Schöne Bescherung

1 üssen Chefs eine Weihnachtsfeier ausrichten? Viele Unternehmen nutzen die Feier zum Jahresende, um der Belegschaft zu danken und das Betriebsklima zu fördern. Es liegt jedoch beim Arbeitgeber, zu entscheiden, ob er eine Weihnachtsfeier ausrichtet. Wer bisher jedes Jahr zur Weihnachtsfeier eingeladen hat, sollte dies beibehalten. Bundesarbeitsrichter sprechen von einer "betrieblichen Übung", wenn Arbeitgeber die Feier in ähnlicher Form über mindestens drei Jahre in Folge veranstalten (Urteil vom 17.9.2013, Az.: 3 AZR 300/11). Wer nicht schon bei der Einladung darauf hinweist, dass im nächsten Jahr neu entschieden wird, ob eine Betriebsfeier stattfindet oder nicht, darf die Fete nicht ausfallen lassen. 2 Ist die Weihnachtsfeier für Mitarbeiter Pflicht? Nein, die Teilnahme ist freiwillig. Wer nicht mit den Kollegen feiern möchte, muss dies nicht tun. Dies gilt auch, wenn die Fete während der regulären Arbeitszeit im Betrieb stattfindet. Weihnachtsmuffel dürfen dann nicht Feierabend machen, sondern müssen weiterarbeiten oder Urlaub nehmen. Eine Ausnahme gibt es jedoch: Ist das Arbeiten nicht möglich, weil alle Team-Kollegen mitfeiern oder die Fete lautstark im Großraumbüro steigt, ist es zulässig, nach Hause zu gehen, ohne einen Urlaubstag zu opfern oder dies mit Überstunden zu verrechnen. Der Arbeitgeber darf den Lohn nicht kürzen oder einen halben Urlaubstag abziehen. Mitarbeiter sollten aber vorher mit ihrem Chef sprechen. 3 Muss der Chef die gesamte Belegschaft einladen? Arbeitgeber dürfen nicht willkürlich einzelne Kollegen ausladen. Dies verstieße gegen den arbeitsrechtlichen Gleichbehandlungsgrundsatz. Chefs steht es aber frei, nur für eine Abteilung oder bestimmte Mitarbeiter eine Weihnachtsfeier zu organisieren. In der Praxis kommt dies selten vor, denn es schadet dem Betriebsklima und bringt steuerliche Nachteile. Die Kosten für eine betriebliche Feier sind nämlich nur steuerlich absetzbar, wenn sie der gesamten Belegschaft offensteht. 4 Zählt das gemeinsame Feiern als Arbeitszeit? Findet die Weihnachtsfeier während der regulären Arbeitszeit statt, stellen Chefs ihre Angestellten meist von der Arbeit frei. Wer mitfeiert, muss nicht arbeiten, bekommt aber auch keine Stunden gutgeschrieben. Steigt die Fete abends, handelt es sich nicht um Arbeitszeit. Chefs steht es jedoch frei, das gemeinsame Feiern als Arbeitszeit anzurechnen. Wer dies mehrere Jahre hintereinander tut, muss aufpassen. Schnell wird daraus eine betriebliche Übung, und Mitarbeiter erhalten einen Anspruch auf Vergütung. 5 Wann bleibt die Weihnachtsfeier für Arbeitgeber steuerfrei? Unternehmen können jährlich für zwei betriebliche Feiern Steuervorteile in Anspruch nehmen. Seit 2015 gilt ein Freibetrag von 110 Euro (inklusive Umsatzsteuer) pro Teilnehmer. Bis zu diesem Betrag bleibt die Weihnachtsfeier steuer- und sozialabgabenfrei. Geben Arbeitgeber für Saalmiete, Deko, Essen und Getränke, Musik, Übernachtung, Fahrtkosten und Präsente mehr als 110 Euro brutto pro Kopf aus, betrachtet das Finanzamt die darüber hinausgehenden Kosten als geldwerten Vorteil und zählt sie zum Arbeitslohn. Damit wären Steuern und Sozialversicherungsbeiträge fällig. Da niemand mitfeiert, wenn er dafür Steuern zahlen muss, übernimmt meist der Betrieb sämtliche Kosten - auch gegenüber dem Finanzamt. Die Ausgaben, die über den Freibetrag hinausgehen, können mit 25 Prozent pauschal versteuert werden und bleiben sozialversicherungsfrei. Spendiert der Chef eine Feier, die pro Mitarbeiter 140 Euro kostet, müsste er für jeden Teilnehmer 30 Euro pauschal versteuern - jeweils 7,50 Euro. Hinzu kommen der Solidaritätszuschlag sowie gegebenenfalls Kirchensteuer. Arbeitgeber dürfen die Kosten der Weihnachtsfeier zudem als Betriebskosten absetzen und Vorsteuer geltend machen. Liegen die Bruttoaufwendungen pro Teilnehmer über dem Freibetrag von 110 Euro, ist der Vorsteuerabzug ausgeschlossen. 