Steuern sparen beim Stabwechsel

Vererben und Schenken Hohe Steuerforderungen können den Bestand eines Betriebs gefährden, vor allem beim Generationenwechsel. Seit der Reform des Erbschaft- und Schenkungsteuerrechts zahlen Unternehmer mehr Steuern, wenn sie Betriebsvermögen unentgeltlich übertragen oder der Erbfall eintritt. Nicht produktives Verwaltungsvermögen ist voll zu versteuern, wenn es den Besitzer wechselt. Dazu gehören an Dritte vermietete Immobilien oder Grundstücke, Minderheitsbeteiligungen an GmbH oder AG bis 25 Prozent sowie Geschäftsguthaben und Forderungen aus Lieferungen und Leistungen, deren Wert - nach Abzug der Schulden - 15 Prozent des Firmenwerts übersteigt. Auch Vermögen, das erst kurz vor der Übertragung der Firma in das Betriebsvermögen überführt wurde (Zweijahresfrist), unterliegt der vollen Steuerpflicht. Einen Rabatt vom Fiskus gibt es nur für begünstigtes Betriebsvermögen. Wer seine Firma an die nächste Generation weitergeben will, muss daher früh planen und die Nachfolge mit einem Steuerberater vorbereiten, damit das Finanzamt nicht kräftig abkassiert. Modell 1: Vermögen umschichten und schrittweise übertragen Um Steuern zu sparen, müssen Unternehmer das schädliche steuerpflichtige Verwaltungsvermögen reduzieren und in begünstigtes Betriebsvermögen umschichten. "Ist zu viel Cash-Vermögen im Unternehmen, kann eine Ausschüttung vor der geplanten Schenkung sinnvoll sein", erklärt Elke Volland, Fachanwältin für Steuerrecht bei Roedl & Partner. Forderungen und Finanzmittel sollten Firmenchefs möglichst minimieren und Verbindlichkeiten tilgen, um die Bilanz zu verkürzen. "Wer hohe Wertpapierbestände im Betriebsvermögen hält, sollte diese vor der Schenkung veräußern und in operatives Vermögen wie Maschinen investieren", rät die Steuerexpertin. Deckungskapital zur Finanzierung von Pensionszusagen zählt der Fiskus zum begünstigten Vermögen. Allerdings nur, wenn Pensionsverpflichtungen aus der Bilanz ausgegliedert werden und das Vermögen im Insolvenzfall geschützt ist. Günstig ist es, schrittweise Betriebsvermögen an die nächste Generation zu übertragen. Nahen Verwandten stehen alle zehn Jahre Freibeträge zu. Geht die Firma an Sohn oder Tochter, bleiben 400.000 Euro steuerfrei (siehe Tabelle oben). Modell 2: Vergünstigungen für Betriebsvermögen bis 26 Millionen Euro nutzen Unternehmen mit wenig Verwaltungsvermögen profitieren von Erleichterungen. Führt der Nachfolger den Betrieb fünf Jahre weiter und erhält die Arbeitsplätze, bleiben 85 Prozent des geschenkten oder geerbten begünstigten Betriebsvermögens steuerfrei. Voraussetzung ist, dass die Summe der Löhne und Gehälter in dieser Zeit mindestens 400 Prozent des Ausgangswerts beträgt. Für Betriebe mit 15 oder weniger Beschäftigten gelten niedrigere Mindestlohnsummen. Mittelständler, die Einzelunternehmen, Personengesellschaft oder mehr als 25 Prozent ihrer GmbH-Anteile übertragen, profitieren von diesem Steuerbonus. Sie versteuern nur 15 Prozent. Außerdem gilt ein Freibetrag von 150.000 Euro. Dieser schrumpft jedoch mit steigendem Firmenwert. Bei einem Betriebsvermögen von drei Millionen Euro ist er aufgezehrt. Die Hürden für eine steuerfreie Übertragung liegen deutlich höher. Sie ist nur möglich, wenn das Verwaltungsvermögen maximal 20 Prozent des Gesamtwerts ausmacht und der Betrieb die Ausgangslohnsumme sieben Jahre lang nicht unterschreitet. Verkaufen Findet sich kein Nachfolger in der Familie, steht meist der Verkauf der Firma an. Da es steuerlich einen großen Unterschied macht, ob das Unternehmen als Personengesellschaft, Einzelunternehmen oder als Kapitalgesellschaft firmiert, ist eine frühzeitige Beratung wichtig. In manchen Fällen lohnt sich ein Rechtsformwechsel vor dem Verkauf. Wichtig zu wissen: Nicht nur der Alt-Inhaber, auch der Nachfolger schuldet dem Finanzamt die betrieblichen Steuern für das Kalenderjahr vor dem Übergang - zum Beispiel, wenn der Senior nicht zahlen kann. Modell 1: Ermäßigter Steuersatz und Freibetrag für über 55-Jährige Wer sein Einzelunternehmen oder seine Beteiligung an einer Personengesellschaft verkaufen möchte, sollte seinen 55. Geburtstag abwarten. Fortgeschrittenen Semestern gewährt der Fiskus einmalig einen Freibetrag in Höhe von 45.000 Euro sowie einen Rabatt in Form eines ermäßigten Steuersatzes (siehe Tabelle oben). Hält der Unternehmer mehrere Beteiligungen, muss er entscheiden, für welchen Verkauf er die Steuervergünstigung nutzt. Modell 2: Alternativen durchrechnen und Steuerfallen umgehen "Die Steuerlast beim Unternehmensverkauf ist stark von der Rechtsform abhängig", sagt Steuerexpertin Volland. Pauschal lässt sich nicht beantworten, mit welcher Rechtsform Unternehmer am besten fahren. Wer einen Verkauf plant, sollte sich die Alternativen frühzeitig durchrechnen lassen und Vor- und Nachteile abwägen. Durch einen vorherigen Wechsel der Rechtsform sparen Firmenlenker zum Teil kräftig bei der Einkommensteuer. So bleiben beim Verkauf von GmbH-Anteilen 40 Prozent steuerfrei (siehe Tabelle). Steuerliche Fallstricke lauern jedoch bei der im Mittelstand verbreiteten Betriebsaufspaltung. Verkauft der Senior die Betriebsgesellschaft, behält aber seine Anteile am Besitzunternehmen, gilt dies steuerlich als Betriebsaufgabe. "Die stillen Reserven im Besitzunternehmen sind aufzudecken und voll zu versteuern", warnt Volland. Für die meisten Betriebe ist dies eine Katastrophe. Mehr zum Thema finden Sie unter #Steuern www.verkehrsrundschau-plus.de/hashtag In Kürze Meist verschenken, vererben oder verkaufen Alt-Inhaber ihr Unternehmen an die nächste Generation. Für die jeweiligen Arten der Übertragung gibt es mehrere Modelle, um Steuern zu sparen. Neben einer zeitigen Planung und genauen Kalkulation kann es sich lohnen, gesetzliche Vergünstigungen und Ermäßigungen zu kennen.

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