Für alles gerüstet

Ob Kontraktlogistik, E-Commerce Fulfillment, Value Added Services oder Food-Logistik - bei der B+S GmbH Logistik und Dienstleistungen denkt man ganzheitlich. Offenbar mit Erfolg, denn in schöner Regelmäßigkeit verkündet das Unternehmen mit Stammsitz in Borgholzhausen im Teutoburger Wald den Ausbau seiner Logistikflächen oder nimmt neue Standorte in Betrieb. Auch am 2013 eröffneten Standort in Bielefeld-Sennestadt wurde es zu eng: Hier wurde in diesem Sommer eine zweite Halle mit 20.000 Quadratmetern Fläche bezogen und damit die Kapazität glatt verdoppelt. Im Gewerbegebiet an der Fuggerstraße übernimmt B+S für Kunden verschiedenste Logistikdienstleistungen. Insgesamt betreibt der Mittelständler deutschlandweit bereits ein Dutzend Standorte. Dabei ist B+S gerade mal volljährig geworden: 2001 als klassischer "Sofaspediteur" gestartet, hat man sich schnell auf Transportvermittlung in der Frische- und Kühllogistik konzentriert. Wenige Jahre später kamen Aktionsabwicklungen dazu, die ersten Lager wurden bezogen und ein Fuhrpark angeschafft. "Heute bieten wir unseren Kunden mit der Kombination aus Lagerung, Kontraktlogistik, Displaybau, Konfektionierung und Co-Packaging, E-Commerce-Dienstleistungen, Transportabwicklung und Retourenlogistik ein ganzheitliches Angebot, das sicherlich zu unserem Erfolg beigetragen hat", sagt Stefan Brinkmann, Mitgründer und geschäftsführender Gesellschafter. Wenn man so stark wächst, kommen natürlich zwei Faktoren aufs Tableau: Flächen und vor allem Personal zu finden. Da B+S bis dato in der Kommissionierung schwerpunktmäßig manuell unterwegs ist, werden viele Mitarbeiter gebraucht. "Momentan beschäftigen wir rund 750 Mitarbeiter, noch in diesem Jahr werden wir an neuen und erweiterten Standorten noch einmal 100 einstellen", erzählt Brinkmann. Auch im nächsten Jahr werde man viel Personal brauchen, weil dann die Standorte Beselich mit 15.000 Quadratmetern und Bremen mit 30.000 Quadratmetern in Vollbetrieb gehen. Für die Mitarbeiterrekrutierung wurde eigens eine eigene Abteilung gegründet. "Zu größeren Teilen kommt das Personal aus dem Ausland zu uns. Wir besorgen ihnen Wohnungen und bieten auch Deutschkurse an", sagt Brinkmann. Darüber hinaus versucht man nach dem "Mitarbeiter werben Mitarbeiter"-Prinzip, passendes Personal zu finden. Letztendlich bildet B+S aber auch aus - zum diesjährigen Ausbildungsstart wurden fünf Azubis und zwei duale Studenten an den Niederlassungen begrüßt. Multichannel-Fähigkeit als Trumpf Die Stärke seines Unternehmens, die insbesondere am Standort Bielefeld-Sennestadt zum Vorschein komme, sei die Multichannel-Fähigkeit, sagt Brinkmann. "Wir haben viele Kontraktlogistikkunden, die in den E-Commerce einsteigen möchten. Das können wir leisten: mit einer einzigen Schnittstelle und nur einem Warenbestand." Umgekehrt betreue man auch Kunden, die ihre Produkte bislang direkt über ihren Onlineshop vertrieben haben und wo plötzlich auch der stationäre Handel als Kanal sehr interessant wird. "Kleine Start-ups beschäftigen sich in der Regel aber weniger mit Chargenrückverfolgung oder Displaybau - auch ihnen können wir mit unserer Kompetenz helfen", betont der B+S-Chef. In der Spitze werden in Bielefeld im Schnitt 10.000 Aufträge am Tag bearbeitet. Jeder Auftrag, der bis 16 Uhr reinkommt, geht am gleichen Tag raus. "Dabei hilft uns natürlich auch die direkte Nachbarschaft zu UPS, die gleich nebenan ein Versandzentrum betreiben", sagt Brinkmann. Rund zehn Prozent der Aufträge gehen demnach über UPS raus, gerade bei