"Oldie" reloaded

DAF schickt seine Golden Oldies CF und XF mit einer Frischzellenkur in Form eines Facelifts in die nächste Runde. Bei den Fahrern ist vor allem der XF - dessen Rohbau auf das Jahr 1987 (!) zurückgeht - wegen seiner geräumigen Super-Space-Cab-Kabine und hohem Fahrkomfort sehr beliebt. Damit er wie auch der CF aber im Alter ihre Fans nicht vergraulen, haben die Eindhovener sie aufgehübscht: Neue Innenraumfarben, neue Innenraumbeleuchtung, besser ablesbare Skalen für die Instrumente sowie die Anzeige der Restlenkzeit in der Fahrerinformationsanzeige sind ebenso neu wie von der Werkstatt gegeneinander austauschbare Schaltergruppen, das neue Heizungs- und Klimasystem und die gediegene Ausstattungsvariante "Exclusive". Auch außen legten die Niederländer Hand an, wenn auch so dezent, dass selbst DAF-Fans zweimal hinsehen müssen, um alt von neu zu unterscheiden. Das gelingt eigentlich nur anhand der beiden neuen "Pausbäckchen" in der silbernen Spange des Kühlergrills und der überarbeiteten Sonnenblende, die aerodynamische Vorteile bieten soll. Zusätzlich strahlt dem Fahrer im XF das Markenemblem im Türschweller entgegen. Damit neben den Fahrern auch die Unternehmer Spaß an den überarbeiteten Herrschaften haben, lockt DAF mit einer neuen Motorbremse, längeren Betriebszeiten, 100 Kilogramm Nutzlastgewinn und im Schnitt sieben Prozent geringerem Kraftstoffverbrauch. "Sieben Prozent sind die größte Reduktion in der DAF-Geschichte. Was an Verbesserungen auf einfachem Weg zu holen war, hatten wir längst umgesetzt. Jetzt haben wir uns an die Detailverbesserungen gemacht", erklärt Raoul Wijnands, Manager Testing bei DAF. Kompaktere und leichtere Abgasbox Wijnands rechnet vor, wie die Oldies genügsamer geworden sind. 0,1 Prozent soll das neue System zur Abgasnachbehandlung (EAS) bringen. Es wurde zudem kleiner (40 Prozent weniger Volumen) und 50 Kilo leichter als sein Vorgänger. Die kompakteren Abmessungen sorgen dafür, dass das EAS schneller seine Betriebstemperatur erreicht und so zu einem niedrigeren Verbrauch beiträgt. Zudem lässt es mehr Raum am Fahrgestell für die Montage von Anbauteilen wie Kranstempeln oder Werkzeugfächern. Durch zusätzliche Abspeckmaßnahmen an Motor und Fahrgestell soll das Gewicht des CF und XF um insgesamt 100 Kilo gesunken sein. Standheizung mit Restwärmenutzung Weitere 0,2 Prozent Verbrauchseinsparung gehen auf das Konto des neuen Heizungs- und Klimasystems. Die Klimaanlage kühlt die Luft nur so weit ab, wie es für die gewünschte Temperatur notwendig ist. Zudem nutzt die Standheizung erst die Restwärme des Motors, bevor sie Diesel verbrennt. Die Aerodynamik will man um 0,5 Prozent verbessert haben. Neben der eingangs erwähnten neuen Sonnenblende, die näher an die Windschutzscheibe rückte, schloss DAF beim XF auch die Schlitze oberhalb der Scheinwerferabdeckungen. Gleiches gilt für den oberen Teil des Kühlergrills (Ausnahme: 530 PS-Version). Fahrtwind, der dort hindurchgeht, wird über neue Luftabweiser zum Kühler geleitet, um die Kühlleistung zu verbessern. Zusätzlich bekam der XF windschlüpfrigere Radkastenverlängerungen spendiert. Dass bei einem modernen Lkw nichts ohne Programmierer geht, beweist die nächste Sparmaßnahme. Um weitere 1,6 Prozent soll die neue Software für den Antriebsstrang den Verbrauch senken, indem sie das Zusammenspiel von Motor, Getriebe und Tempomatfunktionen verbessert. Ersonnen haben die Programmierer "Dynamik Cruise", das ohne Häkchen in der Aufpreisliste zum Standard gehört. Es nutzt den Neigungssensor im Getriebe und passt das Drehmoment an Steigungs- und Gefällestrecken an. Der topografieabhängige Tempomat (PCC) schaut jetzt 2,5 statt nur 1,5 Kilometer voraus und arbeitet so besser mit der Eco-Roll-Funktion zusammen. Wo früher Kuppen im Schubbetrieb überrollt wurden, geht das Getriebe jetzt in "neutral", sobald Masse und Geschwindigkeit ausreichen, um die Kombination über den Hang zu schieben. Der so erhöhte Eco-Roll-Anteil soll nochmals bis zu 2,4 Prozent bringen. ZF-Traxon-Schaltung serienmäßig Noch mehr als von der Software verspricht sich DAF von der Hardware. Statt der bisherigen AS-Tronic arbeitet in CF und XF nun das ZF-Traxon-Getriebe, welches den Verbrauch um 1,7 Prozent mindern soll. Im Standard kommt es mit zwölf Gängen, ist optional aber auch mit 16 Fahrstufen erhältlich. Das neue Getriebe schaltet schneller und weicher als sein Vorgänger. Zudem verrichtet es seinen Dienst leiser. Wer