"Auf Qualität kommt es an"

Am betriebsamen Treiben auf dem Hof der Spedition Jakob Weets, Teil der Weets Gruppe, merkt man, dass es im Unternehmen läuft. Kein Wunder: Im Jahr 2019 erwirtschaftete die Gruppe einen Umsatz von rund 120 Millionen Euro. "In den ersten fünf bis sieben Jahren habe ich meinen Umsatz immer verdoppeln können", erinnert sich Firmenchef Jakob Weets. "Irgendwann ist das aber nicht mehr möglich", ergänzt der 69-Jährige. Überhaupt ist heute einiges anders, seit er sein Gewerbe 1985 als Einmann-Unternehmen angemeldet hat. Rückblick: Schon im Alter von 16 Jahren begann Weets eine Ausbildung zum Autoschlosser. Danach leistete er 18 Monate lang den Wehrdienst für die Bundeswehr, über die er auch an seinen Lkw-Führerschein kam. Nach der Bundeswehr ging es für ihn nicht zurück in seinen Ausbildungsberuf. Er fuhr weiter Lkw und machte sich mit 35 Jahren selbstständig. Zu Beginn transportierte Weets für eine Firma Waren aller Art, wie Holz, Papier, Baumwolle und Maschinen, zwischen Deutschland und England - bis diese pleiteging. "Damals habe ich mir gerade einen neuen Lkw bestellt und musste einfach weiterarbeiten", beschreibt der Unternehmer die damalige Situation. Bei der Suche nach neuen Aufträgen stieß er schließlich auf einen Automobilhersteller im niedersächsischen Emden. Das war sein Einstieg in das Containergeschäft, dem er bis heute treu geblieben ist. Auch wenn er längst nicht mehr selbst Lkw fährt, helfen dem Geschäftsmann seine praktischen Erfahrungen von früher. Er kennt die Bedürfnisse seiner Mitarbeiter und weiß, worauf es im Transportgeschäft ankommt. Aktuell arbeiten rund 500 Menschen für sein Unternehmen. Etwas mehr als 80 davon sind Fahrer, welche die knapp 70 Lkw der Marken MAN und Scania lenken. Darunter sind auch drei Lang-Lkw. Außerdem gibt es fünf Flüssigerdgas-(LNG-)Fahrzeuge, die das Unternehmen zurzeit testweise einsetzt. "Ob es das Gelbe vom Ei ist, wissen wir noch nicht", sagt Weets. Bei Langstrecken zumindest sieht er perspektivisch eher die Wasserstoff-Technologie vorne. Elektro-Lkw spielen für Weets derzeit keine Rolle. Getestet hat das Unternehmen sie aber schon - sogar zwei Mal. "Die Tests waren okay, aber E-Lkw sind bei uns nicht wirklich alltagstauglich", lautet das Resümee des Chefs. Nachhaltigkeit schon lange ein Thema Umwelt und Klimaschutz spielen beim Unternehmen insgesamt aber eine wichtige Rolle und gehen noch über die Suche nach alternativen Antrieben hinaus. Die Firma engagiert sich beispielsweise im Umwelt-Projekt "Green Chain" der Hamburger Hafen und Logistik AG und deren Tochter Metrans. Langfristiges Ziel ist ein CO2-neutraler Containerumschlag. Bereits seit 2005 transportiert Weets außerdem Güter mit der Bahn, um die Umwelt zu entlasten. Heute macht das Unternehmen auf der Schiene 35 Prozent seines Gesamtumsatzes. Das Wachstum kann sich sehen lassen: Anfangs verkehrten drei Züge pro Woche zwischen Maschen und Ingolstadt. Heute sind es im Schnitt sieben und neben Ingolstadt werden auch weitere Städte angefahren - etwa Kassel und Göttingen. Maschen fungiert aber weiterhin als Drehkreuz für die Güter aus Wilhelmshaven, Hamburg und Bremerhaven. Seit 2018 betreibt das Unternehmen zusätzlich ein Umschlagszentrum für den Kombinierten Verkehr in Soltau, das auch von Drittkunden genutzt werden kann. Mit der Pünktlichkeit der Züge gibt es laut