Auslandssendungen sei dies auch für den B2C-Bereich interessant. Same-day-Delivery wird an diesem Standort jedoch nicht abgewickelt. "Dazu ist der Raum Bielefeld einfach nicht groß genug, und die Kosten für die Abwicklung wären noch immens", stellt Brinkmann fest. Bis Same-day-Delivery außerhalb der Ballungsräume zu für den Endkunden verträglichen Versandkosten angeboten werden könne, sei es wohl noch ein weiter Weg, glaubt Brinkmann. Momentan wird in Bielefeld übrigens noch im Supermarktprinzip ganz klassisch Scanner-basiert kommissioniert und die Sendungen per Bildschirmbestätigung zusammengestellt. Am Standort Alzenau wird für einen Großkunden zwar Pick-by-Voice-basiert gearbeitet. Dies ergebe aber nicht überall Sinn, etwa bei der E-Commerce-Kommissionierung: "Hier haben wir viele One-Picks, und die Ansagen dauern viel zu lange", so Brinkmann. Auch Pick-by-Vision, also das Kommissionieren per Datenbrille, habe ihn nicht überzeugt. Womit B+S aber gute Erfahrungen gemacht hat, sind Handschuhscanner. "Proglove haben wir im Einsatz, das funktioniert gut, und wir werden das im E-Commerce-Bereich wahrscheinlich großflächig einsetzen", sagt Brinkmann. Künftig sollen die Bielefelder Mitarbeiter beim Multi-Order-Picking zudem mit Logistic Lights unterstützt werden: So werden Batch-Container mit Produkten für mehrere Bestellungen an den Arbeitsplatz verbracht. Nach dem Scan zeigt das Logistic-Lights-System das Fach oder den Behälter für die jeweilige Sendung an, in den das Produkt gehört. 2019 kommt eine Autostore-Anlage Bei der weiteren Automatisierung des Standorts will der Logistikdienstleister behutsam und Schritt für Schritt vorgehen. "Wir sprechen mit unseren Kunden, was überhaupt sinnvoll für sie ist. Wir automatisieren nur an den Stellen, an denen das Kosten-Nutzen-Verhältnis passt." Natürlich könnte man gleich mehrere Millionen Euro in voll automatisierte Systeme investieren - "aber wer zahlt einem das?", fragt Brinkmann. Also wurden die Hallen erst einmal mit Fachbodenanlagen und einem Hochregallager in Betrieb genommen und jetzt mit einfacher Fördertechnik wie Liften nachgerüstet. "Mitte nächsten Jahres aber wird ein Großteil der Regale verschwunden sein - dann werden wir hier eine Autostore-Anlage in Betrieb nehmen", kündigt Brinkmann an. Zum Start werde die Anlage eine Kapazität von 80.000 Bins/Behältern haben. Ihm ist es aber wichtig, zu betonen: "Nur weil wir hier eine Autostore-Anlage haben, muss keiner gehen." Die Mitarbeiter würden angesichts der fortschreitenden Expansion des Unternehmens anderweitig eingesetzt. Zudem seien nicht alle Produkte, die in Bielefeld gelagert und verschickt werden, Autostore-kompatibel. "Einer unserer Kunden ist ein Onlineversand für Outdoor-Produkte - Wanderstöcke und Zelte werden also noch lange klassisch manuell kommissioniert werden", sagt Brinkmann. Ein weiterer Kunde, Zoo24, sei auf den Onlinehandel von Heimtierprodukten spezialisiert. "Während kleinteilige Sortimente prädestiniert für eine automatisierte Abwicklung sind, werden sie Sackware wie Katzenstreu nicht in eine Autostore-Anlage bekommen." IT-seitig arbeitet B+S mit zwei Systemen parallel: Im Bereich E-Commerce setzt der Logistiker auf das Warehouse-Management-System Pixi von Descartes. "Daran wird künftig auch die Autostore-Anlage hängen. Im E-Commerce-Bereich gibt es gottlob viele Standard-Schnittstellen, mit denen wir Pixi anbinden können", sagt Brinkmann. Für Kontraktlogistikkunden wird die Logistiksoftware Wanko eingesetzt, die Lagerverwaltung und Speditionssoftware aus einer