Hamburg. Die Sanierung des Alten Elbtunnels zwischen St. Pauli und Steinwerder wird nochmals teurer. Für die laufenden Arbeiten an der östlichen Röhre des Baudenkmals werde nun ein Betrag von 59,7 Millionen Euro angesetzt, teilte Wolfgang Hurtienne, Geschäftsführer der Hafenbehörde HPA, am Freitag in der Hansestadt mit. Das ist nochmals eine Steigerung von mehr als 12 Millionen Euro gegenüber der letzten Kostenschätzung von 2013. Ursache seien unvorhersehbare Probleme und Überraschungen, die erst während der Bauarbeiten auftraten. „Die Herausforderung ist riesengroß“, sagte Hurtienne.
Der 426 Meter lange Alte Elbtunnel wurde vor mehr als 100 Jahren geplant und gebaut. Genaue Bauunterlagen oder Dokumentationen der verwendeten Materialien gibt es nicht. So stellte sich im Zuge der Bauarbeiten heraus, dass der verwendete Beton viel härter war als gedacht. Oder dass die Fugen in der äußeren Stahlhülle des Tunnels mit Blei ausgekleidet wurden, das mittlerweile korrodiert war. Deshalb mussten die Arbeiter mit Atemschutzgeräten ausgestattet und die Bauarbeiten unter erhöhten Sicherheitsvorkehrungen weitergeführt werden. Die Fahrbahn erwies sich als giftstoffbelastet. Und am Boden des Tunnels fanden die Sanierer überraschend schwere Stahlbrammen, die als zusätzlicher Ballast in den Tunnel eingebaut wurden, um Auftrieb zu verhindern.
Das alles und weitere Probleme hat die Arbeiten enorm verzögert und verteuert. Nach den ursprünglichen Plänen sollte der Alte Elbtunnel schon 2011 zu seinem 100. Jubiläum fertig saniert sein. „Wir haben deutlich mehr Personen und Arbeiter einsetzen müssen als geplant“, sagte Hurtienne. „Dieser zusätzliche Aufwand war nicht vorhersehbar.“ Die HPA habe auch Alternativen geprüft. „Aber uns fällt keine andere Methode ein, wenn man das Bauwerk erhalten will.“ Ein ähnlicher Tunnel im schottischen Glasgow wurde bereits in den achtziger Jahren verfüllt. Dort existiert noch ein alter Fußgängertunnel unter dem Fluss Clyde, der aber nicht öffentlich zugänglich ist.
Die Sanierung der Oströhre soll nun 2017 abgeschlossen sein. Anschließend wird die Weströhre in Angriff genommen; Kostenschätzungen dafür existieren noch nicht. Durch die Erfahrungen mit der Oströhre hoffen die Projektleiter auf weniger Überraschungen. Die Weströhre wurde jedoch im Krieg beschädigt, was wiederum zu anderen Kosten führen könnte. Während die HPA die Kosten der Sanierung der Oströhre aus ihrem eigenen Etat bestreiten muss, gibt es für die Weströhre Hilfe vom Bund. Aus Mitteln des Denkmalschutzes steht ein Betrag von rund 20 Millionen Euro in Aussicht. Die Gesamtkosten für beide Röhren dürften am Ende die Marke von 100 Millionen Euro überschreiten. (dpa)