Wien. Eine flächendeckende Lkw-Maut in Österreich hätten alle Konsumenten zu tragen, prognostiziert Andreas Bayer, Geschäftsführer REWE International Lager & Transport in Wiener Neudorf, als Reaktion auf die derzeit heftige Diskussion um dieses Thema. Speziell im Vergleich mit Deutschland werde von Interessenvertretungen, der Arbeiterkammer Österreich und der SPÖ, unter dem Schlagwort „Österreich-Aufschlag” immer wieder auf höhere Endverbraucherpreise bei Lebensmitteln verwiesen. „Diesen sogenannten „Österreich-Aufschlag” gibt es nicht, sehr wohl gibt es aber in Österreich Mehrkosten gegenüber Deutschland, die unter anderem aus bereits heute höheren Transport- und Logistikkosten bestehen”, sagt Bayer.
Aus Sicht der österreichischen Industriellenvereinigung wird eine solche Maut als „standortpolitischer Unsinn” völlig abgelehnt. Eine solche Maut wäre ineffizient, da sie neben der Verteuerung des Transports den ländlichen Raum benachteiligen und gleichzeitig auch nicht zu einer Verlagerung auf die Schiene führen würde. Christof Kastner, ein Getränkehändler mit 800 Mitarbeitern in der Grenzregion Waldviertel an der tschechischen Grenze rechnet vor, dass er mit 74 eigenen Lkw derzeit pro Jahr 250.000 Euro für Lkw-Maut auf Autobahnen bezahlt. Im Fall einer Flächenmaut würden die Mautkosten zusätzlich um 750.000 Euro pro Jahr steigen. Kastner: „Die Flächenmaut killt die Wirtschaft in den Regionen”, weil mit der Maut gerade regionale Firmen, die jede Menge Jobs sichern, extrem benachteiligt würden.
Auch der österreichische Lebensmittelhändler Spar sieht Transportkosten als Teil der Produktkalkulation - „und wenn sich die Transportkosten erhöhen, dann erhöhen sich auch die Produktpreise. Manchmal nicht sofort, aber letztendlich doch”, ist für Spar-Sprecherin Nicole Berkmann klar. Die Arbeiterkammer und die Regierungspartei SPÖ forcieren die Einführung einer Flächenmaut und sprechen von Preiserhöhungen von maximal 0,8 Prozent. Die Wirtschaftskammer Österreich hingegen hat errechnet, dass die Preise um mindestens drei Prozent steigen werden, im Worst-Case-Szenario sogar bis zu acht Prozent. (mf)