Hand umfasst. "Auch in diesem Bereich müssen wir natürlich in der Lage ein, uns schnell und kostengünstig an Kundensysteme dranhängen zu können. Dafür nutzen wir im Hintergrund die Plattform Lobster", sagt Brinkmann. Mit Syscon betreibt B+S eine IT-Tochter mit 40 Mitarbeitern. Die kümmert sich aber nicht nur um die eigene IT-, EDV- und Telekommunikations-Infrastruktur, sondern berät auch andere Mittelständler. Kleine Online-Kunden nutzen ODC "Wenn Kunden zu uns kommen, um ihr E-Commerce-Fulfillment über uns abwickeln zu lassen, sind wir sehr schnell. Wenn eine Standard-Schnittstelle vorhanden ist, an die wir uns anbinden können, können wir binnen vier Wochen loslegen", betont Brinkmann. Für kleinere Kunden, die vielleicht nur 100 Aufträge am Tag verzeichnen, nutzt B+S die Plattform ODC, eine Tochter der Otto Group. "Die cloudbasierte Cloud-Fulfillment-Plattform bietet Schnittstellen zu vielen ERP- und Shopsystemen an, so können wir kleine E-Commerce-Kunden sehr schnell anbinden und ODC gleichzeitig als eine Art Großkunden behandeln", erklärt der Geschäftsführer. Neben der Multichannel-Fähigkeit des Standorts ist Brinkmann besonders stolz auf die verschiedenen Temperaturzonen, die beide Hallen bieten: Von bis +4°C, bis +16°C und bis +25°C ist der Standort fit für die Lagerung verschiedenster Produkte - schließlich betreut B+S hier mehrere Kunden aus der Pharma- und Lebensmittellogistik. "Die Hälfte der Halle ist komplett gekühlt. Gerade hier in der Region Ostwestfalen ist unser Geschäft mit Frischeprodukten sehr stark." Die neuen Hallen sind zudem allesamt mit modernem LED-Lichtmanagement ausgerüstet. Das heißt, ein Gang wird nur beleuchtet, wenn sich ein Stapler darin befindet. "Was sollen wir die komplette Halle beleuchten, wenn kein Mensch drin ist? Die Präsenzmelder in Verbindung mit LED sparen uns einen Haufen Stromkosten", freut sich Brinkmann. Das Lichtmanagement kommt übrigens nicht nur in den Hochregallager-Gängen zum Einsatz, sondern auch in der Geschossbodenanlage. Auch bei den Flurförderzeugen setzt B+S auf moderne, energieeffiziente Technik: So hat der Logistikdienstleister jüngst die ersten Lithium-Ionen-Stapler angeschafft. "Der Einsatz von Li-Ionen-Staplern ergibt sicherlich nicht überall Sinn, sondern nur dort, wo im Zwei- oder Dreischicht-Betrieb gearbeitet wird", betont Brinkmann. Dort werde man die vergleichsweise hochpreisigen Geräte aber weiter testen. Branchentreff E-Commerce-BBQ Über 520 Besucher trafen sich bei der dritten Auflage des E-Commerce BBQ am 6. September 2019 im Bielefelder Logistikpark Fuggerstraße zum Austausch über Chancen und Anforderungen des E-Commerce. Wie Unternehmer mit den neuesten Trends aus Social Media, Omnichannel oder Marktplätzen erfolgreich umgehen können, berichteten die 20 Speaker aus den Reihen von Online-Händlern, Immobilien-Entwicklern und Start-ups in ihren Impulsvorträgen. Bei Führungen durch das Logistikzentrum erhielten die Teilnehmer außerdem Einblicke in die logistischen Prozesse hinter dem E-Commerce. Das anschließende Grillfest bot Shop-Betreibern, Praktikern und Experten bis in die späten Abendstunden die Möglichkeit zum zwanglosen Austausch."Wir freuen uns, dass unser Veranstaltungsformat im Vergleich zum Vorjahr auf ein noch größeres Interesse gestoßen ist", sagt B+S-Geschäftsführer Stefan Brinkmann. " Auch im kommenden Jahr werden wir wieder ein zukunftsweisendes Programm mit Impulsen für die E-Commerce-Branche auf die Beine stellen", blickt er voraus. mh

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