Unternehmer Weets keine Probleme. "Meine Mitarbeiter wissen zu jeder Zeit, wo und warum ein Zug steht", erklärt er. Wenn die Lokführer streiken, fährt für sein Unternehmen als "Lieblingskunde der Bahn", wie ein Lebkuchenherz an der Wand seines Büros verkündet, verbeamtetes Personal. Die Staatsdiener dürfen nicht streiken und sorgen für einen reibungslosen Betrieb. Weil für Weets der Klimaschutz eine wichtige Rolle spielt, erhofft er sich hier klarere Regeln aus der Politik. Infolge häufiger Richtungswechsel wisse man nicht, worauf man sich einstellen solle. Deshalb appelliert er an seine Branchenkollegen, gemeinsam "klare Kante" zu zeigen. Vor allem bei Dieselfahrverboten in Innenstädten wünscht er sich, dass "der Gesetzgeber noch ein bisschen besser hinschaut, was die einzelnen Städte tun". Für ihn macht es wenig Sinn, einzelne Straßen zu sperren. Er vermutet: "Es dauert nicht lang, dann meckern die Menschen in der nächsten Straße." Außerdem müssten Lkw Umwege fahren, was die Umwelt zusätzlich belaste. Auch aus der Fahrzeugindustrie fehlt ihm ein gewisses Quantum an Entschlusskraft. "Kein deutscher Hersteller äußert sich zum Thema Wasserstoff, also muss man eigene Wege gehen", stellt er schlicht fest. Deshalb spielt Weets mit dem Gedanken, sich in diesem Bereich zu engagieren, um die Verbreitung von Wasserstoff-Lkw zu pushen. In diesem Bereich möchte er nämlich mit seinem Betrieb ganz vorne dabei sein. Gerade in Norddeutschland habe man mit all den Windmühlen die Möglichkeit, Wasserstoff aus überschüssigem grünen Strom herzustellen. Fachkräfte dank Ausbildungsverbund Eine weitere Herausforderung neben dem Umweltschutz ist der derzeitige Fahrermangel. "Wenn jemand sagt, er spürt das nicht, dann weiß ich nicht, was er für einen Betrieb hat", erklärt der Geschäftsführer. Allerdings sieht er sich und sein Unternehmen auf einem guten Weg. Dabei spielt ihm zufolge vor allem der Ostfriesisch-Papenburger-Ausbildungsverbund für Logistikberufe (O.P.A.), bei dem Weets seit 2012 Mitgründer und Mitglied ist, eine große Rolle. O.P.A. ist ein Zusammenschluss mehrerer Transportunternehmen, die ihre Auszubildenden untereinander austauschen, um ihnen ein besonders breites Spektrum an Berufserfahrung bieten zu können. Auch teambildende Maßnahmen stehen ganz oben auf der Agenda - zum Beispiel ein gemeinsamer Nachmittag auf der Kartbahn. "Ich plane meinen Urlaub nach den Rennen", sagt Weets, der seit seiner Kindheit leidenschaftlicher Kartfahrer ist. Allgemein kommt das O.P.A.-Programm gut an: "Noch können wir so unsere Ausbildungsstellen jedes Jahr besetzen. Der größte Teil der Azubis bleibt nach der Ausbildung dann auch im Betrieb", berichtet Weets. Für ihn steht fest: "Das sind die Erfolge unserer kontinuierlichen O.P.A.-Messebesuche und des Konzepts, das dahintersteckt." Neben Kaufleuten für Spedition und Logistikdienstleistung, Berufskraftfahrern und Fachkräften für Lagerlogistik bildet die Weets Gruppe auch Fachinformatiker aus. Denn auch der Digitalisierung und der Industrie 4.0 schreibt das Unternehmen eine hohe Bedeutung zu. Breit aufgestellt in der Lagerlogistik "Das Kerngeschäft ist aber die Lagerlogistik", macht Weets klar. "Hinzu kommt die Montage, bei der unsere Mitarbeiter beispielsweise Innenleuchten zusammenschrauben und anschließend an die Bänder liefern", ergänzt er. Im 65.000 Quadratmeter großen Lager in