Tendenz nach unten

Nach der bisher unübertroffenen Neubauentwicklung bei Logistikimmobilien von über fünf Millionen Quadratmetern Logistikfläche im Jahr 2018 ist die Dynamik in den vergangenen drei Quartalen deutlich abgeflaut. Das bestätigt der aktuelle Logistikimmobilien-Seismograph, den das Münchner Maklerunternehmen Logivest vierteljährlich als Newsletter herausgibt. Die Erhebung gibt regelmäßig einen Überblick über alle in Deutschland umgesetzten Neubauprojekte von Logistikimmobilien und liefert so aktuelle Standorttrends. "Im dritten Quartal 2019 betrug das gesamte Neubauvolumen rund 717.000 Quadratmeter. Mit Blick auf die vergangenen 15 Monate zeigt sich sogar eine rückläufige Entwicklung: Im Durchschnitt lag das Neubauvolumen bei 1,1 Millionen Quadratmeter pro Quartal. Im zweiten Quartal waren es noch über eine Million Quadratmeter, im ersten noch rund 980.000 Quadratmeter", kommentiert Kuno Neumeier, geschäftsführender Gesellschafter der Logivest Gruppe, die Ergebnisse. Rekordtief im dritten Quartal Insgesamt wurden im ersten Halbjahr 2019 laut Logivest "nur" rund zwei Millionen Quadratmeter Logistikfläche errichtet. Zum Vergleich: In den ersten sechs Monaten des Rekordjahres 2018 waren es rund 2,5 Millionen Quadratmeter. Mehr noch: Die jüngsten Ergebnisse präsentieren das schwächste dritte Quartal seit Beginn der Aufzeichnungen für den Seismographen im Jahr 2014. Gründe für das Rekordtief sieht Logivest-Chef Neumeier zum einen darin, dass die neuen Q3-Zahlen auch wirtschaftsökonomische Faktoren beschreiben und sich hier eine allgemein stagnierende Entwicklung abzeichnet. Ein anderer Aspekt sei, dass in den letzten beiden "Boom-Jahren" am Logistikimmobilienmarkt bereits viel Fläche bebaut wurde. Grundsätzlich sei die Logistikbranche auch ein Indikator dafür, wie die gesamtwirtschaftliche Entwicklung in den kommenden Monaten verlaufen wird. "So zeigt zum Beispiel ein Blick auf die Seehäfen, dass die deutsche Exportleistung eher ab- als zunimmt. Aber auch anhand der Logistikflächen wird sichtbar, dass viele Unternehmen zögern, neue Logistikimmobilien zu bauen", erläutert Neumeier. Interessantes Detail der aktuellen Untersuchung: Auch bei der Nutzerstruktur der neuen Logistikimmobilien zeichnen sich deutliche Veränderungen ab (siehe Grafik unten). War der Handel 2018 noch der stärkste Nutzer, ist dies nun die Industrie. 36 Prozent gehen in den ersten drei Quartalen 2019 auf das Konto des Wirtschaftszweigs. Im Vorjahr waren es noch 30 Prozent. Der Anteil der Logistikdienstleister sank von 34 auf 31 Prozent. Handelsunternehmen belegten 2018 noch 36 Prozent der neuen Logistikimmobilien, von Januar bis September 2019 waren es nur noch 33 Prozent. Große Ansiedlungen der Industrie Der überproportionale Anteil der Industrie-Nutzer belegt letztlich die großen Ansiedlungen in diesem Jahr, so Logivest. Dennoch fand die größte Entwicklung an neu gebauter Logistikfläche im dritten Quartal den Experten zufolge im Handel statt: In Oberhausen baut Edeka Rhein-Ruhr bis 2022 ein 90.000 Quadratmeter großes Logistikzentrum für die Belieferung von Lebensmittel- und Getränkemärkten in der Region Rhein Ruhr. Auch die zweitgrößte Ansiedlung im dritten Quartal entfällt auf einen E-Commerce-Händler: Reuter errichtet in Mönchengladbach-Rheindahlen ein rund 32.000 Quadratmeter großes Logistikzentrum. Ein ebenfalls gut 32.000 Quadratmeter großes Automobillogistikzentrum entsteht für Bertrandt in Flechtdorf im Landkreis Helmstedt bei Wolfsburg. Es beinhaltet eine rund 14.000 Quadratmeter große Lagerhalle für Komponenten. Gewinner des dritten Quartals Die dynamischste Entwicklung im dritten Quartal 2019 zeigte die Region Oberrhein, die ihren Gesamtjahreswert 2018 von 55.000 auf aktuell 97.000 Quadratmeter fast verdoppeln konnte. Im Vergleich zum zweiten Quartal aufholen konnten die Regionen Hannover mit 190.000 Quadratmetern (2018: 299.000 m²) und die Region Rhein-Main mit knapp 170.000 Quadratmeter (2018: 317.000 m²). Von ihren Vorjahreswerten sind die Top 3 allerdings noch weit entfernt. Die 2018 führende Region, das östliche Ruhrgebiet, erzielte mit 103.000 Quadratmetern bislang nur ein Drittel ihres Spitzenwerts von 354.000 Quadratmetern. Am unteren Ende des Rankings findet sich im Vergleich der ersten drei Quartale 2019 die Region Erfurt, die Region Magdeburg mit unter 10.000 Quadratmetern (über 130.000 m² im Vorjahr) und Leipzig/Halle mit unter 50.000 Quadratmetern (2018: gut 290.000 m²). Insgesamt hat sich die Top-Logistikregion Duisburg/Niederrhein mit rund 290.000 Quadratmetern an die Spitze des Rankings gesetzt und ihren Gesamtjahreswert 2018 von 215.000 Quadratmetern bereits übertroffen. Auf dem zweiten Rang folgt die Top-Logistikregion Bremen/Bremerhaven mit 220.000 Quadratmetern nach rund 196.000 Quadratmetern im Vorjahr. Im zweiten Quartal verbuchte die Region bereits rund 180.000 Quadratmetern an Neubaufläche. Auf Rang drei folgt die Region Berlin/Brandenburg mit gut 217.000 Quadratmetern. Aufgrund bereits angekündigter Großprojekte wird diese Region ihren Vorjahreswert von rund 220.000 Quadratmetern im letzten Quartal 2019 sicher übertreffen, schätzt Logivest. Ausgang fürs Gesamtjahr ungewiss Die Gesamtentwicklung neu gebauter Logistikimmobilien in den ersten drei Quartalen dieses Jahres in den deutschen Logistikregionen veranschaulicht die Grafik auf dieser Seite, die der LOGISTIK INSIDE-Redaktion exklusiv vorliegt. "Für das kommende Halbjahr bleibt abzuwarten, ob die Marke von vier Millionen Quadratmetern noch erreicht werden kann", prognostiziert Logivest-Experte Neumeier abschließend.

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