automatisierten Lösungen trotzdem noch immer misstraut und lieber selbst Hand anlegt, bekommt auch eine manuelle 16-Gang-Schaltung. Ergänzend zum Getriebe legte DAF bei den Hinterachsen nach. Neu ins Programm kam die SR 1344 mit vier wählbaren Übersetzungen von 2,05, 2,21, 2,38 und 2,47. Bei der bestehenden SR-1347-Hinterachse kam zudem eine 2,39er-Übersetzung hinzu. Die neuen Achsen sollen das Drehzahlniveau und damit den Verbrauch senken, DAF spricht von 1000 bis 1040 Touren bei 85 km/h Reisetempo. Gefeilt haben die Eindhovener Ingenieure auch an den Zahnprofilen. So haben sie die Reibung zwischen den Rädern verringert, was ebenfalls zu niedrigerem Spritverbrauch beitragen soll. Gleiches gilt für die überarbeiteten Paccar MX-11 und MX-13 Motoren (siehe Kasten unten). Die Sechszylinder werden mittels neuem Turbolader, überarbeiteter Abgasrückführung und neuer Ventilsteuerung nun effizienter beatmet. Im Brennraum verbesserten die Entwickler das Temperaturmanagement durch neue Kolben, Einspritzdüsen und die besagte Software. Zudem setzen die Ingenieure auf ein höheres Verdichtungsverhältnis. Von anderen Herstellern kennt man zudem die bedarfsgerecht gesteuerten Komponenten wie Lenkungs-, Öl- und Kühlflüssigkeitspumpen. Sie ersetzen die alten Fixhubpumpen und fördern nur noch so viel der jeweiligen Flüssigkeit, wie auch benötigt wird, statt konstant auf Anschlag zu laufen. Gleichzeitig erstarkten beide Aggregate in Leistung und Drehmoment, der MX-11 legte um zehn, der um 2,1 Liter größere MX-13 um 20 PS zu. Wichtiger sind jedoch die ebenfalls gestiegenen Drehmomente, die je nach Motortyp um 50 bis 200 Newtonmeter nach oben korrigiert wurden und in der neuen Motorgeneration bereits bei 900 Umdrehungen pro Minute anliegen. Und damit 100 Umdrehungen früher als bislang. Einzige Ausnahme macht die auf 530 PS erstarkte Top-Motorisierung, deren Drehmomentmaximum weiterhin "erst" bei 1000 Touren anliegt. Über ein von DAF Multi-Torque genanntes System werden außerdem im höchsten Gang zusätzliche 100 bis 150 Newtonmeter freigesetzt. Damit kann länger im höchsten Gang gefahren werden, wodurch die Drehzahlen entsprechend sinken. Motorbremsen mit höherer Leistung Neben dem Antriebsdrehmoment und der -leistung des Motors haben auch die Motorbremsen von MX-11 und MX-13 an Power zugelegt. Dazu verfügen die Aggregate ab sofort über eine Motorbremse mit Einzelventilauslösung. Bei einer geringeren Drehzahl wird hierdurch eine höhere Bremsleistung erzielt. Das Leistungsvermögen des MX-11 stieg um zehn Prozent auf maximal 463 PS. Das Drehmoment soll im Bereich zwischen 1200 und 1500 Umdrehungen pro Minute um 20 Prozent gestiegen sein. Zwischen 1000 und 1450 U/min liefert die neue MX-13-Motorbremse zusätzlich 20 Prozent Bremsleistung. Die maximale Bremsleistung liegt dagegen weiterhin bei 490 PS bei 2100/min. Freuen wird die Kunden auch, dass DAF die Serviceintervalle weiter streckt. Vor allem der MX-13 darf nun bis zu 200.000 Kilometer ohne Schmierstoffwechsel rollen. Beim kleineren MX-11 beschränken die Niederländer das Intervall dagegen auf bis zu 150.000 Kilometer. Alle Neuerungen in Summe sollen den Verbrauch von CF und XF um bis zu 7,1Prozent nach unten korrigieren. Ob das realistisch ist, ließ sich bei der Fahrvorstellung in den Niederlanden noch nicht klären. Klarheit wird erst die Fahrt über die genormte VerkehrsRundschau-Testrunde in Begleitung des Referenz-Lkw bringen. Neben dem Hauptthema Spritverbrauch soll das weiterentwickelte Aufbauherstellermodul (BAM - Body Attachment Module) die Aufbauzeit verringern. Über den neu gestalteten Fahrgestellüberhang sollen sich Anbauten wie Ladebordwände und speziell vorbereitete Installationsplatten für Kastenaufbauten und Krane schneller montieren lassen. Produktionsstart im Sommer Die neuen DAF CF- und XF-Modelle gehen ab Sommer 2017 in folgenden Konfigurationen in Produktion: 4x2-Sattelzugmaschinen und Fahrgestelle, 6x2-Sattelzugmaschinen mit Vorlaufachse sowie 6x2-Sattelzugmaschinen mit einfach bereifter Nachlaufachse. Im Herbst sollen weitere Versionen folgen. Wie alter Wein legen auch die gereiften CF und XF im Preis zu. Um wie viel sich DAF die gelifteten Oldies vergolden lassen will, verraten die Niederländer aber nicht. "Die Preise machen die Händler", erklärt Testing-Manager Raoul Wijnands. Alle Tests und Fahrberichte für Abonnenten www.verkehrsrundschau.de/testdatenbank

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