6 Wer darf mitfeiern? Die Weihnachtsfeier muss allen Mitarbeitern offenstehen, damit das Finanzamt die Kosten als Betriebsausgaben akzeptiert. Zudem sollten überwiegend Betriebsangehörige daran teilnehmen. Partner dürfen ebenfalls eingeladen werden, allerdings gibt es für mitfeiernde Angehörige keinen Steuerbonus. Die Kosten für Begleitpersonen werden dem jeweiligen Mitarbeiter zugerechnet. Zudem will das Finanzamt wissen, wer mitgefeiert hat. Die Beamten gehen bei der Berechnung des 110-Euro-Freibetrags von den Teilnehmern und nicht von den geladenen Gästen aus. Sagen mehrere Mitarbeiter ab, ist der Freibetrag für die feiernden Kollegen schnell überschritten. Das Finanzgericht Köln widersprach im Juni dieses Jahres dieser Auffassung der Finanzverwaltung. Für die Richter war die Zahl der geladenen Gäste maßgeblich (Urteil vom 27.6.2018, Az. 3 K 870/17). Ein Musterprozess ist vor dem Bundesfinanzhof (Az. VI R 31/18) anhängig. Bis ein Urteil ergeht, sollten Unternehmen bei Streitfällen mit dem Fiskus ein Ruhen des Verfahrens beantragen. 7 Wie teuer dürfen Geschenke für die Mitarbeiter sein? Überreichen Chefs Präsente bei der Weihnachtsfeier, sind diese sowie Verlosungsgewinne in die Berechnung des 110-Euro-Freibetrags einzubeziehen. Sind die Gesamtkosten höher, zahlen Arbeitgeber für den darüber hinausgehenden geldwerten Vorteil ihrer Mitarbeiter pauschal 25 Prozent plus Soli und eventuell Kirchensteuer an das Finanzamt. Gibt es die Geschenke aber erst Wochen nach der Feier, entfallen der Zusammenhang mit der Betriebsveranstaltung und damit auch der Steuervorteil. Steuer- und abgabenfrei bleiben die Präsente dann nur, wenn ihr Wert unter der monatlichen Sachbezugsgrenze von 44 Euro liegt. Diese Grenze gilt auch, wenn Chefs Weihnachtsgeschenke verteilen, aber keine Feier ausrichten. Bekommen Mitarbeiter bereits Jobtickets oder andere Sachleistungen, zählt die Weihnachtsgabe zum steuerpflichtigen Arbeitslohn. Fällt das Geschenk teurer aus, ist der gesamte Betrag als geldwerter Vorteil zu versteuern, es sei denn, der Arbeitgeber übernimmt die Pauschalsteuer von 25 Prozent. 8 Müssen alle Kollegen eigentlich Geschenke bekommen? Nein, wer nicht zur Feier kommt, hat keinen Anspruch auf Geschenke, die im Rahmen der Weihnachtsfeier überreicht werden. Dies entschied das Arbeitsgericht Köln (Urteil vom 9.10.2013, Az.: 3 Ca 1819/13). Arbeitgeber sollten darauf hinweisen, dass es die Geschenke speziell zu diesem Anlass gibt und jedes Jahr neu darüber entschieden wird. Andernfalls entsteht auch hieraus eine betriebliche Übung. 9 Welche Regeln gelten beim Feiern? Beim Feiern sollten Beschäftigte nicht über die Stränge schlagen, denn es gelten dieselben arbeitsvertraglichen Nebenpflichten und Benimmregeln wie im normalen Arbeitsalltag. Belästigungen, Beleidigungen und Handgreiflichkeiten sind tabu. Wer zu viel trinkt und sich danebenbenimmt, muss mit einer Abmahnung, in schweren Fällen sogar mit einer fristlosen Kündigung rechnen. Auch wer am nächsten Arbeitstag zu spät kommt oder blaumacht, um seinen Rausch auszuschlafen, muss mit arbeitsrechtlichen Konsequenzen rechnen. 10 Sind Unfälle versichert? Organisiert die Firma die Weihnachtsfeier für alle Beschäftigten, sind Unfälle über die gesetzliche Unfallversicherung abgesichert. Damit die Fete als Betriebsveranstaltung durchgeht, musste die Geschäftsleitung selbst oder ein Vertreter daran teilnehmen. Das Bundessozialgericht entschied, dass Versicherungsschutz selbst dann besteht, wenn die Unternehmensleitung nicht persönlich teilnimmt oder einzelne Abteilungen gemeinsam das Jahr ausklingen lassen (Urteil vom 5.7.2016, Az.: B 2 U 19/14 R). Versichert sind nur Unfälle während der offiziellen Feier sowie der direkte Hin- und Rückweg. Unfälle unter Alkoholeinfluss sind nicht versichert. Ist die Feier offiziell zu Ende, oder haben die meisten Teilnehmer die Party verlassen, endet der betriebliche Versicherungsschutz. Selbst wenn der Chef noch mit einigen Kollegen im kleinen Kreis weiterfeiert, kann dies bereits Privatvergnügen sein (Urteil vom 26.2.2008, Az.: L 3 U 71/06). Mehr zum Thema unter Unternehmensführung www.verkehrsrundschau.de/dossiers

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