Bonn. Die Deutsche Post hat zum Auftakt der Tarifverhandlungen mit Verdi überraschend ein Konzept zur Arbeitszeitverkürzung vorgelegt. „Wir haben die Forderung der Gewerkschaft nach einer Verkürzung der Wochenarbeitszeit für die 130.000 Tarifbeschäftigten von 38,5 auf 36 Wochenstunden aufgegriffen und wollen diese weiter flexibilisieren“, sagte ein Unternehmenssprecher am Donnerstag in Bonn. Dazu gehört, je nach Wunsch, eine weitere Verringerung bis auf 34 Stunden oder eine Aufstockung bis zu 41 Wochenstunden. Die Verdi-Forderung nach vollem Lohnausgleich klammerte das Management aber aus.
Entsprechend verärgert reagierte Verdi-Verhandlungsführerin Andrea Koscis: „Die Post war nicht bereit, ein Angebot zur Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich zu unterbreiten.“ Damit sei in der ersten Runde keine Grundlage für konstruktive Verhandlungen gefunden worden. Vielmehr habe das Unternehmen versucht, den Vertragsbruch zu rechtfertigen.
Die Gewerkschaft hält dem gelben Riesen nämlich vor, mit der Gründung von regionalen Gesellschaften im Paketgeschäft gegen tarifliche Vereinbarungen über die Fremdvergabe in der Paketsparte zu verstoßen. In den Gesellschaften hat das Unternehmen bereits mehrere Tausend Mitarbeiter, die bei der Post bislang befristet beschäftigt waren, dauerhaft eingestellt. Die Bezahlung richtet sich dabei nicht nach dem Haustarif, sondern nach dem jeweils regional gültigen Tarif des Logistikgewerbes.
Die Personalchefin der Post, Melanie Kreis, nannte die Vorschläge des Unternehmens eine „neue Form der Arbeitszeit-Souveränität“. Sie entspreche zudem den Anforderungen der sich wandelnden Lebensumstände der Mitarbeiter. „Unser heutiger Vorschlag bietet nun die Möglichkeit für jeden Einzelnen, seine Arbeitszeit den eigenen Wünschen und persönlichen Bedingungen entsprechend zu gestalten“, sagte Kreis. Den nächsten Verhandlungstermin haben die Tarifpartner am 14. April in Berlin angesetzt. (dpa)