La Paz. In Südamerika soll eine Bahnlinie vom Atlantik zum Pazifik entstehen. Das auch von der deutschen Bundesregierung forcierte Jahrhundertprojekt wird jetzt offenbar konkreter. Auch Brasilien habe Interesse und den Willen zur Mitarbeit, sagte der Wirtschaftskoordinator für Südamerika im brasilianischen Außenministerium, João Carlos Parkinson de Castro, nach einem Treffen in La Paz. Dort fanden Beratungen von fünf interessierten Staaten unter Beteiligung Deutschlands statt.
Geplant ist eine 3750 Kilometer lange Strecke vom brasilianischen Hafen in Santos über Bolivien bis nach Ilo in Peru, um Güter schneller nach Europa und Asien zu bekommen. Die Strecke soll durch die Tropen und über die Anden führen – allerdings gibt es hier bisher kaum Schienentrassen. Boliviens Präsident Evo Morales sagte. „Wir sind davon überzeugt, dass der Bioceanico-Zug zwischen Brasilien, Bolivien und Peru der Panamakanal des 21. Jahrhunderts wird.“
Deutsche Unternehmen wollen sich beteiligen
„Das ist ein gewaltiges Projekt“, sagte Verkehrsstaatssekretär Rainer Bomba. Er wurde von einer deutsch-schweizerischen Unternehmensdelegation aus dem Eisenbahn- und Banksektor begleitet, zudem von Tunnelbohr- und Infrastrukturexperten. Deutsche und Schweizer Firmen haben großes Interesse an einer Teilnahme an dem Projekt. Bomba betonte, jetzt müsse noch die Finanzierung geklärt werden.
Die Kosten werden von Bolivien auf 14 Milliarden Dollar (13 Mrd Euro) geschätzt. Das Land setzt bei der Finanzierung auch auf Kapital aus Deutschland und der Schweiz. Bisher war die Beteiligung Brasiliens unklar, weil es ein ähnliches Projekt für einen „Ozean-Zug“ mit China favorisierte. Hier würde die Strecke aber an Bolivien vorbei mitten durch sensibles Amazonas-Gebiet führen, was umstritten ist. Bolivien hat keinen Meerzugang und ist daher der große Treiber des Projekts.
Der bolivianische Minister für öffentliche Arbeiten, Milton Claros, begrüßte die Bereitschaft Brasiliens zur Mitarbeit. Parkinson de Castro betonte aber, wichtig sei eine „Harmonisierung von Zollfragen“, um einen reibungslosen Verkehr durch die drei Länder sicherzustellen. Auch Vertreter Uruguays und Paraguays nahmen an den Beratungen teil Beide Länder würden ebenfalls vom verbesserten Güterverkehr profitieren, der lange Schiffspassagen um Südamerika herum künftig ersparen soll. (dpa)