte Sendungsdaten elektronisch an die US-Zollverwaltung schicken.
Viel mehr als ein mögliches Freihandelsabkommen, von dem noch nicht klar ist, wann es tatsächlich unterschriftreif ist, beschäftigt die Unternehmen derzeit offenbar die aktuelle Abfertigungsproblematik bei Exporten Richtung USA. Unter anderem aufgrund des günstigen Wechselkurses des Euro boomen die Transporte über den Atlantik. Der Seeverkehr von Deutschland Richtung USA hat 2014 im Vergleich zum Vorjahr um fast 14 Prozent zugenommen. Die Daten für Januar und Februar des laufenden Jahres liegen ebenfalls 13 Prozent über Vorjahr.
Engpässe im USA-Verkehr
Kapazitätsengpässe und Streiks behindern jedoch den Containerverkehr. Die monatelangen Auseinandersetzungen zwischen Hafenarbeiter-Gewerkschaft und Hafenbetrieben hat die Abfertigung von Containern in den Häfen an der US-Westküste in den letzten Monaten massiv behindert. Nach einer Einigung Ende Februar habe sich die Situation für die Schiffsabfertigung in den Terminals zwar etwas entspannt, dennoch gebe es im Nachlauf noch erhebliche Verzögerungen, berichtete Nicole Hoffmann, Abteilungsleiterin Seefracht Export Nord Amerika bei Kühne + Nagel in Bremen. Standzeiten für Container in den Wesküstenhäfen lägen bis zum Weitertransport bei über zehn Tagen.
Mangel an Trucking-Unternehmen behindert Transporte
Auch an der US-Ostküste komme es wegen Ausweichverkehren infolge der Situation der Westküste zu Verstopfungen. Ein Flaschenhals sei die Verfügbarkeit von Trucking-Unternehmen, die die Container aus den Häfen ins Hinterland transportieren. Es dauere mittlerweile mehre Tage bis ein geeignetes Trucking-Unternehmen gefunden werden könne. Das liegt auch an dem massiven Fahrermangel in den Staaten: es fehlen nach Schätzungen etwa 200.000 Lkw-Fahrer in den USA. Wie auch in Europa fehlt es in den USA an Nachwuchs. Kühne + Nagel ist dazu übergegangen, feste Vereinbarungen mit mittelständischen amerikanischen Trucking-Unternehmen zu treffen, um genügend Kapazität verfügbar zu haben.(diwi)