Emden bauen 120 Angestellte ausschließlich Seitenverkleidungen von Autotüren für einen Lieferanten. Die derzeitige Krise in der Automobilindustrie macht Weets nach eigener Aussage aber nicht zu schaffen. "Wenn sich jemand initiativ bei uns bewirbt, dann würden wir ihm auch eine Chance geben", sagt der Manager. "Wir haben allerdings auch noch andere Kunden, nicht nur aus der Automobilindustrie", verrät er. "Wer etwas breiter aufgestellt ist, kann solchen strukturellen Änderungen auch getrost entgegensehen", ist er sich sicher. Auch den bevorstehenden EU-Austritt der Briten fürchtet der Unternehmensgründer nicht. "Wir haben mit vielen Kunden bereits Notfallpläne erstellt, falls es zu einem harten Brexit kommt", berichtet er. "Einige Firmen werden zwar darunter leiden", ist seine Vermutung, er vertraut aber auch darauf, dass sich das "irgendwann wieder einpendelt". Nachdenklich stimmen ihn allerdings die derzeitige Preisentwicklung und der damit verbundene Preiskampf in der Transportbranche. "Neue Kunden zu gewinnen - und zwar zu vernünftigen Preisen - ist im Moment nicht möglich", stellt der Gründer bedauernd fest. "Unternehmen verlangen so gut wie immer, dass du günstiger als der Wettbewerb bist, oder sie nehmen einen vorgeschlagenen Preis nur, um ihren eigenen Dienstleister zu drücken", moniert er die derzeitige Lage im Markt. Auf die Frage, was ihn und seinen Betrieb erfolgreich macht, hat der Unternehmer eine klare Antwort parat: "Seitdem ich mich selbstständig gemacht habe, bin ich mit dem Preis nie auf dem obersten oder dem untersten Level gewesen, aber wir haben Qualität geliefert." An seine Branchenkollegen gibt er diesen Ratschlag weiter. Qualität sei "das Wichtigste, womit man bei Kunden punkten kann". "Mit Sicherheit und Pünktlichkeit gewinnt man neue Auftraggeber beziehungsweise behält die alten", betont der Geschäftsmann abschließend. Mehr zum Thema unter #Unternehmensführung www.verkehrsrundschau-plus.de/hashtag In Kürze Vieles hat sich geändert, seit Jakob Weets die gleichnamige Spedition 1985 gegründet hat. Aktuell stehen der Fahrermangel und der Umweltschutz ganz oben auf der Agenda. Dazu kommt der Brexit, bei dem der genaue Ausgang nach wie vor offen ist - herausfordernde Zeiten für einen Betrieb im Transportsektor. Zahlen, Daten, Fakten Was 1985 als Einmann-Unternehmen begann, ist heute die Weets-Gruppe, zu der neben der damals gegründeten Spedition Jakob Weets die Weets Bahn Transport, die Weets Logistik Zentrale, die Vermietgesellschaft und der OMAG Service gehören. Die Gruppe hat 2019 rund 120 Millionen Euro Umsatz gemacht und beschäftigt aktuell knapp 500 Mitarbeiter, verteilt über die Standorte Emden, Hamburg, Wolfsburg und Soltau. Neben klassischen Lkw-Planentransporten bietet das Unternehmen auch Übersee- und Container-Transporte auf der Straße, der Schiene und den Binnenwasserstraßen an. Dazu kommen Dienstleistungen wie Just-in-time- sowie Just-insequence-Belieferungen für die Automobilindustrie, Warehousing und Verzollung. In Soltau betreibt die Spedition außerdem gemeinsam mit dem Soltau Logistic Center der Tietje Group ein Umschlagzentrum. Dort finden seit Juni 2018 regelmäßige Bahnverkehre im Kombinierten Verkehr (Schiene/ Straße) statt, einer Transportform, die vom Unternehmen bereits seit dem Jahr 2005 genutzt wird. ja

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