Wiesbaden. Im vergangenen Jahr sind im deutschen Schienennetz nur 0,5 Prozent mehr Güter transportiert worden als im Jahr zuvor. Die Menge übertraf aber erstmals die Grenze von 400 Millionen Tonnen, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag berichtete. Die Güter wurden im Schnitt über eine Strecke von 323 Kilometern auf der Schiene gefahren. Die Transportleistung sämtlicher Güterbahnen stieg um 0,8 Prozent auf 129,4 Milliarden Tonnenkilometer. Das waren rund 17 Prozent der gesamten Transporte. Der größte Anteil entfällt weiter auf die Straße, wo 72 Prozent der Transportleistung erbracht werden. Eine geringere Rolle spielen die Binnenschiffe und das Flugzeug.
Die Angaben unterscheiden sich daher von denen, die das Statistische Bundesamt bereits im Juni 2018 für das Berichtsjahr 2017 veröffentlicht hatte. Mehrere der privaten Wettbewerber der Deutschen Bahn (DB) und damit mehr als ein Zehntel des gesamten Schienengüterverkehrs waren von der Behörde schlicht übersehen und nicht mitgezählt worden. „Die nachgebesserte Statistik bestätigt nun den Eindruck vieler Experten und die Erkenntnisse von Bundesnetzagentur und Bundesamt für Güterverkehr. Der Schienengüterverkehr wächst Jahr für Jahr“, sagte Ludolf Kerkeling, Vorstandsvorsitzender des Netzwerks Europäischer Eisenbahnen (NEE). Er rechnet damit, dass die Privatbahnen in 2018 beim Marktanteil die 50-Prozent-Marke erreichen.
NEE-Vorstandschef fordert Hilfe von der Politik für Verkehrsverlagerung
Der NEE-Vorstandschef ergänzte, dass die Wettbewerber der DB nicht am Niedergang ihres staatlichen Konkurrenten, sondern an der Verkehrsverlagerung von der Straße interessiert seien: Vergleiche man die nun veröffentlichten Zahlen zur Schiene mit den Schätzungen des Bundesamtes für Güterverkehr für den Lkw-Verkehr, werde der unveränderte Handlungsdruck seitens der Politik deutlich: Die Schiene sei 2017 trotz leichter Verbesserung unter 19 Prozent, die Straße mit jährlichen großen Zuwächsen deutlich über 70 Prozent Marktanteil geblieben. „Wer wirklich Verkehr von den Straßen wegverlagern und das Klima schützen will, wird viel entschiedener auf die Schiene setzen müssen“, sagte Kerkeling. (dpa/ag)