Neufahrn. In den vergangenen vier Jahren hat die mittelständische Spedition Roll-Safe ihre Personalfluktuation auf unter sechs Prozent gedrückt und die Schadenssumme an ihren Fahrzeugen halbiert. Dazu kümmert sich das Unternehmen unter anderem bei Neuzugängen unter den rund 70 Mitarbeitern um eine Wohnung und hilft bei den ersten Behördengängen. „Insbesondere bei ausländischen Fahrern ist dies ein entscheidender Faktor, vor allem im Großraum München“, erklärt Geschäftsführer Martin Köllner.
Fahrtrainings und Dolmetscher
Tankgutscheine, Smartphones und Dolmetscher in den jeweiligen Sprachen sollen den Mitarbeitern helfen, sich schneller in einer neuen Umgebung zurechtzufinden. Zudem erhalten alle Fahrer zusätzlich zu den vorgeschriebenen Schulungen Fahrtrainings mit einem Fahrassistenztrainer, um sie für gefährliche Situationen im Verteilerverkehr und eine ökonomischere Fahrweise zu sensibilisieren. „Auch hier arbeiten wir mit Übersetzern, wenn es nötig ist. Die Schulungsunterlagen sowie die Menüsprache des Lkw sind ebenso in drei Sprachen verfügbar“, sagt der Geschäftsführer.
Alle drei Jahre ein neues Auto
Die Fahrzeuge werden in der Regel nach drei Jahren ausgetauscht, um gerade jüngere Lkw-Fahrer für den Beruf zu begeistern. Alle Anreize helfen jedoch laut Köllner nichts, wenn dem Beruf weiterhin ein schlechtes Image und eine zu geringe Wertschätzung anhaftet. „Die Arbeitsbedingungen müssen sich dringend verbessern“, fordert der Unternehmenslenker. „Wir bringen unseren Fahrern in jeder Situation große Wertschätzung entgegen, weil sich nur aufgrund ihrer Arbeit die Regale im Supermarkt füllen, die Tankstelle ihren Sprit bekommt und das bestellte Online-Paket pünktlich bei uns ankommt. Das müssen wir uns alle bewusst machen."
Mobile Toiletten an Bord
Köllner begrüßt die Initiative der Europäischen Union, wonach ab September die Lkw-Fahrerkabine um bis zu 90 Zentimeter erweitert werden darf. Damit wären auch mobile Toiletten möglich und mehr Komfort für die Fahrer realisierbar. Auch angesichts des verschwindend geringen Frauenanteils unter den Fahrern sei dies ein nicht zu unterschätzender Aspekt. Künftig will Roll-Safe auch selbst Fahrer ausbilden, um teure Personalengpässe zu vermeiden.