Paris. Die französische Staatsbahn SNCF will ihren Kunden wegen Umsatzeinbußen und andere Negativfolgen des mehrwöchigen Streiks im Frühjahr, der sich gegen die von der Regierung geplante Bahnreform richtete, finanzielle Entschädigung anbieten. Kleine und vor allem sehr kleine Unternehmen fürchten jetzt, dass sie bei den derzeit hierüber geführten Verhandlungen quasi leer ausgehen könnten. So berichtet der Leiter eines Bahnfrachtnutzers mit weniger als zehn Beschäftigten und fünf Millionen Euro Jahresumsatz, er habe durch den SNCF-Streik ein Viertel vom Umsatz verloren, die Staatsbahn wolle ihm aber lediglich knapp zehn Prozent davon ersetzen. Sein Unternehmen stehe jetzt vor dem Bankrott.
Auch die privaten Bahnfrachtbetreiber in Frankreich, die in der Association française du rail (AFRA) zusammengeschlossen sind, haben sich unmittelbar nach dem Streik an die zuständige SNCF Réseau gewandt und Entschädigungen verlangt. Geschädigt durch den Ausstand wurden nicht nur die Güterverkehrssparte der Staatsbahn, Fret SNCF, sondern auch deren private Wettbewerber. Und eben die Kunden im Schienengüterverkehr. Einige von ihnen erklärten nun, sie überlegten, ihre Transporte wieder auf die Straße zu verlagern. (jb)